Synagoge (Bad Godesberg)
Die Synagoge in Bad Godesberg (bis 1925 Godesberg), einem heutigen Stadtbezirk von Bonn, wurde 1849/50 erbaut und 1938 von den Nationalsozialisten zerstört. Sie befand sich an der Oststraße (bis 1892 Synagogengasse[1][2]) im Godesberger Zentrum.
Seit dem 17. Jahrhundert lassen sich in Godesberg einzelne jüdische Familien nachweisen. Spätestens seit 1812 wurde von der jüdischen Gemeinde ein Betraum in einem Privathaus genutzt, bevor 1849/50 das eigene schlichte Synagogengebäude in der damaligen Judengasse entstand.[3] Das Grundstück für seinen Bau wurde von Abraham Leudesdorf, einem Schochet und späteren Mitglied des Godesberger Gemeinderats, gestiftet.[4][5] Die Einweihung der Synagoge erfolgte im August 1850.[6] Es handelte sich um einen eingeschossigen Bau mit Satteldach, der über einen 42 m² großen Innenraum mit 90 Plätzen und einer Frauenempore[6], einen Vorraum mit dem Eingang an der West- sowie einen Anbau für den Thoraschrein an der Ostseite[7] verfügte und in einem eng bebauten Gelände über die (später festgestellte) Fluchtlinie hinausragte.[8] 1885 stellte die Synagogengemeinde einen Antrag auf Einbau eines Schornsteins, 1902 erhielt sie eine Bauerlaubnis für eine teilweise mit Eisengitter versehene Einfriedung des Grundstücks.[8]
Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge am Nachmittag des 10. November durch Brandstiftung zerstört und die Reste 1939 abgetragen.[9] Seit dem 4. September 1985 erinnert an der Südseite der Oststraße, angebracht an der rückwärtigen Mauer des Grundstücks Koblenzer Straße 23, eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge.[10][11] Es sind nur wenige Ansichten und Zeichnungen des Gebäudes erhalten[12]; ihr ehemaliger Standort (frühere Adresse: Oststraße 7[13]) liegt im rückwärtigen Bereich des heutigen Grundstücks Koblenzer Straße 19–21.[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Kleinpass: Zur Geschichte der ehemaligen Synagogen in Godesberg und Mehlem. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V., ISSN 0436-1024, Band 25 (1987), Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Bad Godesberg 1988, S. 146–173.
- Elfi Pracht: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil I. Regierungsbezirk Köln (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Band 34.1). Köln 1997, ISBN 3-7616-1322-9, S. 486–488.
- Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. 3 Bände. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08035-2. (jüdische-gemeinden.de).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Synagoge Bad Godesberg in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eintrag im Bonner Straßenkataster
- ↑ Adress-Buch für Godesberg, Plittersdorf und Rüngsdorf nebst Straßenskizze. Verlag von Emil Strauss, Godesberg 1890, S. 41. (online)
- ↑ Hans Kleinpass: Zur Geschichte der ehemaligen Synagogen in Godesberg und Mehlem. S. 146.
- ↑ epidat – epigraphische Datenbank: Awraham ben David Leudesdorf, Steinheim-Institut
- ↑ Hans Kleinpass: Zur Geschichte der ehemaligen Synagogen in Godesberg und Mehlem. S. 149, Anm. S. 171.
- ↑ a b Informationstafel (Wikimedia Commons) des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.
- ↑ Michael Brocke, Meier Schwarz (Hrsg.): Feuer an dein Heiligtum gelegt: zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen. Erarbeitet vom Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte. Verlag Kamp, Bochum 1999, ISBN 3-89709-200-X, S. 23.
- ↑ a b Hans Kleinpass: Zur Geschichte der ehemaligen Synagogen in Godesberg und Mehlem. S. 152–154.
- ↑ Hans Kleinpass: Zur Geschichte der ehemaligen Synagogen in Godesberg und Mehlem. S. 163/164.
- ↑ Martin Stankowski, Ulrike Puvogel: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein (=Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Band 1). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 502.
- ↑ Hans Kleinpass: Zur Geschichte der ehemaligen Synagogen in Godesberg und Mehlem. S. 165.
- ↑ Altes Foto zeigt vermutlich abgebrannte Godesberger Synagoge, General-Anzeiger, 7. November 2017
- ↑ Einwohnerbuch der Bürgermeisterei Godesberg 1927/28. Druck und Verlag Jean Schneider, Godesberg 1927, S. 101. (online)
- ↑ Hans Kleinpass: Zur Geschichte der ehemaligen Synagogen in Godesberg und Mehlem. S. 152.
Koordinaten: 50° 41′ 7,9″ N, 7° 9′ 15″ O