Tapezierspinnen

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Tapezierspinnen

Sphodros rufipes

Systematik
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Vogelspinnenartige (Mygalomorphae)
Familie: Tapezierspinnen
Wissenschaftlicher Name
Atypidae
Thorell, 1878

Die Tapezierspinnen (Atypidae) sind eine Familie vogelspinnenartiger Spinnen und umfassen 56 Arten, die sich auf drei Gattungen verteilen. In Mitteleuropa sind nur drei Arten der Familie aus der Gattung Atypus heimisch. Sie sind zugleich die einzigen Vertreter der Vogelspinnenartigen in Mitteleuropa. Die heimischen Arten werden 5 bis 12 mm groß, wobei die orthognathen Cheliceren nicht mitgemessen werden und durch ihre Größe auffallen. Die kleinen und kräftigen, dunkelbraunen Tiere sind somit in Mitteleuropa leicht zu erkennen.

Tapezierspinnen lauern in Erdröhren, die in tropischen Regenwäldern bis zu 50 cm tief reichen können. Diese Röhre ist mit Seide austapeziert, in die Steinchen und Bodenteilchen eingewebt werden. Die Röhre ist am Ende mit einer Kammer erweitert. Die „Tapete“ geht in den Fangschlauch über, der aus gleichem Material besteht und so gut getarnt einige Zentimeter bis wenige Dezimeter lang auf dem Boden der Umgebung ausgelegt oder auch an Pflanzenteilen befestigt über dem Boden in die Vegetation hineingebaut wird. Die Wohnröhre ist stets umfangreicher und länger als der Fangschlauch, der zwar schwer auszumachen, aber ein gutes Bestimmungsmerkmal der Familie ist.

Sobald Beute über den Fangschlauch stolpert, schnellt die Tapezierspinne innerhalb des Fangschlauches heran und beißt durch ihn hindurch in die Beute. Anschließend wird die betäubte Beute in den Schlauch gezogen und selbiger wieder repariert, bevor die Beute in der Wohnröhre verspeist wird.

Die zur Kolonienbildung neigenden Weibchen können bis zu neun Jahre alt werden und leben meist zeitlebens in ihren Wohnröhren. Umherstreifende Individuen sind meist Männchen oder Jungtiere. Männchen verlassen ihre Behausung, um sich auf die Suche nach paarungsbereiten Weibchen zu machen; die Jungtiere müssen sich neuen Lebensraum erschließen.

Gemeine Tapezierspinne (Atypus affinis)
Calommata signata
Größenvergleich: Mauertapezierspinne (Atypus muralis) auf einer Hand, Schweiz

Der World Spider Catalog listet für die Tapezierspinnen aktuell 3 Gattungen und 56 Arten.[1] (Stand: August 2024)

  • Ambros Hännggi, Edi Stöckli, Wolfgang Nentwig: Lebensräume mitteleuropäischer Spinnen. Miscallanea faunistica Helvetiae. Centre suisse de cartographie de la faune, CH-2000 Neuchâtel 1995. ISBN 2-88414-008-5
  • Stefan Heimer, Wolfgang Nentwig: Spinnen Mitteleuropas. Paul Parey Verlag Berlin, 1991. ISBN 3-489-53534-0
  • Dick Jones: Der Kosmos Spinnenführer. Franckhsche Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 1990. ISBN 3-440-06141-8

Einzelnachweise

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  1. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern: World Spider Catalog Version 19.5 – Atypidae. Abgerufen am 22. Dezember 2018.
Commons: Tapezierspinnen (Atypidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien