Türmeruhr
Türmeruhren sind eine Sonderform der Räderuhren und zählen zu den ältesten mechanischen Uhren überhaupt. Die Besonderheit der Uhrwerks-Konstruktionen, die ab dem späten Mittelalter für Kirchtürme[1] oder die als Teil der Stadtbefestigungen dienenden Stadttürme genutzt wurden, besteht in einer Vorrichtung, mit der der Turmwächter oder Türmer in seiner Wachstube[2] durch ein akustisches Signal, das „Weckzeichen“, an das Schlagen einer Glocke gemahnt wurde. Je nach Tageszeit schlug der Türmer dann zumeist weithin hörbei die Anzahl der Stunden an.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In deutschen Ländern sind die ältesten Türmeruhren ab dem 13. und 14. Jahrhundert dokumentiert, so beispielsweise die laut einer Kirchenmeisteramtsrechnung vom Meister Hans von Prag im Jahr 1417 für den Stephansdom in Wien gefertigte Räderuhr mit Schlagwerk.[1] Doch gerade bei den frühesten Erwähnungen von Schlaguhren lässt sich mitunter nur schwer feststellen, ob es sich dabei „um eine große Turmuhr mit Schlagwerk oder um eine kleine Türmeruhr handelte.“[2]
Nachfolgerinnen der Türmeruhren wurden später selbständige Schlaguhren und andere Stundenuhren, in den Städten insbesondere auch die für Werktägige zu Beginn und Ende der Arbeitszeiten geschlagenen „Werkglocken“.[3]
Bekannte Türmeruhren und ihre Datierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1392: Türmeruhr der Marktkirche in Hannover[4]
- 1. Hälfte 15. Jh.: Sog. Sebalder Schlaguhr in der Sebalduskirche in Nürnberg[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz M. Scharinger, Susanne Walther (Bearb.): Uhrenmuseum Wien 1, Schulhof 2, 3. Auflage, Wien : Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, 1984[1]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Adelbert Schusser: Musik im mittelalterlichen Wien, 103. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien vom 18. Dezember 1986 bis 8. März 1987, Wien: Historisches Museum, 1986, S. 13; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ a b Werner Sulzgruber: Zeiterfahrung und Zeitordnung vom frühen Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert, Hamburg: Kovač, 1995, ISBN 978-3-86064-254-2 und ISBN 3-86064-254-5, S. 89; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Mirko Soll: Verrechtlichte Musik. Die Stadtmusikanten der Herzogtümer Schleswig und Holstein. Eine Untersuchung aufgrund archivalischer Quellen ( = Kieler Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte, Bd. 5), zugleich Dissertation 2004 an der Universität Kiel, Münster; New York; München; Berlin: Waxmann, 2006, ISBN 978-3-8309-1586-7 und ISBN 3-8309-1586-1, S. 77, Anm. 257; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ FA: Türmeruhr vom Turm der Marktkirche auf der Projektseite museum-digital
- ↑ Video über die Sebalder Schlaguhr Ohne Handy, Smartwatch & Co: War man im Mittelalter pünktlich? | GNMkids, mit Maria Sagolla und Dr. Susanne Thürigen, Germanisches Nationalmuseum.