Tanzschule

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tanzstunde an einem College in Cambridge

Eine Tanzschule ist eine meist kommerziell betriebene Einrichtung, die dazu dient, Einzelnen, Paaren oder Gruppen Tänze, Bewegungen oder Tanzfiguren sowie mit dem Tanzen verbundene Fertigkeiten zu vermitteln. Schwerpunkte sind in der Regel der Gesellschaftstanz sowie einzelne Spezialtänze wie Discofox, Salsa etc.

Im Gegensatz zu Tanzschulen sind Tanzsportvereine meist auf den Bereich Tanzsport fokussiert.

Lernsysteme in Tanzschulen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tanzkurse im eigentlichen Sinn bestehen aus einer vorher fest definierten Anzahl von Unterrichtseinheiten bestimmter Dauer. Der Kurs beginnt für alle Teilnehmer am selben Datum und hat überwiegend homogene Gruppen, in denen die Teilnehmer ein ähnliches Niveau haben. Tanzkurse werden meist in aufeinander aufbauenden Erfahrungsniveaus angeboten.

Hier sind die angebotenen Unterrichtseinheiten in der Regel abgeschlossen, eine Hierarchie ist meist nur auf einen einzelnen Tanz oder auf ein Thema beschränkt. So wird beispielsweise jeder Tanzstil für sich in unterschiedlichen Niveaus für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten.

Rollierende Systeme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Mischform aus Kurs- und Clubsystem bieten einige Tanzschulen in Form von rollierenden Systemen an. Hier sind die Lerninhalte zu Blöcken zusammengestellt, beispielsweise „Latino-Tänze“ oder „Hochzeitstänze“. Eine gewisse Zeit sind diese Tänze Schwerpunkt des Unterrichts.

Anfängertanzkurse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um am Anfängertanzunterricht teilzunehmen, sind – bezogen auf die im Curriculum zu erwartenden Tänze – keine Vorkenntnisse nötig. Die Unterrichtenden gehen also davon aus, dass die Tanzschüler zum Zeitpunkt des Beginns des Tanzkurses in diesem Tanz noch keine Erfahrung haben. Je nach Lernsystem ist ein Einstieg manchmal in jeder Stunde möglich, was für Tanzlehrer und Tanzschüler gleichermaßen anspruchsvoll sein kann. Im Bereich des Gesellschaftstanzes starten die meisten Tanzschulen mit Tänzen des Welttanzprogramms.

Tanzkurse für Fortgeschrittene

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn ein Tanzschüler bereits Vorkenntnisse mitbringt, indem er entweder Anfängerunterricht absolviert oder sich seine Kenntnisse auf andere Weise angeeignet hat, kann er an Unterricht für Fortgeschrittene teilnehmen. Innerhalb der Lernsysteme der Tanzschulen wird meist der Inhalt der vorgeschalteten niedrigeren Stufe vorausgesetzt.

Im Gesellschaftstanz gibt es in den ADTV- oder BDT-Tanzschulen sehr häufig folgende Einteilung des Deutschen Tanzabzeichens, auch Medaillenkurse genannt:

  • Bronze
  • Silber
  • Gold
  • Goldstar
  • Supergoldstar

Die häufig gefundene Darstellung, die Inhalte der Kurse in ADTV- oder BDT-Tanzschulen wären identisch bzw. würden vom Verband vorgeschrieben, trifft nicht zu. Jede Tanzschule wählt aus dem großen Fundus von Tänzen und Figuren diejenigen aus, die am besten zur Tanzschule und zur Klientel passen. Den meisten Tanzschulen ist eine deutliche Abgrenzung zum Turniertanz wichtig, weshalb sie ihr Programm bewusst so ausrichten, dass ein mehrstündiges wöchentliches „Training“ wie im Turniertanz nicht notwendig ist.

Tanzen für Hobbytänzer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tanzschüler, die regelmäßig Tanzunterricht nehmen und ihre Kenntnisse festigen und weiter aufbauen wollen, besuchen häufig fortlaufenden Unterricht. Die Bezeichnungen hierfür sind z. B. Tanzkreis oder Hobbyclub.

Tanzschüler, die entweder wenig Zeit, spezielle Anforderungen oder den Wunsch nach mehr Privatsphäre haben, buchen Privatstunden. Hier bezahlt der Tanzschüler für eine bestimmte Zeit (meist 45 oder 60 min) einen festen Betrag, wofür ihm eine Tanzlehrerin oder ein Tanzlehrer exklusiv zur Verfügung steht.

