Sundbach (Aare)

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Sundbach
Sundgrabe, Suldbach
Sundbach mit Schutzbauwerk

Sundbach mit Schutzbauwerk

Daten
Gewässerkennzahl CH: 535
Lage Voralpen

Schweiz Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Aare → Rhein → Nordsee
Quelle Alp Chüematte unter dem Güggisgrat
46° 43′ 21″ N, 7° 49′ 2″ O
Quellhöhe ca. 1675 m ü. M.
Mündung bei Sundlauenen in den ThunerseeKoordinaten: 46° 41′ 3″ N, 7° 47′ 42″ O; CH1903: 627254 / 170383
46° 41′ 3″ N, 7° 47′ 42″ O
Mündungshöhe 558 m ü. M.
Höhenunterschied ca. 1117 m
Sohlgefälle ca. 21 %
Länge 5,2 km
Einzugsgebiet 9,68 km²
Abfluss[1]
AEo: 9,68 km²
an der Mündung
MQ
Mq
630 l/s
65,1 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Maichplatzgrabe, Schwellegräbli, Schwarzbach
Rechte Nebenflüsse Balmgräbli, Eselgrabe, Märegrabe, Inner Abgschlächtgrabe, Üsser Abgschlächtgrabe, Biregrabe, Hälteligrabe, Schwendigräbli,
Gemeinden Beatenberg

Der Sundbach ist ein gut fünf Kilometer langer Wildbach im Kanton Bern, der bei Sundlauenen in den Thunersee mündet. Er ist somit ein Zufluss der Aare im Flussgebiet des Rheins. Mit seinen zahlreichen Nebenbächen entwässert er einen grossen Teil der Gemeindefläche von Beatenberg. Er ist ein steiles, kleines Fliessgewässer der montanen, karbonatischen Alpennordflanke.[2]

Das am Unterlauf des Sundbachs tief in den Berghang eingeschnittene Erosionstal wird Sundgrabe genannt. Während der Abfluss im Gerinne bei Trockenheit fast ganz versiegen kann, bildet der steile Wildbach wegen der nach starken Niederschlägen plötzlich auftretenden Murgänge ein besonders grosses flussbauliches Problem in der Thunerseeregion. Weil sich im Sommer oft das Bild des ausgetrockneten Bachgrabens bietet, wird das Gewässer selbst manchmal statt «Sundbach»[3] als «Sundgrabe» bezeichnet.[4]

Kleine, oft trockenliegende Bachläufe werden mundartlich in der Verkleinerungsform als «Gräbli» bezeichnet, so wie das auch bei einigen Nebengewässern des Sundbachs der Fall ist.

Am Rand des vom Sundbach am Thunersee geschaffenen Schwemmfächers liegt die kleine Ortschaft «Sundlauenen». Diese Bezeichnung ist eigentlich ein Flurname für das Flussdelta am See. Die vom See aus gut erreichbare Siedlung ist wegen der Nähe zur seit dem Mittelalter als Wallfahrtsort und später als Reiseziel berühmten Beatushöhle bedeutend. Der alte «Pilgerweg» überquert den Sundbach kurz vor der Mündung in den Thunersee.[5] Der Namensteil «Sund» wird als Bezeichnung für einen gegen Süden ausgerichteten Hang erklärt;[6] der im Berner Oberland verbreitete Ortsname «Lauenen» (vom romanischen Wort lavina) bezieht sich hier auf die im Tal des Sundbachs häufigen Erosionsereignisse wie Murgänge.

Das Ortsnamenbuch des Kantons Bern diskutiert allerdings die Möglichkeit, dass die Namen «Sundbach» und «Sundgrabe» erst in jüngerer Zeit aufgekommen und in einem namensgeschichtlichen Zusammenhang mit dem schon früher erwähnten Gewässernamen «Sulpach» stehen könnten.[7] Dieser Name steht für «Suldbach», wie der Oberlauf des Wildbachs auf frühen Landeskarten der Schweiz auch bezeichnet ist und wie man ihn gelegentlich noch heute nennt.[8][9] Der Beatenberger «Suldbach» ist nicht zu verwechseln mit dem Suldbach, auch einfach «Suld» genannt, der als Nebenbach der Kander das Suldtal südlich des Thunersees entwässert.

