Syllogos Mikrasiaton Pierias
Nach der Vertreibung der griechischstämmigen Bevölkerung aus Kleinasien im Jahr 1922 kamen viele der Flüchtlinge nach Makedonien. Um den Neuankömmlingen in der Präfektur Pieria zu helfen, wurde der Syllogos Mikrasiaton Pierias (griechisch Σύλλογος Μικρασιατών Πιερίας ‚Verein der Kleinasiaten Pierias‘) gegründet.[1][2]
Sitz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sitz des Vereins ist die Kiou 2, Ecke Sarantaporou, 60100 Katerini, Pieria, Griechenland.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einigen Darstellungen sei der ursprüngliche Grund für die erste Phase der Besiedlung Kleinasiens durch die griechischen Stämme der Ionier und Aioler die Vertreibung durch einwandernde Dorer. Erst im 8. Jahrhundert v. Chr. begann eine geplante Kolonisation Kleinasiens.[3] Zwischen 1914 und 1923 wurden Griechen im osmanischen Reich verfolgt und gewaltsam vertrieben.
Der Verein wurde 1923 zum Zweck der Unterstützung der nach Pieria geflohenen Griechen aus Kleinasien gegründet. Die Hilfe des griechischen Staates und die Hilfsgelder aus dem Ausland waren nicht ausreichend, um die Neuankömmlinge zu versorgen. 1930 verteilte der griechische Staat Land an bedürftige Bewohner, auch an die Flüchtlinge. Nachdem die Mitglieder der Hilfe des Vereins nicht mehr bedurften, ruhte dessen Tätigkeit ab 1933. Erst 1974 wurde die Vereinstätigkeit wieder aufgenommen, der Fokus lag nun auf dem Erhalt des geschichtlichen Erbes und der Pflege der Traditionen. Der Verein hat derzeit (November 2018) rund 900 Mitglieder. Der Vorstand besteht aus neun Mitgliedern; Wahlen werden in einem dreijährigen Turnus durchgeführt.
Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1924 schenkte die Stadt Katerini dem Verein ein Grundstück im Zentrum der Stadt. Nachdem 1933 die Vereinstätigkeiten eingestellt worden waren, wurde das Grundstück an die Bäuerliche Volkskasse abgegeben, deren Mitglieder vorwiegend aus Kleinasien stammten. 1975 wurde das Grundstück an den Verein zurückgegeben. Das Gebäude wurde 1985 nach Plänen des Vereins erbaut und im Mai 1990 bezogen.[4]
Die Aufteilung:
- Erdgeschoss: Im Saal finden Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Die Bestuhlung bietet Platz für 100 Zuschauer.
- Erstes Obergeschoss: Neben der Bücherei ist dort das Museum untergebracht.
- Zweites Obergeschoss: Büros des Vorstands, Sekretariat, Buchhaltung und Archiv
- Dachgeschoss: Kleiderkammer für Trachten der Tänzer und ein kleines Kino
Museum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Ausstellungsstücke des Museums wurden von Flüchtlings-Familien gespendet. Viele sind über 100 Jahre alt. Ausgestellt werden sowohl Gegenstände, die das tägliche Leben der Griechen in Kleinasien veranschaulichen sollen, als auch wertvolle Kleidungsstücke. Einige von ihnen sind mit Goldfäden bestickt und dementsprechend schwer. An einer Wand des Raumes sind Fotografien aus dem 19. und 20. Jahrhundert ausgestellt, die geschichtliche Ereignisse und bedeutende Personen jener Zeit darstellen. Jährlich findet anlässlich des 14. Septembers, des Jahrestags der Katastrophe von Smyrna, eine dreitägige Bilderausstellung statt. Es ist geplant, das Museum auszubauen, da momentan nicht genügend Vitrinen vorhanden sind, um die Vielzahl der Exponate angemessen zu präsentieren.
Abteilungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bibliothek: Sie enthält über 3000 Bücher.[4]
- Museum
- Volkstanz: Drei Gruppen Erwachsene mit 65 Tänzern, zwei Kindergruppen mit 40 Tänzern. Der Verein besitzt momentan 70 Trachten für die Tänzer.
- Chor: 35 Sängerinnen und Sänger
- Theatergruppe: 15 Mitglieder
- Musikgruppe für Kinder: 15 Mitglieder
- Lesegruppe für Kinder
- Bastelgruppe für Kinder
Schon, um die Zukunft des Vereins zu sichern, wird der Betreuung der Kinder besondere Aufmerksamkeit zuteil. Ausbildung und Übungen der verschiedenen Abteilungen finden in den eigenen Räumlichkeiten statt.
Aktivitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Juni 2018 richtete der Verein das zweite gesamtgriechische Treffen der Kleinasiaten (2ο Πανελλήνιο Αντάμωμα Μικρασιατών) in Katerini aus. Es nahmen zirka 2000 Tänzerinnen, Tänzer und Musikanten aus ganz Griechenland teil. Es handelte sich dabei nicht um eine homogene Volksgruppe, sondern um Teilnehmer der verschiedenen kleinasiatischen Küstenabschnitte, Pontosgriechen und Griechen, deren Vorfahren aus Kappadokien stammten. Sie alle führten ihre eigenen, zum Teil Jahrtausende alten traditionellen Tänze auf, begleitet von Kapellen, deren Musikinstrumente sich zwar ähneln, aber sich im Laufe der Zeit eigenständig entwickelt haben.[5]
Weitere Aktivitäten:
- Tanzveranstaltungen
- Singen des Chors
- Theater
- Verschiedene Ausstellungen
- Vorstellungen von Büchern
- Sammeln und Verteilen von Gütern für bedürftige Personen
Auftritte der Tänzer, Sänger und der Theatergruppe gab es in fast ganz Griechenland. Im Ausland wurden Bulgarien, Italien, die Türkei, Österreich und Deutschland bereist.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage des Syllogos Mikrasiaton Pierias. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- Milet und die Griechenstädte in Kleinasien, die Perle Ioniens. Abgerufen am 10. November 2018.
- Wo Griechen und Türken zu Erzfeinden wurden. Abgerufen am 10. November 2018.
- Milet in der Bronzezeit – ein pulsierendes Zentrum zwischen Orient und Okzident. Abgerufen am 10. November 2018.
- 1922: THE ASIA MINOR CATASTROPHE. Abgerufen am 10. November 2018.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die «Kleinasiatische Katastrophe». In: Neue Zürcher Zeitung. 6. Oktober 2001, abgerufen am 9. November 2018.
- ↑ Asia Minor and Pontic research center. Abgerufen am 17. November 2018 (englisch).
- ↑ Die griechische Kolonisation: Griechenland wird größer. Abgerufen am 10. November 2018.
- ↑ a b Eine kurze Beschreibung der Geschichte des Vereins Mikrasiaton Pierias (Σύντομο Βιογραφικό Σημείωμα του Συλλόγου Μικρασιατών Πιερίας), Herausgegeben vom Syllogos Mikrasiaton Pierias.
- ↑ Zweites gesamtgriechisches Treffen der Kleinasiaten (2ο Πανελλήνιο Αντάμωμα Μικρασιατών). Abgerufen am 10. November 2018.
Koordinaten: 40° 16′ 26″ N, 22° 30′ 14″ O