Alle Niveaus werden von vielen Tanzschulen auch in Form von Workshops angeboten. Hier werden meist mehrere Stunden an einem Tag abgehalten oder Kurse, die im Regelfall über mehrere Wochen stattfinden, z. B. an einem Wochenende zusammengefasst.

Single-Tanzkurse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einigen Tanzschulen ist auch die Anmeldung ohne Tanzpartner möglich. Hier gibt es unterschiedliche Angebote, bei denen entweder ein Tanzpartner gestellt wird, mit dem man während des gesamten Tanzkurses als Paar tanzt, oder reine Single-Tanzkurse stattfinden, in denen alle sich ohne Partner angemeldet haben und häufiger die Partner durchgewechselt werden.

Veranstaltungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Begleitend zum Tanzunterricht bieten viele Tanzschulen mit regelmäßigen Tanzpartys auch Übungsmöglichkeiten außerhalb der Kurszeit an. Abgerundet wird das Angebot oft durch saisonale Events (Fasching, Tanz in den Mai, Halloween etc.), Mottopartys (70er, Bad Taste, Cocktailparty, Black & White etc.) und Gala-, Abschluss- bzw. Premierenbälle.

Viele Tanzschulen bieten neben dem Kerngeschäft Tanzunterricht auch Seminare zu unterschiedlichsten Themen an:

  • Umgangsformen
  • Tischsitten
  • Rhetorik

Online-Tanzkurse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Tanzschulen in Österreich und Deutschland bieten neben dem klassischen Tanzunterricht im Tanzsaal in der Tanzschule auch Online-Tanzkurse in Form von Videokursen, Erinnerungsvideos, Livestreams und On-Demand-Aufzeichnungen via Tanzschul-App oder Online-Streaming-Portalen an. Dieser Trend hat sich besonders während der Covid-19-Pandemie zur Weiterführung der Tanzkurse während der behördlichen Schließung bewährt und blieb auch nach der Pandemie von einigen Tanzschulen als zusätzliches Angebot bestehen.

Eine besondere Form des Online-Tanzkurses ist der Hybrid-Tanzkurs, bei welchem der Tanzunterricht zeitgleich sowohl im Tanzsaal als auch via Livestream zuhause im „Tanzwohnzimmer“ stattfindet. Die Tänzer können flexibel entscheiden, wie sie am Tanzunterricht teilnehmen möchten.[1]

Arten von Tanzschulen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klassische Tanzschulen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die größte Gruppe bilden in Deutschland und Österreich die Tanzschulen, in denen man in eine Auswahl von kulturell oder regional bedeutsamen Tänzen erlernt.

Die meisten traditionellen Tanzschulen in Deutschland werden von Mitgliedern des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes (ADTV) geleitet und gestalten daher ihr Lehrangebot auf der Basis des Welttanzprogramms, welches 2012 komplett überarbeitet wurde. Zurzeit sind ca. 800 Tanzschulen im ADTV organisiert. Daneben sind viele Tanzschulen im BDT organisiert, es gibt darüber hinaus aber auch eine Reihe von freien Tanzschulen.

Inhaber von deutschen Tanzschulen haben sich in dem Unternehmerverband DTIV zusammengeschlossen. Hier ist insbesondere ein mit der GEMA vereinbarter Rahmenvertrag relevant.

In Österreich sind die meisten Tanzschulen dem VTÖ angeschlossen und in der Schweiz dem Verband Swissdance.

Spezial-Tanzschulen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt eine große Anzahl an Tanzschulen, die sich ausschließlich einer (seltener auch zwei) Tanzform widmen, wie z. B. Ballett, Hip-Hop, Salsa, Tango Argentino, Stepptanz, Flamenco, Capoeira, Samba, Swing oder Gogodance.

Auch hier finden sich Tanzkurse und Workshops im Lehrangebot, das durch die Spezialisierung einerseits weniger breit gefächert, andererseits aber auch intensiver sein kann. Oft wird das Lehrangebot zusätzlich um Inhalte ergänzt, die thematisch mit dem Spezialgebiet verwandt sind, beispielsweise Perkussion bei Salsa.

Boogie Woogie, Rock’n’Roll, Square- und Linedance werden in Deutschland überwiegend in Vereinen, also nichtkommerziell unterrichtet.

Commons: Tanzschule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tanzschule – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Tanzkreis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Th. Schwebach: Tanzwohnzimmer der Tanzschule Schwebach. In: schwebach.at. Tanzschule Schwebach GmbH, 1. März 2022, abgerufen am 22. August 2022.