Tennengebirge

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Tennengebirge

Lage des Tennengebirges innerhalb der Ostalpen
Lage des Tennengebirges innerhalb der Ostalpen

Lage des Tennengebirges innerhalb der Ostalpen

Höchster Gipfel Raucheck (2430 m ü. A.)
Lage Nördliche Kalkalpen, Salzburg, Österreich
Einteilung nach AVE 13, Trimmel 1510/1511
Koordinaten 47° 30′ N, 13° 14′ OKoordinaten: 47° 30′ N, 13° 14′ O
Fläche 280 km²
Südwestansicht des Tennengebirges. Im Vordergrund die Marktgemeinde Werfen und die Festung Hohenwerfen
Südwestansicht des Tennengebirges. Im Vordergrund die Marktgemeinde Werfen und die Festung Hohenwerfen

Südwestansicht des Tennengebirges. Im Vordergrund die Marktgemeinde Werfen und die Festung Hohenwerfen

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Das Tennengebirge ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen im österreichischen Bundesland Salzburg. Es erreicht seinen höchsten Punkt im Raucheck mit 2430 m ü. A. Das stark verkarstete Gebirge besteht vorwiegend aus Dachsteinkalk und bildet ein ausgedehntes Plateau. Das Gebiet entwässert größtenteils unterirdisch und ist von mehreren großen Höhlen durchzogen, darunter die längste Eishöhle der Welt, die Eisriesenwelt mit 42 Kilometern Länge. Durch Alpenvereinshütten, ein großes Wegenetz und mehrere Wintersportgebiete ist das Tennengebirge für den Tourismus erschlossen. Ein Großteil des Tennengebirgsplateaus steht seit 1985 unter Naturschutz. Der Name stammt von der im östlichen Teil des Hochplateaus gelegenen Tennalm ab.

Das Tennengebirge im Vordergrund. Dahinter die Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen.

Das Tennengebirge hat eine maximale Ausdehnung zwischen der Salzach im Westen und Annaberg im Lammertal im Osten von 20 und von Voglau im Norden nach Hüttau im Süden von 20 Kilometern; es umfasst eine Gesamtfläche von etwa 280 km² mit einer Grenzlänge von 80 km.[1]

Die Begrenzung im Norden verläuft von der Mündung der Lammer in die Salzach nach Osten bis zur Einmündung des Rußbach in die Lammer. Die Ostgrenze verläuft entlang der Lammer bis nach Lungötz und weiter entlang des Karbachs über St. Martin am Tennengebirge dem St. Martinsbach folgend bis zu dessen Einmundung in den Fritzbach bei Niedernfritz. Der Fritzbach bildet die Südgrenze bis zur Einmündung in die Salzach bei Bischofshofen. Die Westgrenze bildet die Salzach. Verwaltungsmäßig ist das Gebiet auf die Bezirke Hallein und St. Johann im Pongau aufgeteilt.

Einordnung und Gliederung

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Das Tennengebirge wird in der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE) als eigene Gruppe (Nr. 13) der Nördlichen Ostalpen geführt, desgleichen in der Gebirgsgruppengliederung nach Trimmel (1510), wo die ganze Gruppe zu den Westlichen Salzkammergutalpen (1500) gehört. Landesgeographisch rechnet man sie zu den Salzburger Kalkhochalpen.

Gegliedert wird das Tennengebirge in das eigentliche kompakte Tennengebirgsmassiv (Trimmel 1511 Tennengebirge), von dem man noch die südliche Abdachung als Teilgebiet ohne markante orographische Grenze unterscheiden kann, und dem Strubberg (Trimmel 1512), der als vorgelagerte Inselbergzone im Lammertal liegt.[2]

Gemeinden sind (entgegen dem Uhrzeigersinn):

Blick auf die Karstfläche des Tennengebirges Richtung Südost. Im Hintergrund: Hoher Dachstein

Die höchsten Erhebungen sind Raucheck (2430 m ü. A.) im Westteil und Bleikogel (2412 m ü. A.) im Ostteil des Gebirges. Die höchsten Gipfel befinden sich am Südrand des Plateaus, das zum Norden hin abfällt. Liste der bedeutendsten Gipfel:

Lithostratigraphie

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Tennengebirge von Südwesten, rechterhand die Hügelzone der Werfen-St.-Martiner Schuppenzone

Das Tennengebirge ist ein stark verkarstetes Bergmassiv, das hauptsächlich aus Dachsteinkalk besteht, der auf einem Sockel aus Ramsaudolomit aufliegt.

Die südlichen Vorberge, entlang der Linie Lungötz–WerfenwengWerfen, gehören einer Schuppenzone an. Diese Zone aus Werfener Schichten aus der Untertrias und mitteltriadischen Dolomiten (Anisium, Ladinium) wird Werfen–St.-Martiner Schuppenzone genannt.[3]

Die tiefgründig verkarsteten Kalke entwässern größtenteils unterirdisch. So befinden sich in den Hochlagen keine größeren oberflächlichen Abflüsse. Der Großteil des Regen- und Schmelzwassers versickert in den Spalten und Dolinen des Kalkgesteins und sammelt sich in ausgedehnten Höhlensystemen. Die Kalke werden von Grundwasser stauenden Werfener Schichten unterlagert. Diese tonig-mergligen Ablagerungsgesteine und das Einfallen der Schichten nach Norden erzwingen zahlreiche Quellaustritte am Nordfuß des Tennengebirges.[4]

Schüttungscharakteristik der größten Quellen des Tennengebirges[4]
Quelle Höhle Kat. Nr. Minimale beobachtete
Schüttung [l/s]
Maximale beobachtete
Schüttung [l/s]
Salzachöfen Brunneckerhöhle 1511/1 10 1000
Infang Alm Infang Wasserloch 1511/130 10 3000
Scheffauer Schwarzenbach Winnerfallhöhle 1511/4 100 15000
Trickfall Trickfallhöhle 1511/10 10 3000
Dachserfall Dachserfallhöhle 1511/11 100 1000
Eingang der Eisriesenwelt

Der gut verkarstungsfähige Dachsteinkalk bietet im Zusammenwirken mit dem übrigen Trennflächengefüge besonders günstige Voraussetzungen für die Höhlenbildung. Mit Stand 2015 sind im Österreichischen Höhlenverzeichnis mehr als 1000 Objekte verzeichnet. Die meisten Höhlen(teile) liegen zwischen 1500 m ü. A. und 1600 m ü. A. Mit vermessenen 42 km ist die Eisriesenwelt (Kat.Nr. 1511/24) die längste Höhle im Tennengebirge und als Schauhöhle für den Tourismus erschlossen. Vor etwa 10 Millionen Jahren begann eine Periode, in der die mittleren und östlichen Kalkalpen starker Hebung bis zum heutigen Hochgebirge ausgesetzt waren. Die Hebung erfolgte nicht kontinuierlich, wie sich aus den Höhlensystemen ableiten lässt. Im Tennengebirge existiert eine deutliche Höhenzonierung der Höhlengänge, die sich in mehrere Niveaus einteilen lässt, die mit der Lage des damaligen Karstwasserspiegels zusammenhängen. Das Ruinenhöhlen-Niveau im Bereich der Dachstein-Hochfläche ist im frühen Oligozän entstanden und befindet sich über 2000 m ü. A. Das darunter liegende Riesenhöhlen-Niveau mit der Eisriesenwelt bildete sich im Obermiozän. Etwa 400 bis 500 m unter dem Riesenhöhlen-Nieveau liegt eine weitere Zone mit deutlich ausgeprägten Horizontalgängen. Das plio- bis pleistozäne Quellhöhlenniveau mit dem Brunnecker-Petrefakten-Höhlensystem (Kat.Nr. 1511/1) zeigt den heutigen Karstwasserspiegel an. Die horizontalen Höhlen-Gangsysteme bildeten sich zu Zeiten tektonischer Ruhe, weil sie lange Zeit zur Bildung beanspruchen. Dazwischen lagen Zeiten rascher Hebung, in denen vor allem vertikal Höhlenstrecken entstanden.[5][6]

Die fünf längsten Höhlen im Tennengebirge
Name Kat.-Nr. Vermessungs­länge [m] Vertikal­erstreckung [m]
Eisriesenwelt 1511/24 42000 380
Berger-Platteneck-Höhlensystem 1511/162 30396 1291
Altherrenlabyrinth 1511/550 15000 395
Gamskar-Eishöhle 1511/709 13204 636
Offenbarungs-Eishöhle 1511/666 10785 452

Natur- und Landschaftsschutz

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Tennengebirge

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Lage Salzburg, Österreich
Fläche/Ausdehnung 85,417 km² / 16,3 km
Kennung NSG00005
Geographische Lage 47° 32′ N, 13° 17′ O
Meereshöhe von 650 m bis 2430 m
Einrichtungsdatum 1982
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Das gesamte felsige Hochplateau des Tennengebirgs ist als Naturschutzgebiet Tennengebirge (NSG 5) ausgewiesen, mit 8541,7 ha.[7] Es erstreckt sich von nördlich Stegenwald bis an den Traunstein und die Königswand West–Ost über gut 16 km, und den Bergen über Scheffau bis an die Südflanke Nord–Süd über 9 km. Es wurde 1982 eingerichtet.[8] Es umfasst Gebiete der Ortschaften respektive Katastralgemeinden Obergäu (Gemeinde Golling), Scheffau, Unterberg und Au (Gemeinde Abtenau), Lammerthal (Gemeinde St. Martin), Weng (Gemeinde Werfenweng), Lampersbach und Schlaming (Gemeinde Pfarrwerfen) und Wimm (Gemeinde Werfen).

