Tamāra Vilerte

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Schereschewski im April 2016
Vilerte im März 2013 in Bad Ragaz.
Name Tamāra Vilerte
Verband Sowjetunion Sowjetunion (bis 1991)
Lettland Lettland (seit 1992)
Geboren 5. März 1954
Omsk, Sowjetunion
Titel Großmeister der Frauen (2008)
Aktuelle Elo‑Zahl 1972 (August 2024)
Beste Elo‑Zahl 2238 (Januar 2009)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Tamāra Vilerte (* 5. März 1954 in Omsk, RSFSR) ist eine lettische Schachspielerin und -trainerin. Zwischen November 2008 und November 2009 war sie die zehnte Seniorenweltmeisterin.

Ausbildung und Privatleben

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Die Familie wurde während der stalinistischen Märzdeportationen 1949 in die Oblast Omsk in der Russischen Sowjetrepublik zwangsumgesiedelt. Erst knapp drei Jahre nach Stalins Tod durfte sie im Februar 1956 in die Lettische Sowjetrepublik zurückkehren.

Vilerte durchlief die Schachabteilung der Sportschule von Kuldīga und studierte danach am Pädagogischen Institut in Daugavpils. Anschließend war sie als Biologielehrerin tätig. Den Großteil ihres Berufslebens verbrachte sie allerdings als Schachtrainerin. Ihr älterer Bruder Jānis Vilerts (1943–2001) leitete zeitweise die Schachschule von Kuldīga und ihre ältere Schwester Benita Vēja (geb. Vilerte; * 1948), von Beruf Ingenieurmathematikerin, gewann die lettische Schachmeisterschaft der Frauen 1966.

Ihre erste erfolgreiche Zeit im Schach hatte Vilerte Anfang der 1970er Jahre. Zunächst wurde sie 1971 und 1972 lettische Juniorenmeisterin und 1972 belegte sie zudem einen geteilten dritten bis siebten Platz bei den Juniorinnenmeisterschaften der Sowjetunion. Im folgenden Jahr 1973 sicherte sie sich den geteilten ersten Rang bei den lettischen Frauenmeisterschaften.

Als aktive Schachspielerin trat Vilerte erst in den 2000er Jahren durch mehrere Turnierteilnahmen in Mitteleuropa wieder international in Erscheinung. Hinsichtlich großer Wettbewerbe erreichte sie zunächst im September 2007 bei der Seniorenweltmeisterschaft in der österreichischen Stadt Gmunden den sechsten Platz. Im August 2008 wurde sie im schweizerischen Davos mit 5½ Punkten aus neun Partien Vize-Senioreneuropameisterin. Wenige Monate später, Ende Oktober und Anfang November, trat sie in der norddeutschen Stadt Bad Zwischenahn[1] zur 18. Seniorenweltmeisterschaft an. Zum Teilnehmerinnenfeld der 35 Frauen zählten mit Tamar Chmiadaschwili (S-Weltmeisterin 1998, 1999 und 2003), Jelena Fatalibekowa (S-Weltmeisterin 2000, 2001 und 2004, S-Europameisterin 2007 und 2008), Ljudmila Saunina (S-Weltmeisterin 2005 und 2006), Hanna Ereńska-Barlo (S-Weltmeisterin 2007, S-Europameisterin 2005) und Valeria Dotan (S-Europameisterin 2006) die stärksten Seniorenspielerinnen der damaligen Zeit. In den elf Runden des Wettbewerbes erreichte Vilerte acht Punkte – fünf Siegen und sechs Remisen stand keine einzige Niederlage gegenüber.[2][3] Mit dieser Leistung konnte sie sich gegen ihre Kontrahentinnen durchsetzen und krönte sich im Alter von 54 Jahren zur Seniorenweltmeisterin.[4] Vilerte war zu diesem Turnier als FIDE-Meister der Frauen[5] angetreten, hatte also lediglich den dritthöchsten Frauen-Titel inne. Obschon sie die üblichen Qualifikationskriterien nicht erfüllte, wurde ihr – gemäß den Regularien der FIDE – aufgrund des Sieges bei der Seniorenweltmeisterschaft automatisch der Frauen-Großmeistertitel verliehen. Bei der nächsten Austragung der Seniorenweltmeisterschaft, im Oktober und November 2009 im italienischen Condino, konnte Vilerte ihren Titel allerdings nicht verteidigen und musste sich mit dem zehnten Platz (5 / 9) zufriedengeben.[6]

