Tataren-Heckenkirsche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tataren-Heckenkirsche

Tataren-Heckenkirsche (Lonicera tatarica)

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Kardenartige (Dipsacales)
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Gattung: Heckenkirschen (Lonicera)
Art: Tataren-Heckenkirsche
Wissenschaftlicher Name
Lonicera tatarica
L.

Die Tataren-Heckenkirsche (Lonicera tatarica) ist eine Pflanzenart in der Gattung der Heckenkirschen (Lonicera) aus der Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae).

Vegetative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tatarische Heckenkirsche wächst als sommergrüner, aufrechter Strauch mit Wuchshöhen von meist 3 (1 bis 4) Metern. Die verzweigten, waagerecht abstehenden oder bogig übergeneigten Zweige besitzen anfangs ein Mark, das braun wird, und später sind sie hohl. Die Rinde ist im Alter grau und kahl. Die grünen Pflanzenteile sind mehr oder weniger stark bereift. Die kleinen Winterknospen besitzen vier Paare eiförmiger Knospenschuppen.

Die gegenständige angeordneten Laubblätter besitzen einen 2 bis 6 mm langen Blattstiel. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 3 bis 5 cm und einer Breite von 1 bis 2 cm eiförmig bis eiförmig-länglich, manchmal länglich mit leicht herzförmigem oder abgerundetem Spreitengrund und meist spitzer oder stumpfer Spreitenspitze sowie bewimpertem Blattrand. Beide Blattflächen sind kahl oder spärlich, manchmal deutlich flaumig behaart, die Blattoberseite ist dunkelgrün und die Blattunterseite hell- bis bläulich-grün.

Blütenpaare und gestielte, zygomorphe Blüte im Detail.

Generative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Die seitenständig auf einem 1 bis 2 cm langen (ähnlich lang wie die Krone) Blütenstandsschaft stehenden Blütenstände sind auf nur ein Blütenpaar reduziert. Das Paar gegenständiger Tragblätter sind bei einer Länge von 2 bis 7 mm lineal bis verkehrt-eiförmig-lanzettlich. Die zwei Paare gegenständiger, freier, bewimperter Deckblätter sind bei einer Länge von 1 mm, manchmal so lang wie die der Fruchtknoten und kreisförmig-eiförmig.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchzähne sind bei einer Länge von bis zu 1 mm dreieckig-lanzettlich. Die Farbe der Kronblätter reicht von hell-rosafarben bis dunkelrot, manchmal weiß oder von roasafarben beim Verblühen sich gelb färbend. Die 1,5 bis 2 cm langen Kronblätter sind zu einer 5 bis 6 mm langen Röhre verwachsen, die an ihrer Basis leicht gewölbt ist. Die Krone endet zweilippig. Die Oberlippe ist vierlappig, wobei die zwei seitlichen Kronlappen tief geteilt und ausgebreitet sind und die beiden mittleren Kronlappen nur leicht geteilt sind. Die Unterlippe ist zurückgekrümmt. Die zwei benachbarten Fruchtknoten sind nicht verwachsen. Die fünf Staubblätter und der überall flaumig behaarte Griffel überragen die Krone.

Die bei einem Durchmesser von 5 bis 6 mm kugeligen Beeren reifen ab Juli bis September und färben sich hellrot, scharlachrot, gelborangefarben bis gelblich. Die 2 bis 2,3 mm großen Samen sind glatt mit konkaven Tupfen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[1]

Die Bestäubung erfolgt durch Schwebfliegen.[2] Die Beeren sind eine willkommene Vogelnahrung.[2] Die Tatarische Heckenkirsche ist Raupen-Futterpflanze oligophag bei Geißblatt-Kappeneule (Callierges ramosa) (Esper, 1786) und polyphag beim Doppelzahnspanner (Odontopera bidentata) (Clerck, 1759) aus der Familie der Spanner (Geometridae).

Die natürliche Heimat der Tatarischen Heckenkirsche liegt in Westsibirien, Zentral- und Ostasien: in Japan, Korea, Kirgisistan, in den chinesischen Provinzen Hebei (nicht gesichert), Heilongjiang, Liaoning, nördliches Xinjiang und in Russland im südöstlichen europäischen Teil sowie im westlichen Sibirien.[3]

Sie ist in Frankreich, auf der Iberischen Halbinsel, Mitteleuropa und in Nordamerika eingebürgert, tritt also stark als Neophyt in Erscheinung.[3][4] In Europa wird sie teilweise bewusst als Landschaftsgehölz eingesetzt.

In China gedeiht sie an Waldrändern und in Gebüschen in Höhenlagen zwischen 700 und 1600 Meter.

Die Erstveröffentlichung von Lonicera tatarica erfolgte 1753 durch Carl von Linné.[5] Synonyme für Lonicera tatarica L. sind beispielsweise: Lonicera tatarica var. latifolia Loudon, Lonicera tatarica f. sibirica (Pers.) Rehder, Lonicera tatarica var. sibirica Pers.[3]

Von Lonicera tatarica gibt es mindestens drei Varietäten:[3]

  • Lonicera tatarica L. var. tatarica
  • Lonicera tatarica var. micrantha Trautv. (Syn.: Lonicera micrantha (Trautv.) Regel): Sie kommt in Xinjiang und im westlichen Sibirien vor.[3]
  • Lonicera tatarica var. parvifolia H.Jaeger (Syn.: Lonicera parvifolia Hayne)

Die Sorten werden als Zierpflanzen in Parks und Gärten verwendet.

Einige Sorten sind: 'Arnolds Red' und 'Hack's Red'.

Das Holz der Tataren-Heckenkirsche wirkt euphorisierend auf Katzen, da es, ähnlich wie Katzenminze und der Japanische Strahlengriffel, cis-trans-Nepetalacton sowie Actinidin enthält. Allerdings ist die Konzentration geringer als in den genannten Pflanzen, so dass nur etwa jede zweite Katze positiv auf L. tatarica reagiert.[6] In Nordamerika ist das Holz in käuflichen Katzenspielzeugen unter dem Namen „(Tatarian) Honeysuckle“ erhältlich.

  • Qiner Yang, Sven Landrein, Joanna Osborne, Renata Borosova: Caprifoliaceae. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Hong Deyuan (Hrsg.): Flora of China. Volume 19: Cucurbitaceae through Valerianaceae with Annonaceae and Berberidaceae. Science Press and Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2011, ISBN 978-1-930723-99-3, S. 633: Lonicera tatarica (englisch, Lonicera tatarica - online). (Abschnitt Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
  • Tataren-Heckenkirsche. auf FloraWeb.de (Abschnitt Beschreibung und Raupen-Futterpflanze)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Lonicera tatarica, Chromosomenzahl bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  2. a b Werner Rothmaler (Begr.), Hermann Meusel, Rudolf Schubert: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD: Gefäßpflanzen. 7., stark bearb. u. erg. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1972, S. 344.
  3. a b c d e Lonicera tatarica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  4. E. von Raab-Straube (2017+): Caprifoliaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Caprifoliaceae
  5. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 173, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D173%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  6. Sebastiaan Bol: Responsiveness of cats (Felidae) to silver vine (Actinidia polygama), Tatarian honeysuckle (Lonicera tatarica), valerian (Valeriana officinalis) and catnip (Nepeta cataria). In: BMC Veterinary Research. 16. März 2017, doi:10.1186/s12917-017-0987-6, PMID 28302120 (biomedcentral.com).
Commons: Tataren-Heckenkirsche (Lonicera tatarica) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien