Tastungen (Adelsgeschlecht)

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Stammwappen derer von Tastungen

Tastungen ist der Name eines alten Adelsgeschlechts im Eichsfeld. Sie benannten sich nach dem im Untereichsfeld gelegenen Dorf Tastungen zwischen Leinefelde-Worbis und Duderstadt. Begütert waren sie schließlich in Bernterode bei Heiligenstadt.

Die Ritter von Tastungen hatten in Tastungen einen befestigten Herrensitz, Schloss und Reste der Wehranlagen sind auf einem Bild im Bodensteinschen Lagerbuch verewigt.[1] Für den angeblich aus Ungarn stammenden Friedrich von Tastungen (1223), der auf dem Schwarzenstein zwischen Flinsberg und Ascherode ein Schloss gebaut haben soll, gibt es keine nachweisbaren Belege.[2] 1279 schenkt ein Theoderich von Tastungen 2 Hufen Land an das Kloster Reifenstein. Vom Ende des 13. bis ins 15. Jahrhundert waren Mitglieder der Familie als Burgmänner auf der Burg Gleichenstein nachweisbar, einige zeitweise auch als Vogt oder Pfandinhaber.

Ab Anfang des 14. Jahrhunderts werden die Herren von Tastungen häufig in Bernterode erwähnt, 1290 nannte sich ein Mitglied auch nach dem Dorf Henricus de Bernharderode.[3] Bernterode war ihr erbliches Eigentum und die Herren von Tastungen hatten auch die höhere und niedere Gerichtsbarkeit, dazu gehörte ihnen noch das im Mittelalter verlassene Roderode und das zwischen Flinsberg und Martinfeld gelegene Ascherode. Begütert waren sie weiterhin in zahlreichen Orten des Obereichsfeldes. Heinrich von Tastungen verkauft 1317 dem Kloster Anrode eine Hufe des später untergegangenen Dorfes Zoighe bei Bickenriede. 1401 stellte sich Heinrich von Tastungen mit all seinem Besitz unter den Schutz der Mainzer Kurfürsten, sie waren nun bis zum Aussterben der Adelsfamilie Lehnsleute der Kurfürsten. Des Weiteren besaßen sie die halbe Gerichtsbarkeit über die Gemeinde Dieterode. Martin von Tastungen erwarb ein Lehnsgut in Großwechsungen, welches von den Herzögen von Braunschweig belehnt wurde.

Während des Bauernkrieges wird Christoph von Tastungen 1525 von Bauern aus der Umgebung bedrängt, Lasten und Frondienste aufzuheben, der Herrensitz wird beschädigt. Um 1600 haben die von Tastungen auch das Patronatsrecht der Kirche in Martinfeld, 1604 waren Leonardus und Valentinus von Tastungen damit belehnt. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde von Siegfried von Tastungen das heutige Gutsgebäude in Bernterode errichtet. Nach dem Tod des Friedrich, dem letzten Vertreter derer von Tastungen, wurde der Besitz von Kurmainz wieder eingezogen und Johann Friedrich Karl Maximilian von Ostein wurde mit den Gütern belehnt.[4]

Am 20. Dezember 1697 erhielt Johann Konrad Philipp Ignaz von Tastungen, Reichshofrat, fürstlich-würzburgischer Obermarschall, den Freiherrnstand für das Reich und die Erblande mit dem Prädikat „Wohlgeboren“ und einer Wappenbesserung verliehen.

Nach den Autoren des Neuen Siebmachers zeigt das Stammwappen derer von Tastungen im Schild in Silber zwei schwarze Flügel und auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken die Schildfigur: „Das Feld wird auch b(lau), die Flügel w(eiß) geführt. Ein wohl erhaltenes Siegel Stebos v(on) T(astungen) vom Jahre 1324 zeit im Schilde einen beflügelten Helm.“[5]

Das Freiherrenwappen von 1697 dagegen ist geviert. Felder 1 und 4 zeigen das Stammwappen; Feld 2 von Schwarz und Gold geteilt, über der Teilungslinie ein gekrönter Adler in gewechselten Farben; Feld 3 wie Feld 2 in gewechselten Farben.