Zwischen 2014 und 2017 trat sie darüber hinaus mit dem lettischen Frauenteam bei vier Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaften in der Altersklasse 50+ an. Dort konnte sie in ihren insgesamt 31 Partien (+3 =15 −13) zwar individuell keine nennenswerten Erfolge verbuchen;[7] die Lettinnen belegten allerdings in der Frauen-Mannschaftswertung 2014 in Vilnius den zweiten, 2015 in Dresden sowie 2016 in Radebeul jeweils den dritten und 2017 im griechischen Hersonissos abermals den zweiten Platz.[8]

Elo-Entwicklung[9]
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Turnierteilnahmen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Manfred Hollmann: „Wandelhalle eine große Schach-Arena“. Am 1. November 2008 auf nwzonline.de (Nordwest-Zeitung). Abgerufen am 13. Mai 2021.
  2. Endstand der Frauenwertung der Seniorenweltmeisterschaft 2008. Abgerufen auf seniorenschach.org am 13. Mai 2021.
  3. Gerhard Hund: „18. Senioren Schachweltmeisterschaft 2008“. Abgerufen auf teleschach.com am 13. Mai 2021.
  4. Archivierte Website der Seniorenweltmeisterschaft 2008. Abgerufen auf seniorenschach.org am 13. Mai 2021.
  5. Liste der Teilnehmerinnen an der Seniorenweltmeisterschaft 2008. Abgerufen auf seniorenschach.org am 13. Mai 2021.
  6. Endstand der Frauenwertung der Seniorenweltmeisterschaft 2009. Abgerufen auf risultati.arcoworldchess.com am 13. Mai 2021.
  7. Liste von Vilertes Teilnahmen an Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaften. Abgerufen auf olimpbase.org am 13. Mai 2021.
  8. Inta Jansone: „Trīsreiz pasaules bronza“. Am 31. Juli 2016 auf kurzemnieks.lv (Kurzemnieks). Abgerufen am 13. Mai 2021.
  9. Zahlen gemäß Elo-Listen der FIDE. Datenquellen: fide.com (Zeitraum seit 2001), olimpbase.org (Zeitraum 1971 bis 2001)
  10. Endstand der Liechtenstein Open 2008. Abgerufen auf schach.li am 13. Mai 2021.
  11. Endstand der Liechtenstein Open 2009. Abgerufen auf schach.li am 13. Mai 2021.
  12. „Kein Spitzenplatz für Austrians beim Liechtenstein Open“. In: Chess Life Husek – Schachwoche – Nachrichtenblatt des Schachklubs Husek Wien. 18. Mai 2010, Seiten 22–24. Abgerufen auf schachklub-husek.info am 13. Mai 2021.
  13. Endstand der Internationalen Oster Open Bad Ragaz 2013. Abgerufen auf de.chessmix.com am 13. Mai 2021.
  14. Gerhard Hund: „Internationales Oster-Open 2013“. Abgerufen auf teleschach.com am 13. Mai 2021.
  15. Endstand der Internationalen Oster Open Bad Ragaz 2015. Abgerufen auf chess-results.com am 13. Mai 2021.
  16. Schweizerische Schachzeitung, 3/2015, Seite 45.
  17. Endstand der Internationalen Oster Open Bad Ragaz 2017. Abgerufen auf chess-results.com am 13. Mai 2021.
  18. Endstand der Bodensee Senioren Open Bregenz 2019. Abgerufen auf schachklubbregenz.at (Schachklub Bregenz 1920) am 13. Mai 2021.
  19. Mark Crowther: „39) 29th Gros Open 2019“. In: The Week in Chess. Woche 1286, 1. Juli 2019. Abgerufen auf theweekinchess.com am 13. Mai 2021.