Sylvi Kretzschmar
Sylvi Kretzschmar (geb. 1977 in Jena) ist eine deutsche Choreografin, Musikerin und Performance-Künstlerin. Neben Solo-Arbeiten und Arbeiten als künstlerische Leiterin des Megafonchores in Hamburg und Wien ist sie Teil des Performance-Duos Skills und des künstlerischen Kollektivs Schwabinggrad Ballett in Hamburg.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kretzschmar studierte von 1997 bis 2004 Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen.[1] Von 2002 bis 2005 war sie Mitglied des studentischen Kölner Performance- und Bandprojekts Microfunkbar.[2] Im Jahr 2004 präsentierte sie ihre Solo-Performance Resonanz bei der internationalen Plattform für junge Theaterregisseure im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt.[3] 2008 war sie Residentin des K3 Zentrum für Choreographie / Tanzplan Hamburg.[4] Im Rahmen der Residenz entstand 2008 die Solo-Performance Lautsprecher/Speaker.[5] Von 2012 bis 2014[6] war sie Stipendiatin des 2012 initiierten, ersten künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenkollegs Versammlung und Teilhabe. Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste der HafenCity Universität Hamburg, des choreografischen Zentrums K3 und des Fundus-Theaters Hamburg. Kretzschmar befasste sich in diesem Zusammenhang mit der Rolle von Public-Address-Systemen als Apparaten in Choreografien politischer Versammlungen.[7] Daraus entstand im Jahr 2013 die Performance Verstärkung! – Eine kollektive Anrufung mit dem Megafonchor.[8] Sie ist Mitglied im Dachverband freie Darstellende Künste Hamburg e. V.[4]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kretzschmar arbeitet an der Schnittstelle von Performance, Musik und Choreografie,[9] in einigen Arbeiten in Verbindung mit politischem Aktivismus, so etwa in den Arbeiten des Megafonchores, dessen künstlerische Leiterin sie ist.[10] Mit der Tänzerin Camilla Milena Fehér bildet sie das Performance-Duo Skills in Berlin und Wien,[10] das Performance-Abende entwickelt, die elektronische Musik mit Bewegungs-Performances verbinden.[11] Im 2013 im Theater Hebbel am Ufer in Berlin und auf Kampnagel aufgeführten Der Aufbau wurde etwa Musik aus Alltagsgegenständen wie Leitern, Tischen, Hockern und menschlicher Bewegung erzeugt.[12] 2019 spielte das Duo Skills als Support bei der Tournee der Band Die Goldenen Zitronen.[13]
Sie arbeitet darüber hinaus mit dem künstlerisch-aktivistischen Kollektiv Schwabinggrad Ballett in Hamburg[14] und dem Splitter Orchester in Berlin zusammen.[9]
Mit dem Megafonchor begleitete sie die Proteste gegen den Abriss der Esso-Häuser in Hamburg von 2012 bis 2014. Im Jahr 2024 trat der Megafonchor erneut am Bauzaun der Esso-Häuser auf.[15] In ihrer Performance Esso Häuser Echo setzte sie sich mit Protestkultur und Stadtentwicklung auseinander.[9] Der im Jahr 2017 veröffentlichte Film Der Gipfel. Performing G20 von Rasmus Gerlach dokumentiert unter anderem eine Aktion des Megafonchores, der auch auf dem Filmplakat abgebildet ist.[16]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Skills
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2013: Der Aufbau. Hebbel am Ufer, Berlin und Kampnagel, Hamburg
- 2015: Pionier Geist (Appell/Anrufung/Absturz). Hebbel am Ufer, Berlin und Kampnagel, Hamburg
- 2017: Field. Konzert-Performance. Hebbel am Ufer, Berlin und Kampnagel, Hamburg
- 2018: Welcome to Hell. Eine dokumentarische Konzert-Performance. Kampnagel, Hamburg
- 2019: Enthusiasm. Für Splitter Orchester. Silent Green, Berlin
- 2020: Arien aus Stein. Performatives Denkmal für die Balduin-Treppe. Kampnagel, Hamburg
Mit Megafonchor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2013: Verstärkung! – Eine kollektive Anrufung. Öffentlicher Raum, St. Pauli, Hamburg
- 2014: Esso Häuser Echo. Ein Nachruf. Kampnagel, Hamburg
- 2021: Sirenen. Öffentlicher Raum, Wien
- 2024: Begrenzte Gesänge. Spielbudenplatz, Hamburg
Andere Projekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2008: Lautsprecher/Speaker. Kampnagel, Hamburg
- 2009: Hell. Youngstar-Festival. Kampnagel, Hamburg[17]
- 2010: mit Hanna Linn Wiegel und Katrin Maye: Gold. Kampnagel, Hamburg
- 2011: Gold Gold. Kampnagel, Hamburg
- 2024: mit Clara Frühstück und Samuel Schaab: Ohne Nacht. Kein Tag. Musiktheatertage Wien
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verstärkung – Public Address Systems als Choreografien politischer Versammlungen. In: Regula Valérie Burri, Kerstin Evert, Sibylle Peters, Esther Pilkington and Gesa Ziemer (Hrsg.): Versammlung und Teilhabe: Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste. Reihe: Edition Kulturwissenschaften. Band 40. Transcript Verlag, Bielefeld 2014, doi:10.1515/transcript.9783839426814.143, S. 143–172.