Tennengebirge

IUCN-Kategorie V – Protected Landscape/Seascape

Lage Salzburg, Österreich
Fläche/Ausdehnung 47,813 km² / 16,2 km
Kennung LSG00058
Geographische Lage 47° 30′ N, 13° 17′ O
Meereshöhe von 515 m bis 2000 m
Einrichtungsdatum 1965
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Die südlichen Vorberge sind in Form einer Pufferzone als Landschaftsschutzgebiet Tennengebirge (LSG 58) ausgewiesen, mit 4781,3 ha.[9] Dieses erstreckt sich bogenförmig vom Passruckgraben bei Lungötz über Lammerthal, Sonnberg (Gemeinde Hüttau), Weng, Lampersbach, Lehen, Maier und entlang der Tauernautobahn von Wimm bis Stegenwald. Dazu gehören auch Hofschoberberg, Brandlköpfe, Westflanke des Frommer Kogels, Ladenberg–Bischlinghöhe und Hirschkogel, wie auch der Zetzenbergkogel bei Werfen. Es wurde schon 1965 eingerichtet.[10]

Schutzzweck des Naturschutzgebietes ist Erhaltung der Ursprünglichkeit des „mächtigen Kalkgebirgsstockes mit einem vielfältigen Karstformenschatz“, typischer Kalk-Trockenstandorte, der Pflanzengesellschaften und des Tierreichtums,[7] der des Landschaftsschutzgebietes Erhaltung der besonderen landschaftlichen Schönheit und „der besonderen Bedeutung für die Erholungsnutzung (Wandertourismus) der teilweise ursprünglichen Landschaft sowie naturnahen Kulturlandschaft“.[9]

Das Tennengebirge bietet als Plateaugebirge dem Bergwanderer lohnende Möglichkeiten für Überschreitungen. Zu beachten ist die Wasserarmut des Karstes und die Gefahr des Verirrens bei Nebel. Alpine Erfahrung und gute Kondition sind Grundvoraussetzung, auch wenn ausreichend Schutzhütten vorhanden sind. Die Randabstürze des Plateaus bieten dem Kletterer ein reiches Betätigungsfeld. Besonders die Wände am Südrand des Gebirges rund um die Werfener Hütte und oberhalb der Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte sind wegen ihrer leichten Erreichbarkeit sehr beliebt. Im Winter lohnen sich verschiedene Skitouren, bei den meisten wird es sich um ausgedehnte Plateauüberquerungen handeln, doch auch extreme Skitouren sind im Tennengebirge möglich.

Tennengebirge vom Leopold-Happisch-Haus aus gesehen (2011)

Hütten sind:[11]

Fern-/Weitwanderwege

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Der Europäische Fernwanderweg E4/Nordalpenweg 01/Via Alpina (Violetter Weg Etappe A34/35) verläuft durch das südliche Tennengebirge, von Lungötz nach Werfen über die Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte.

Außerdem führt der Salzburger Arnoweg entlang des Westens der Gruppe (Abschnitt 6 Kalkberge Ost, Etappe 52 Annaberg–Laufener Hütte und 53 nach Abtenau).[13]

  • Ortwin Kollarz: Alpenvereinsführer Tennengebirge. Bergverlag Rother, München 1976, ISBN 3-7633-1217-X (alpenverein.de [PDF; 82,5 MB]).
  • Benno Plöchinger: Erläuterungen zu Blatt 94 Hallein. Geologische Bundesanstalt, Wien 1990 (geologie.ac.at [PDF]).
  • Peter Pointner, Walter Klappacher: Tennengebirge In: Christoph Spötl, Lukas Plan, Erhard Christian (Hrsg.): Höhlen und Karst in Österreich. Linz 2016, S. 553–568
Commons: Tennengebirge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ortwin Kollarz: Alpenvereinsführer Tennengebirge. S. 11.
  2. Lukas Plan: Verbale Beschreibung der Umgrenzung der Teilgruppen des Österreichischen Höhlenverzeichnisses. Stand: Dezember 2022. Hrsg.: Verband Österreichischer Höhlenforscher. (hoehle.org [PDF; 626 kB; abgerufen am 2. Januar 2023]).
  3. Herbert Weingartner: Die geologischen Situation. (Memento vom 20. August 2011 im Internet Archive) In: Erhaltung, Chancen und Weiterentwicklung des Tourismus zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung in der Region „Südliches Tennengebirge“. Institut für Geographie und angewandte Geoinformatik, Salzburg (Stand: 9. Oktober 2000)
  4. a b Peter Pointner, Walter Klappacher: Tennengebirge. S. 555–556
  5. Peter Pointner, Walter Klappacher: Tennengebirge. S. 556–558
  6. Benno Plöchinger: Erläuterungen zu Blatt 94 Hallein. S. 65–66.
  7. a b Tennengebirge im Naturschutzbuch des Landes Salzburg
  8. LGBl. Nr. 18/1982, LGBl. Nr. 35/2000
  9. a b Tennengebirge im Naturschutzbuch des Landes Salzburg
  10. LGBl. Nr. 55/1965
  11. Hütten im Tennengebirge (Memento des Originals vom 1. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.alpenvereinshuetten.at, OeAV
  12. Tristlhütte (Memento des Originals vom 14. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.edelweissclub.at, edelweissclub.at
  13. Abschnitt 6 – Kalkberge Ost. In: Der Arnoweg. SalzburgerLand, abgerufen am 14. Mai 2010.