Sylvester Rosegger

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Sylvester Rosegger (* 3. Dezember 1912 in St. Lorenzen im Mürztal, Steiermark; † 4. August 2006)[1] war ein deutscher Agrarwissenschaftler mit dem Forschungsschwerpunkt Landtechnik.

Rosegger war entfernt mit dem Schriftsteller Peter Rosegger verwandt und wuchs in der Steiermark auf. Im November 1933 wurde er Mitglied der illegalen NSDAP in Österreich, beantragte dann am 15. August 1938 die reguläre Aufnahme in die Partei und wurde rückwirkend zum 1. Mai 1938 aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.229.785).[2][3] 1934 wurde er wegen nationalsozialistischer Betätigung in der Dollfuß-Affäre in Graz inhaftiert. Im Jahre 1938 begann er das Studium der Landwirtschaft an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin, das er mit der Diplom-Hauptprüfung im März 1941 abschloss. Anschließend war er Leutnant der Reserve im Zweiten Weltkrieg.

Ab 1946 war er als Lehrer an der Fachschule für Landwirtschaft Wernigerode und ab 1950 als deren Direktor tätig. Im Jahr 1948 wurde er in Berlin mit einer Arbeit über die Leistung und technische Ausrüstung von Familienbetrieben promoviert.[4]

Grabstätte in Ahrenshoop

Im Jahr 1952 gründete die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin das Institut für Landtechnik Potsdam-Bornim, das heutige Leibniz-Institut für Agrartechnik Bornim (ATB). Rosegger war von 1953 bis 1961 als Direktor wesentlich am Aufbau der acht Arbeitsbereiche beteiligt. 1952 erhielt er einen Ruf zur Wahrnehmung einer Professur (nebenamtlich) mit vollem Lehrauftrag für Agrarökonomie an der Fakultät für Bauwesen der TH Dresden. Im Folgejahr wirkte er hier als Professor mit Lehrstuhl und Direktor des Instituts für Landtechnische Betriebslehre an der Fakultät für Maschinenwesen.

1958 wurde er zum Professor mit Lehrstuhl für Mechanisierung der Landwirtschaft und Direktor des gleichnamigen Instituts an der Landwirtschaftlich-gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin berufen. Dafür stellte er bis 1960 seine Aktivitäten in Dresden ein.

Seit 1955 ordentliches Mitglied der DAL, wurde er 1961 aus politischen Gründen ausgeschlossen, da er öffentlich den Bau der Berliner Mauer kritisierte.[5]

Man entzog ihm auch alle bisherigen Anstellungen, Titel und Auszeichnungen und wies ihm Hilfsarbeitertätigkeit zu. Deswegen siedelte er 1964 in die Bundesrepublik Deutschland über. Hier wurde er ab 1966 in der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) Braunschweig-Völkenrode Leiter des Instituts für Schlepperforschung, das man später zum Institut für Betriebstechnik umbenannte.

Arbeits- und Forschungsschwerpunkte von Rosegger waren hier die landtechnischen Disziplinen mit den Gebieten Kraft- und Arbeitsmaschinen, Arbeits- und Produktionsverfahren der Außen- und Innenwirtschaft sowie Mensch und Arbeitswelt. Rosegger hat mehr als 100 Veröffentlichungen publiziert.

Im Jahr 1990 wurde er von der TU Dresden als Doktor der Ingenieurwissenschaft ehrenhalber geehrt. Die Humboldt-Universität Berlin und die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (AdL) rehabilitierten ihn ebenfalls 1990 bezüglich der früheren Titel und Auszeichnungen. Er war auch Mitglied der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik.

„Als Anerkennung für seine herausragenden Leistungen beim Aufbau und der Entwicklung der landtechnischen Ausbildung und Forschung an der TUD, seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Verbesserung der Produktionsverfahren in der Landwirtschaft, zur Prozeßsteuerung in der Rinderproduktion und zur Entwicklung der Betriebstechnik als eigenständige landtechnische Wissenschaftsdisziplin.“

Beschluss des Senats und der Fakultät für Maschinenwesen der TU Dresden; Ehrenpromotion vom 1. November 1990
  • Rosegger, Sylvester. In: SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Zusammengestellt vom Ausschuß Freiheitlicher Juristen Berlin. Hrsg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen. Bonn / Berlin. 3. Auflage. 1964. Bonn 1964, S. 293.
  • Dorit Petschel: 175 Jahre TU Dresden. Band 3: Die Professoren der TU Dresden 1828–2003. Hrsg. im Auftrag der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V. von Reiner Pommerin, Böhlau, Köln u. a. 2003, ISBN 3-412-02503-8, S. 792–793.
  • Theophil Gerber: Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin. Biographisches Lexikon. NORA Berlin, 4. erw. Aufl. 2014, ISBN 978-3-936735-67-3, S. 639.
  • 100 Jahre agrartechnische Lehre und Forschung in den Berliner Agrarwissenschaften. Heft 4: Heinrich Heyde und das Landmaschinen-Institut 1947–1968, der Humboldt-Univ. Berlin 2002, Online-Fassung der Schrift (2014), S. 23 und 59
  • Institut für Landtechnik der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin 1951 bis 1965. In: Bornimer Agrartechnische Berichte, Heft 24, ATB e. V. Potsdam-Bornim 1999, S. 237

Einzelnachweise

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  1. Nachruf auf Sylvester Rosegger
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/35680148
  3. SBZ Biographie, S. 293.
  4. Leistung und technische Ausrüstung von Familienbetrieben der Siedlung Schmatzfeld am Nordharz. Berlin 1948. (F., Diss. v. 19. Okt. 1948).
  5. Manfred Müller: Heinrich Heyde und das Landmaschinen-Institut. (= 100 Jahre agrartechnische Lehre und Forschung in den Berliner Agrarwissenschaften, Bd. 4) Humboldt-Universität Berlin, 2002, S. 22