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2019: Skills: Welcome to Hell. 7"-Vinyl-Platte.
Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2017: Rasmus Gerlach: Der Gipfel. Performing G20
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Württ. Kunstverein Stuttgart: WKV Stuttgart: Vortrag Sylvi Kretzschmar über den Megafonchor, Mittwoch, 1.7., 19 Uhr. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Oliver Bedorf: Projekte: Microfunkbar. In: oliverbedorf.de. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ PACT Zollverein: Sylvi Kretzschmar. Abgerufen am 5. Oktober 2024.
- ↑ a b Sylvi Kretschmar. In: dfdk-vorstand.de. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ K3 – Zentrum für Choreographie | Tanzplan Hamburg. In: k3-hamburg.de. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Skills: Welcome to hell. In: wuk.at. WUK Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser Wien, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Regula Valérie Burri, Kerstin Evert, Sibylle Peters, Esther Pilkington und Gesa Ziemer: Einleitung: Versammlung, Teilhabe und performative Künste – Perspektiven eines wissenschaftlich-künstlerischen Graduiertenkollegs. In: Regula Valérie Burri, Kerstin Evert, Sibylle Peters, Esther Pilkington und Gesa Ziemer (Hrsg.): Versammlung und Teilhabe: urbane Öffentlichkeiten und performative Künste (= Edition Kulturwissenschaft). Band 40. Transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8394-2681-4, S. 15.
- ↑ Sylvi Kretzschmar: Verstärkung – Public Address Systems als Choreografien politischer Versammlungen. In: Regula Valérie Burri, Kerstin Evert, Sibylle Peters, Esther Pilkington und Gesa Ziemer (Hrsg.): Versammlung und Teilhabe: Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste (= Edition Kulturwissenschaft). Band 40. Transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2681-0, S. 143.
- ↑ a b c Tim Schomacker: Esso Häuser Echo - Sylvi Kretzschmars protesterprobter Megaphon-Chor gibt auf Kampnagel sein Indoor-Debüt. In: nachtkritik.de. 1. Mai 2014, abgerufen am 5. Oktober 2024.
- ↑ a b Dschungel Wien: SYLVI KRETZSCHMAR. Abgerufen am 5. Oktober 2024.
- ↑ Robert Matthies: Das Ding, das kommt: Richtig falsch aufgebaut. In: Die Tageszeitung: taz. 17. Juni 2017, ISSN 0931-9085, S. 66 ePaper 46 Nord (taz.de [abgerufen am 9. Oktober 2024]).
- ↑ Margarita Tsomou: Die Unmöglichkeit der Utopie. In: Missy Magazine. 28. Januar 2013, abgerufen am 9. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ Gleis 22: Die Goldenen Zitronen. In: gleis22.de. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Autorinnen und Autoren. In: Regula Valérie Burri, Kerstin Evert, Sibylle Peters, Esther Pilkington und Gesa Ziemer (Hrsg.): Versammlung und Teilhabe: Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste (= Edition Kulturwissenschaft). Band 40. Transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2681-0, S. 333.
- ↑ Robert Matthies: Performerin über Hamburger Esso-Häuser: „Wieder Klobürsten in die Hand“. In: taz.de. 4. Oktober 2024, abgerufen am 5. Oktober 2024.
- ↑ Wilfried Hippen: Dokumentarfilmer über G20-Filme: „Ästhetisch haben wir gewonnen“. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Juli 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. Oktober 2024]).
- ↑ Maximilian Probst: Sanft geschoben, nicht geprügelt. In: Die Tageszeitung: taz. 18. Juni 2009, ISSN 0931-9085, S. 17 (taz.de [abgerufen am 9. Oktober 2024]).
Personendaten | |
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NAME | Kretzschmar, Sylvi |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Performance-Künstlerin und Aktivistin |
GEBURTSDATUM | 1977 |
GEBURTSORT | Jena |