Tadlīs

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Mit Tadlīs (arabisch تدليس ‚Betrug, Schwindel‘) wird in der islamischen Hadith-Wissenschaft eine Form der Manipulation des Isnāds bezeichnet, die von Überlieferern eingesetzt wurde, um Hadithe akzeptabel zu machen. Eine Person, die bei der Hadith-Überlieferung auf solche betrügerischen Methoden zurückgreift, wird Mudallis genannt.

Ursprung und Geschichte

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Der Begriff tadlīs entwickelte sich aus der ursprünglichen Bedeutung von Betrug, z. B. von einem Mann, der vorgibt, ein Freigeborener zu sein, in Wirklichkeit aber ein Sklave ist. Nach Auffassung Ignaz Goldzihers ist das Wort etymologisch mit lateinisch dolus verwandt ist.[1] Nach allgemeiner Auffassung galt diese Manipulation als eine Art Betrug, aber weniger verwerflich als offene Lüge (kaḏib). In mittelalterlichen muslimischen Hadith-Quellen ist festgehalten, dass Tadlīs bereits in der zweitältesten Generation von Hadith-Überlieferern, der der Nachfolger (tābiʿūn), verwendet wurde. Beispiele für Personen aus dieser Generation, die Tadlīs anwendeten, sind al-Hasan al-Basrī (gest. 728) und Qatāda ibn Diʿāma (gest. 735). Tatsächlich wurde während der ersten 250 Jahre des Islam, während derer Traditionen weitergegeben wurden, die schließlich einen Platz in den kanonischen Sammlungen fanden, Tadlīs in unterschiedlichem Ausmaß von sehr vielen Überlieferern praktiziert, deren Aktivitäten allerdings nicht unentdeckt blieben. Asch-Schāfiʿī (gest. 822), der nach den Mindestkriterien gefragt wurde, die Überlieferer erfüllen müssen, damit von ihnen allein überlieferte Hadithe als Beweis akzeptiert werden können, antwortete, dass sie sich unter anderem nicht des Tadlīs schuldig gemacht haben dürften. Dabei definierte diese Art des Betrugs, dass man von jemandem, den man getroffen hat, etwas überliefert, was man nicht von ihm gehört hat.[2]

Der erste Hadith-Gelehrte, der die verschiedenen verwendeten Tadlīs-Methoden katalogisierte, war wahrscheinlich Al-Hākim an-Naisābūrī (gest. 1014).[3] Er unterschied sechs Kategorien von Tadlīs. Einige davon wiesen in den Augen des Hadith-Gelehrten Ibn as-Salāh asch-Schahrazūrī (gest. 1245) so viele Überschneidungen auf, dass er sie unter nur zwei Überschriften zusammenfasste:

  1. Tadlīs im Isnād (tadlīs al-isnād). Hier erzählt der Überlieferer von jemandem, dem er begegnet ist, etwas, was er von ihm nicht gehört hat, und erweckt so den Eindruck, dass er es von ihm gehört hätte. Oder erzählt etwas von einem Zeitgenossen, den er nicht getroffen hat, und erweckt so den Eindruck, dass er ihn selbst getroffen und es von ihm gehört hätte, obwohl sich in der Überliefererkette zwischen diesem Informanten und ihm selbst einer oder mehrere unerwähnte Überlieferer befinden.[4]
  2. Tadlīs bei den Informanten (tadlīs aš-šuyūḫ). Hier besteht der Betrug in der absichtlichen Verwendung eines Namens, Patronyms oder Beinamen, unter dem die Person allgemein nicht bekannt war, damit sie nicht als schwach erkannt wird.[5]

Die erste Form des Tadlīs wurde am heftigsten kritisiert, was den Hadith-Gelehrten Schuʿba ibn al-Haddschādsch dazu veranlasste, ihn als „Bruder der Lüge“ zu bezeichnen. Dies führte schließlich zu einer Kasuistik darüber, wie mit solchen von Tadlīs beeinflussten Traditionen umzugehen sei. Die zweite Form des Tadlīs galt als weniger infam, und ihre Einstufung als Tadlīs hing vom Gesamtmaß der Zuverlässigkeit des Überlieferers ab, sobald dessen Identität aufgeklärt war. Die wahrscheinlich früheste Sammlung, die ausschließlich Überlieferern gewidmet ist, die des Tadlīs beschuldigt oder verdächtigt wurden, ist das Kitāb al-Mudallisīn von Husain ibn ʿAlī al-Karābīsī (gest. 859 oder 862),[6] das in einigen Fragmenten in späteren Werken erhalten ist. Allerdings erwähnt der Fihrist von Ibn an-Nadīm eine ähnliche Sammlung, die ʿAlī Ibn al-Madīnī (gest. 849) zugeschrieben wird, von der es jedoch keine Spur zu geben scheint. Der Begriff taucht auch in allen späteren Ridschāl-Lexika häufig auf.

Einzelnachweise

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  1. Ignaz Goldziher: Muhammedanische Studien Niemeyer, Halle 1890. Bd. II, S. 48. Digitalisat
  2. aš-Šāfiʿī: ar-Risāla. Ed. Aḥmad Muḥammad Šākir. Al-Bābī al-Ḥalabī, Kairo 1938. S. 371. Digitalisat
  3. Vgl. sein Maʿrifat ʿulūm al-ḥadīṯ. Ed. Muʿaẓẓam Ḥusain. Ḥaydarābād-Cairo 1937, S. 103-12. Digitalisat
  4. Ibn aṣ-Ṣalāḥ: Muqaddima fī ʿulūm al-ḥadīṯ. S. 73. Online-Version
  5. Ibn aṣ-Ṣalāḥ: Muqaddima fī ʿulūm al-ḥadīṯ. S. 74. Online-Version
  6. Siehe Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Bd. 1. Leiden: Brill 1967. S. 599–600.