Szalmia
Szalmia | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Ermland-Masuren | |
Powiat: | Braniewo | |
Gmina: | Płoskinia | |
Geographische Lage: | 54° 18′ N, 19° 52′ O | |
Einwohner: |
Szalmia (deutsch: Schalmey, früher auch Schalmei) ist ein Dorf im Powiat Braniewski (Braunsberger Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es ist der Verwaltungseinheit Gmina Płoskinia (Plaßwich) zugeordnet.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, in Ermland, rechts der Passarge, etwa 37 Kilometer ostnordöstlich der Stadt Elbląg (Elbing), zehn Kilometer südsüdöstlich der Stadt Braniewo (Braunsberg) und fünf Kilometer nordwestlich des Dorfs Płoskinia (Plaßwich).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ortsname Schalmey ist mit der Kolonisation des Ermlandes im Mittelalter eng verknüpft, die unter der Herrschaft des Deutschen Ordens erfolgte.[3] Am 10. Juli 1289 übereignete Heinrich I. Fleming, Bischof von Ermland, den Unternehmern Albert Fleming und Konrad Wendepfaffe, mit denen er verwandt war, Landflächen im altpreußischen Feld Salmien zum Zweck der Besiedelung. Für den Fall, dass eine Kirche erbaut werde, wurde vorbestimmt, dass dann Albert und Konrad sowie auch Johannes Fleming, der hier offenbar ebenfalls begütert worden war, und deren Erben das Kirchenpatronat sowie das Recht, den Pfarrer zu nominieren, gemeinschaftlich ausüben sollten.[4] Albert hatte den mittleren Teil Salmiens erhalten, wo zunächst das Gutsdorf Salmia oder Schalmia entstand. Bereits 1290 bzw. 1301 wird Schalmey als Ort erwähnt und am 8. April 1330 in der Handfeste von Grunenberg dann als villa, Dorf, bezeichnet. Nur etwa zwei Menschenalter hindurch blieb Schalmey im Besitz der Nachkommen Alberts. Durch Gütertausch kam das Dorf an den bischöflichen Stuhl zurück und wurde fortan von diesem als Zinsgut vergeben. 1388 war Rutcher Bornemann der Gutsherr, der das Gut mit Hilfe einheimischer Bauern bewirtschafte.[5]
Im Jahr 1785 wird Schalmey als ein königliches Amtsdorf mit einer Kirche und 16 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[6]
Bis 1945 gehörte das Dorf Schalmey zum Kreis Braunsberg im Regierungsbezirk Königsberg im Gau Ostpreußen des Deutschen Reichs.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Schalmey zusammen mit der gesamten südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Der Ortsname wurde zu ‚Szalmia‘ polonisiert. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Von 1975 bis 1998 gehörte das Dorf zur Woiwodschaft Elbląg.[7]
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1782 | – | königliches Amtsdorf mit einer Kirche und 16 Feuerstellen (Haushaltungen)[8] |
1818 | 115 | königliches Bauerndorf[9] |
1852 | 163 | Dorf[10] |
1858 | 176 | sämtlich Katholiken, in elf Wohngebäuden[11] |
1864 | 164 | am 3. Dezember[12] |
1867 | 165 | am 3. Dezember[13] |
1871 | 157 | am 1. Dezember, sämtlich Katholiken[13] |
1885 | 167 | am 1. Dezember, davon 166 Katholiken und eine evangelische Person[14] |
1910 | 178 | am 1. Dezember[15][16] |
1933 | 328 | [17] |
1939 | 326 | [17] |
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte des Kirchspiels und der Kirche Schalmey ist bis 1910 gut dokumentiert.[1] Die katholische Dorfkirche, die dem hl. Georg geweiht war, wurde vermutlich in den dreißiger Jahren des 14. Jahrhunderts errichtet.[2] Sie wurde 1343 dem Kollegiatstift zu Glottau bei Guttstadt zugeordnet, weshalb das Domkapitel zu Guttstadt das Patronatsrecht ausübte,[18] einschließlich des Rechts, den Pfarrer zu präsentieren.[19]
Die Namen der Pfarrer lassen sich bis 1343 zurückverfolgen.[20]
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Kirche St. Georg um ca. 1895[18]
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Innenraum um ca. 1909[2]
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Altarblatt[18]
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Deckenbemalung des Innenraums (nach einem Aquarell von Kurt Matern)[2]
Das Gebäude hatte früher einen Turm ganz aus Holz. Als dieser baufällig geworden war, ersetzte man ihn an der Südseite durch einen hölzernen Turm mit einem massiven Unterbau aus Backsteinen. Wegen Platzmangels wurde 1892 die Vorhalle an der Westseite ausgebaut. Die bemalte Decke des Innenraums war in 140 Felder mit teils figürlichen Darstellungen aufgeteilt und enthielt die Jahresangabe 1647. Im Zeitraum 1904–1907 wurden unter Leitung des Königsberger Architekten Heitmann durchgreifende Restaurierungsarbeiten durchgeführt; als Kunstmaler war der Kirchenmaler Olbers aus Hannover tätig.[2]
Das Kirchengebäude wurde 1945 zerstört und später nicht wieder aufgebaut.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die etwa sieben Kilometer südwestlich gelegene Ortschaft Chruściel (Tiedmannsdorf) hat einen Bahnhof an der nurmehr im Güterverkehr betriebenen Bahnstrecke Malbork–Braniewo (Marienburg – Braunsberg).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schalmey, Dorf, Kreis Braunsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schalmey (meyersgaz.org).
- Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Ermland. Königsberg 1894, S. 227–230 (Google Books).
- G. Matern: Geschichte der Kirche und des Kirchspiels Schalmey, in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Band 17, Braunsberg 1910, S. 291–402 (Google Books).
- Kurt Matern: Die Kirche in Schalmey in Ostpreußén, in: Die Denkmalpflege, XIII. Jahrgang, Nr. 3, Berlin, 1. März 1911, S. 19–21 (Google Books).
- Joseph Bender: Topographisch-historische Wanderungen durch das Passargegebiet, in: Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands, Band 9, Jahrgang 1887–1890, Braunsberg 1891, S. 1–82, insbesondere S. 9–18 (Google Books).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Amtsbezirk Schalmey (Territorial.de)
- Bildpostkarte Schalmey Ostpr. (Kirche St. Georg, Gasthaus B. Roski) (polska-org.pl)
- Teilansicht des Innenraums der Kirche St. Georg mit dem Hochaltar und der Kanzel (1904–1909) (bildarchiv-ostpreussen.de)
- Innenwand der Kirche St. Georg mit Standuhr und Wandbild (bildarchiv-ostpreussen.de))
- Standuhr in der Kirche St. Georg (bildarchiv-ostpreussen.de)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b G. Matern: Geschichte der Kirche und des Kirchspiels Schalmey, in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Band 17, Braunsberg 1910, S. 291–402 (Google Books).
- ↑ a b c d e f g Kurt Matern: Die Kirche in Schalmey in Ostpreußén, in: Die Denkmalpflege, XIII. Jahrgang, Nr. 3, Berlin, 1. März 1911, S. 19–21 (Google Books).
- ↑ Victor Röhrich: Die Kolonisation des Ermlandes. Drittes Kapitel: Heinrichs I. weitere Landverleihungen. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Band 13, Braunsberg 1900, S. 325–487 (Google Books).
- ↑ Victor Röhrich, 1900, ebenda, S. 380–487 (Google Books).
- ↑ Victor Röhrich, 1900, ebenda, S. 391–392 (Google Books).
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, S. 183 (Google Books).
- ↑ Dz.U. 1975 nr 17 poz. 92 (polnisch) (PDF; 802 kB)
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, S. 183 (Google Books).
- ↑ Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 4: P–S. Halle 1823, S. 223, Ziffer 983 (Google Books).
- ↑ Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 541 (Google Books).
- ↑ Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 45, Ziffer 157 (Google Books).
- ↑ Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Berlin 1966, 2. Kreis Braunsberg, S. 18–25, Ziffer 129 (Google Books).
- ↑ a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 108–109, Ziffer 93 (Google Books).
- ↑ Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888, S. 122–123, Ziffer 91 (Google Books).
- ↑ Schalmey, Dorf, Kreis Braunsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schalmey (meyersgaz.org)
- ↑ Gemeindeverzeichnis.de
- ↑ a b Michael Rademacher: Kreis Braunsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ a b c d Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Ermland. Königsberg 1894, S. 227–230 (Google Books).
- ↑ Augustin Kolberg: Ermland als churbrandenburgisches Fürstenthum in den Jahren 1656 und 1657, in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Band 12, Braunsberg 1899, S. 431–566, insbesondere S. 481 (Google Books).
- ↑ Scriptores Rerum Warmiensium oder Quellenschriften zur Geschichte Ermlands, Band I, Braunsberg 1866, S. 411–412, Fußnote 121 (Google Books).