Das Quellgebiet des Sundbachs liegt auf etwa 1675 m ü. M. im Gebiet der Alp Chüematte. Das in letzter Zeit stark verbuschte Alpgebiet gehört zur grösseren Gemmenalp, die südöstlich des Güggisgrats liegt.[10] Die Zufahrtsstrasse zu den Bergweiden führt vom Dorf Waldegg aus östlich des Sundbachtals auf die Höhe. Die Quellbäche des Sundbachs entspringen im Moorgebiet «Chüematte», das im Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung aufgeführt ist.[11] Die an Moorflächen reiche Flysch-Landschaft im Gebirge über Beatenberg ist ein Teil der grösseren Region «Habkern/Sörenberg», die als Moorlandschaft von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung gilt.[12] Der «Richtplan Landschaft» der Gemeinde Beatenberg regelt den Unterhalt der Moorflächen.[13]

Unterhalb der Chüematte verläuft der Sundbach durch das Tal «Rischere» in südsüdwestlicher Richtung. Das Bergtal ist dort durch die hohe Felsstufe der «Burgfeldflüe» von den darüber liegenden Alpen getrennt, während es sich gegen Süden mit einem weniger steilen Hang im Wychelmooswald gegen Waldegg hin öffnet. Der Bach bildete in früheren Jahrhunderten die Grenze zwischen den Bäuerten (Gütergemeinden) Beatenberg im Westen und Waldegg-Rufenen im Osten.[14] Mehrere ältere und neue Brücken überqueren den Sundbach auf diesem Abschnitt, wo bei Waldegg das Schwellegräbli und das Ellbogegräbli in den Sundbach münden. Das gegen Süden ausgerichtete Weidegebiet «Bödeli» auf der rechten Seite des Sundbaches ist im Inventar der Trockenwiesen von nationaler Bedeutung registriert.[15]

An der Spirenwaldstrasse, einer Kantonsstrasse, die zwischen Waldegg und Beatenberg den Sundbach mit der Sagigrabenbrücke überquert, steht das historische Sägewerk von Waldegg.[16] Seinetwegen wird der Sundbach an dieser Stelle auch «Sagigraben» genannt. Der Kanton Bern lässt als Ersatz der alten, 1977 gebauten Brücke zwischen 2023 und 2025 eine neue, 148 Meter lange Strassenbrücke mit einem weiteren Kurvenradius über den Bachgraben errichten.[17]

Unter der Kantonsstrassenbrücke beginnt der stark in den Berghang eingeschnittene Bachabschnitt. Über dem Kalkfelsen der Helvetischen Decken, aus dem die Berner Voralpen in dieser geologischen Zone bestehen, liegen mächtige Schichten von Moränen und andern Ablagerungen des ehemaligen Aaregletschers, die stark erosionsgefährdet sind. Der Sundbach und seine Zuflüsse haben seit dem Eiszeitalter grossflächige Hangrutschungen und Rüfen verursacht, deren Sedimente das Flussdelta am Thunersee aufgebaut haben. Auf der kurzen Strecke von 2,5 Kilometern fällt die Bachsohle von 1200 m ü. M. bis auf 558 m ü. M. am Seeufer. Dieser schwer zugängliche Einschnitt mit dem Namen «Sundgrabe» ist an zahlreichen Stellen gegen die weitere Erosion mit Sperrbauwerken gesichert worden.

Bachbett des Sundbachs auf dem Flussdelta am Thunersee

Von Sundlauenen aus überwindet ein alter Fussweg[18] den steilen Berghang nach Beatenberg hinauf. Auf der Höhe von 770 m ü. M. überquert der Pfad den Sundgrabe nahe beim Standort eines ehemaligen Stegs von 1918, der bei einem grossen Murgang 2012 zerstört wurde, auf der fünf Jahre nach diesem Ereignis gebauten, 80 Meter langen Panoramabrücke Beatenberg.[19] Mit der «Hängebrücke Sundbach» überquert auch die Abwasserleitung von Beatenberg an dieser Stelle den Sundgrabe.[20] Die Brücke ist ein Bauwerk an einer Nebenroute des Panorama-Rundwegs um den Thunersee.[21]

Unter dem Bergvorsprung «Ruchebüel» tritt der Sundbach aus dem Erosionstal in die Uferzone am Thunersee hinaus. Über den vom Bach geschaffenen Schwemmkegel mündet neben dem Sundbach auch der Fitzligrabebach in den See. Gemäss dem Naturgefahrenkataster der Gemeinde Beatenberg befinden sich das Gebiet und die Ortschaft Sundlauenen mit der Staatsstrasse, die von Thun nach Interlaken führt, in einem besonders stark durch Hochwasser gefährdeten Bereich. Grosse Schutzbauten befinden sich neben dem Bachgraben östlich der Häuser von Sundlauenen. Die Gemeinde, die Schwellenkorporation von Beatenberg und der Kanton Bern reparierten die nach dem Hochwasser und Murgang vom 2. Januar 2012 an den Kunstbauten im Bachgraben entstandenen Schäden[22] und errichteten 2016 bis 2018 die neue Staatsstrassenbrücke und hohe Schutzdämme bei Sundlauenen.[23] Auch das Bachbett des Fitzligrabens in Sundlauenen wurde nach 2012 verbaut.[24]

Der 5,2 km lange Lauf des Sundbachs endet ungefähr 1117 Höhenmeter unterhalb der Quelle seines Hauptoberlaufs Schwandgraben, er hat somit ein mittleres Sohlgefälle von etwa 21 %.

Das 9,68 km² grosse Einzugsgebiet des Sundbachs liegt in den Berner Voralpen und wird durch ihn über den Thunersee, die Aare und den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es grenzt

  • im Nordosten und Osten an das Einzugsgebiet des Lombachs, der in den Thunersee mündet
  • im Südosten an das des Thunersees direkt
  • im Südwesten und Westen an das des Fitzligrabes, der ebenfalls in den Thunersee mündet und
  • im Nordwesten an das des Thunersee-Zuflusses Grönbach

Das Einzugsgebiet besteht zu 59,0 % aus bestockter Fläche, zu 30,1 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 5,2 % aus Siedlungsfläche und zu 5,7 % aus unproduktiven Flächen.

Die mittlere Höhe des Einzugsgebiets beträgt 1459 m ü. M.[25]

  • Schwandgraben (linker Quellbach, Hauptstrang), 0,7 km
  • Balmgräbli (rechter Quellbach, Nebenstrang), 0,4 km
  • Eselgrabe (rechts), 1,1 km
  • Märegrabe (rechts), 1,3 km
  • Inner Abgschlächtgrabe (rechts), 1,3 km, 0,60 km²
  • Maichplatzgrabe (links), 0,6 km
  • Üsser Abgschlächtgrabe (rechts), 0,7 km
  • Schwellegräbli (links), 1,3 km
  • Ellbogegräbli (links), 0,6 km
  • Biregraben (rechts), 2,0 km, 1,75 km²
  • Schwarzbach (links), 1,2 km
  • Hälteligrabe (rechts), 1,4 km
  • Schwendigräbli (rechts), 1,5 km

An der Mündung des Sundbachs in den Thunersee beträgt seine modellierte mittlere Abflussmenge (MQ) 630 l/s. Sein Abflussregimetyp ist nival de transition[26] und seine Abflussvariabilität[27] beträgt 19.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ) des Sundbachs in l/s[1]
Commons: Sundbach (Aare) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Mittlere Abflüsse (m³/s) und Abflussregimetyp für das Gewässernetz der Schweiz (Bundesamt für Umwelt, BAFU)
  2. Fliessgewässertypisierung der Schweiz: Gewässertyp Nr. 24 (PDF; 592 kB).
  3. Landeskarte der Schweiz.
  4. So im Geoportal des Kantons Bern.
  5. Via Jacobi auf SchweizMobil.
  6. Josef Leopold Brandstättter: Beiträge zur schweizerischen Ortsnamenkunde. Teil 4. In: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz. 55. Jg., 1900, S. 261–280.
  7. Thomas Franz Schneider (u. a.): Ortsnamenbuch des Kantons Bern. Teil 6 (Se–Di/Ti): Alter Kantonsteil. Tübingen 2020.
  8. Start zum Bau der neuen Sagigrabenbrücke. In: Jungfrau Zeitung. 1. August 2022.
  9. Das Gewässer heisst «Suldbach». In: Kulturlandschaftspreis Oberland-Ost auf kulturlandschaftspreis.ch, abgerufen am 27. Juni 2023.
  10. Alp Portrait Gemmenalp auf alporama.ch, abgerufen am 29. Juni 2023.
  11. Objektblatt BE3553 «Chüematte» im Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung.
  12. Objektblatt BE,LU13 im Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung.
  13. Vorschriften zum Richtplan Landschaft. Einwohnergemeinde Beatenberg, 14. Mai 2007.
  14. Anne-Marie Dubler: Beatenberg. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  15. Objektblatt BE5808 im Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung.
  16. Eine Abbildung der alten Sägemühle und der alten Brücke über den Sundbach findet sich in: G. Dumermuth: St.-Beatenberg und seine Drahtseilbahn. Verlag von Albert Schüler, Bern/Biel 1889. (Digitalisat der ETH-Bibliothek Zürich).
  17. Ersatz Sagigrabenbrücke Beatenberg auf be.ch.
  18. Der Weg ist schon erwähnt in: Mitteilungen der Naturfochenden Gesellschaft in Bern. 1907, S. XIV.
  19. Nora Devenish: 79 Meter Stahl hoch über dem Sundbach. In: Jungfrau Zeitung. 16. August 2017.
  20. Panoramabrücke Beatenberg auf haengebruecken.com.
  21. Die Panoramabrücken auf brueckenweg.ch.
  22. Anne-Marie Günter: Notwendigkeit für Verbauungen aufgezeigt. Sundbach beschäftigt die zuständigen Stellen. In: Jungfrau Zeitung. 23. Januar 2012.
  23. Grossbaustelle in Sundlauenen auf beatenberg.ch.
  24. Anne-Marie Günter: Start zum Wasserbauprojekt Fitzligraben. Schwellenkorporation Beatenberg erhöht Ansatz. In: Jungfrau Zeitung. 4. Juli 2011.
  25. Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Sundbach.
  26. «Versteckt hinter den Mittelwerten» – die Variabilität des Abflussregimes, S. 7
  27. Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.