Taixuanjing
Das Taixuanjing (chinesisch 太玄經 / 太玄经, Pinyin tài xuán jīng, W.-G. T'ai-hsüan ching, englisch Canon of Supreme Mystery), im Chinesischen neben weiteren Titeln meist kurz als Taixuan (太玄 – „Das Große Geheimnisvolle“) bezeichnet, ist ein synkretistisches Werk des konfuzianischen Autors Yang Xiong (扬雄, Yáng Xióng, Yang Hsiung, * 53 v. Chr.; † 18) aus der Zeit der Han-Dynastie.
Das Werk ist im Daoistischen Kanon enthalten. Von dem berühmten Staatsmann und Historiker Sima Guang aus der Zeit der Song-Dynastie stammt ein berühmter Kommentar. Die Buchreihe Sibu congkan enthält eine fotografische Reproduktion einer in der Zeit der Ming-Dynastie aus der Wanyutang(万玉堂, wàn yù táng)-Sammlung übertragenen Song-Ausgabe.
Die Symbole
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Taixuanjing-Symbole stellen eine Weiterentwicklung der Yìjīng (I Ging)-Symbole dar, wobei Tetragramme (d. h. aus vier Linien gebildete Symbole) zugrunde gelegt werden. Diese bestehen aus ungebrochenen, einmal gebrochenen und doppelt gebrochenen Linien. Durch die zweimal gebrochenen Linien unterscheiden sie sich in ihrer Struktur von den I-Ging-Hexagrammen. Dabei steht
- (), die ungebrochene Linie für Himmel (天, tiān),
- (), die einmal gebrochene Linie für Erde (地, dì),
- (), die zweimal gebrochene Linie für Mensch (人, rén).
Nach den Regeln der Kombinatorik lassen sich diese drei Linienarten auf 34 = 81 verschiedene Anordnungen zu Tetragrammen zusammenstellen. Weil noch ein Monogramm sowie fünf Digramme dazugehören, gibt es insgesamt 87 Taixuanjing-Symbole.
Widersprüchliche Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Unicode wurden die Symbole als Unicodeblock Tai-Xuan-Jing-Symbole (U+1D300 ff.) aufgenommen, weitere hier angesprochene Symbole finden sich im Unicodeblock Verschiedene Symbole (U+2600 ff.).
Im Widerspruch zu älteren Quellen wird von Unicode die einmal gebrochene Linie () als Symbol für Mensch bezeichnet, statt für Erde; die zweimal gebrochene Linie () wird als Symbol für Erde bezeichnet, statt für Mensch. Diese Vertauschung wirkt sich auch auf die offiziellen Bezeichnungen der fünf Digramme aus.
Während im Artikel zur Beschreibung des Unicodeblocks die offiziellen Unicode-Bezeichnungen verwendet werden, werden in diesem Artikel die Taixuanjing-Bezeichnungen bevorzugt.
Weitere Widersprüche
Die von Unicode ebenso wie von Marcel Granet[1] und Zhu Xi (朱熹, Zhū Xī)[2] verwendeten Bezeichnungen für die beiden Digramme ( und ) werden von Richard Wilhelm in seinem Buch I Ging[3] dem jeweils anderen Symbol zugeordnet.
Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus den Kombinationen der drei Linien lassen sich verschiedene Symbole bilden, und zwar
- 31 = 3 Monogramme,
- 32 = 9 Digramme,
- 33 = 27 Trigramme und
- 34 = 81 Tetragramme.
Diese 120 Symbole lassen sich folgenden Systemen zuordnen:
- 87 Taixuan(太玄, tài xuán)-Symbole,
- 兩儀, liǎng yí): Yin und Yang (陰陽 / 阴阳, yīn yáng), 2 Linien (
- 四像, sì xiàng), 4 Bilder (
- 八卦, bā guà), aber 8 Trigramme (
- 19 Trigramme lassen sich zwar bilden, sind jedoch in keinem System vorhanden und auch nicht in Unicode dargestellt.
Die folgende Übersichtstabelle zeigt alle 120 Symbole und ihre jeweilige Zugehörigkeit.
Die Bezeichnungen für () und () sind interpretationsabhängig.
Anmerkungen zur Sortiermöglichkeit
- Initial ist die Tabelle aufsteigend nach der Nummer sortiert,
- die 87 Taixuan-Symbole,
- die 14 anderen Symbole,
- die 19 hypothetischen Symbole.
- Bei der Sortierung nach Codepoint sind die nicht in Unicode repräsentierten Trigramme oberhalb aller anderen Symbole gewichtet.
- Für die Sortierung nach Bild erhält die ungebrochene Linie den kleinsten, die zweimal gebrochene den größten Wert; gewichtet wird von unten nach oben.
- Die Zugehörigkeit (aus) sortiert nach
- dem System,
- Mono/Di/Tri/Tetragramm,
- Bezeichnungstext.
- Die Bezeichnung sortiert nach
- Mono/Di/Tri/Tetragramm,
- Bezeichnungstext.
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- (Song) Sima Guang 司马光: Jizhu Taixuanjing 集注太玄经 (Sibu beiyao 四部备要)
- (Qing) Yu Yue 俞樾: Yangzi Taixuan pingyi 扬子太玄平议 (Zhuzi pingyi 诸子平议, Chunzaitang quanshu 春在堂全书)
Westliche Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- D. Walters: The T’ai Hsüan Ching. The Hidden Classic (Wellington 1983)
- Michael Nylan: The Canon of Supreme Mystery by Yang Xiong. State University of New York Press, Albany 1993
- Michael Loewe (Hrsg.): Early Chinese texts: a bibliographical guide. The Society for the Study of Early China & the Institute of East Asian Studies, University of California, Berkeley, Berkeley CA 1993 ISBN 1-55729-043-1 (Early China special monograph series; no. 2), (Michael Nylan, S. 460–466)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- I Ching (Ho Tu and Lo Shu), Genetic Code, Tai Hsuan Ching, and the D4-D5-E6-E7-E8 VoDou Physics Model ( vom 15. Juli 2012 im Internet Archive)
- 9-fold Magic Square Pattern of Tao Te Ching Insights, experimentally associated with the 81 insights of the T'ai Hsüan Ching
- Yáng Xióng (53 B.C.E. – 18 C.E.)
- Ru in Han times (PDF; 173 kB)
- Universal Multiple-Octet Coded Character Set (PDF; 763 kB)
- Tai Xuan Jing Symbols. (PDF; 70 kB) Unicode
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marcel Granet: La pensée chinoise. Albin Michel, Paris 1936. Übers. Manfred Porkert: Das chinesische Denken – Inhalt, Form, Charakter. Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 519, Suhrkamp, Frankfurt 2000, ISBN 3-518-28119-4; R. Piper Verlag, München 1976, ISBN 3-492-01237-X. (Seite 141)
- ↑ Zhu Xi (朱熹, Zhū Xī): Zhouyi zhengyi (周易正義, Zhōuyì zhèngyì),
- ↑ Richard Wilhelm: I Ging – Das Buch der Wandlungen. ISBN 3-424-00061-2, S. 295