  • Dietrich, Steben und Henrich von Tastungen (1288), (Gleichener Burgleute auf Burg Gleichenstein;[6] 1294 Dietrich und Heinrich Burgmänner auf Gleichenstein; Henrich und Dietrich (1309) im Streit mit dem St. Martinstift in Heiligenstadt wegen Bernterode und Roderode; 1311, 1316 Heinrich Burgmann auf Gleichenstein)
  • Johann von Tastungen (1323), Burgpfarrer auf der Burg Rusteberg
  • Steben von Tastungen (1341), erhält pfandweise einen Teil der Burg Stein[7]
  • Heinrich von Tastungen (1357), Probst in Kloster Zella[8]
  • Dietrich und Walther (1358), die Söhnen Apels von Tastungen, erhalten das Burglehen in Gleichenstein[9]
  • Heinrich von Tastungen (1384), Vogt auf Burg Gleichenstein und die Burgmänner Dietrich von Tastungen der Ältere, Apel von Tastungen, seine Vettern Jan, Heinrich und Hans von Tastungen, Friedrich und Walther von Tastungen[10]
Der von Siegfried erbaute Herrensitz in Bernterode
  • Dietrich von Tastungen (1440), ein Burglehen zu Gleichenstein
  • Christoph von Tastungen (* 1478), während des Bauernkrieges Verwalter des Eichsfeldes und Verwalter des Klosters Gerode (1555–1558)[11]
  • Leonhard von Tastungen (nach 1600), Assessor am Oberlandgericht in Heiligenstadt
  • Johann Conrad Philipp Ignatius von Tastungen († 1718), Oberamtmann im Amt Volkach, Reichshofrat, fürstlich-würzburgischer Obermarschall, 1697 Freiherrenstand
  • Siegfried von Tastungen (1713, † 1718), erbaute das heutige Herrenhaus in Bernterode
  • Wilhelm von Tastungen († 1742), Generalfeldmarschall-Leutnant
  • Friedrich von Tastungen († 1751), Letzter seines Geschlechtes
  • Hans Rheinländer: Bernterode 1290–1990. Festschrift zur 700-Jahrfeier der Gemeinde. Hrsg.: Rat der Gemeinde Bernterode/Heiligenstadt, Heiligenstadt 1990
  • Katrin Wagenführ: Die Flurnamen um Martinfeld, Bernterode und Kalteneber. Jena 2005 (Abschnitt Geschichte von Bernterode)
  • Alois Sonntag: Die Herren von Tastungen zu Bernterode und Ascherode im Eichsfeld. In: Eichsfelder Heimatbote, 1929, Nr. 6.
Commons: Tastungen (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze, Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 244.
  2. Johann Wolf: Eichsfelder Urkundenbuch nebst der Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. Göttingen 1819, S. 53 (Dietrich von Strutzberg verkauft 1297 Berg und Wald Schwarzenstein an das Kloster Anrode)
  3. Hrsg. Ulrich Harteisen, Ansgar Hoppe, Hansjörg Küster, Torsten W. Müller, Haik Thomas Porada, Gerold Wucherpfennig: Das Eichsfeld. Band 79 der Reihe Landschaften in Deutschland. Verlag Böhlau, Wien/ Köln/ Weimar 2018, S. 331
  4. Geschichte von Bernterode. (Memento des Originals vom 22. Februar 2014 im Internet Archive; PDF)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sprachwissenschaft.uni-jena.de uni-jena.de
  5. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 6. Abteilung; Ausgestorbener Preussischer Adel: Provinz Sachsen; Verfasser: G. A. von Mülverstedt, Ad. M. Hildebrandt; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1884. S. 165. Tafel 108.
  6. Johann Wolf: Eichsfeldisches Urkundenbuch nebst der Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. Göttingen 1819 (Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel, als Beitrag zu dessen Geschichte. Seiten 37–45)
  7. Johann Wolf: Politische Geschichte des Eichsfeldes. Band 2, 3. Abschnitt §99, S. 4.
  8. Johann Wolf: Eichsfelder Urkundenbuch nebst der Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. Göttingen 1819, S. 50.
  9. Vigener, RggEbMz Nr. 2512, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, ingrossaturbuecher.de abgerufen am 12. Juni 2017.
  10. Eduard Fritze, Gunter Görner: Chronik der Burg Gleichenstein im Eichsfeld. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2020, S. 36
  11. Friedrich von Sydow (Redakteur): Thüringen und der Harz, mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden. Band 8, Sondershausen 1844 (Kloster Gerode betreffend)