Theresa Berkley

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Theresa Berkley, auch Berkeley, († September 1836) war eine englische Bordellbesitzerin, die sich auf Flagellantismus und Sadomasochismus spezialisiert hatte und eine bekannte Londoner Domina des 19. Jahrhunderts. Ihr wird die Erfindung des sogenannten Berkley Horse zugeschrieben, einer Apparatur zur erotischen Flagellation.

Flagellantismus im 19. Jahrhundert

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Eines der ersten Werke, das den Flagellantismus zum Thema hatte, erschien im Jahre 1718 unter dem Namen Der Nutzen des Schlagens – Eine Abhandlung über den Einsatz von Peitschen in der Medizin.[1] Mit Erscheinen des Buches wurde die Flagellation auch europaweit als sexuelle Spielart bekannt, die Franzosen bezeichneten die erotische Flagellation als le vice anglais, die englische Sünde, ein Ausdruck der über Jahrhunderte sowohl für den Flagellantismus als auch für das Corporal Punishment (engl. Körperstrafe, vgl. Discipline, eine weitere oft mit Schlägen verbundene Art des erotischen Rollenspiels) benutzt wurde.[2]

England wurde lange Zeit als Heimat des Flagellantismus betrachtet, so schreibt beispielsweise B. J. Hurwood in The Golden Age of Erotica: „Vielleicht ist es das kalte Klima, das in den Engländern ursprünglich den Wunsch nach Schlägen auslöste. Nirgends auf der Welt findet man eine so tiefempfundene Zuneigung für die Rute“.[3] In einem von I. Bloch verfassten Buch über das sexuelle Leben in England heißt es: „Flagellationsmanie (der Wunsch zu Schlagen und Geschlagen zu werden) und die Vorliebe für den Einsatz der Rute kann als typisch englischer Missbrauch beschrieben werden; sie war unter allen Altersgruppen und Klassen so weit verbreitet, dass es eines der interessantesten Merkmale ihres sexuellen Lebens darstellt.“[4]

Mistress Theresa Berkley

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Es gab etliche hochklassige Bordelle im 19. Jahrhundert, eines der bekanntesten war das in der Charlotte Street 28, Portland Place (die heutige Hallam Street nahe Marylebone)[5], in London gelegene Bordell, das von Theresa Berkley betrieben wurde. Sie war eine sogenannte governess (entspricht dem heutigen Ausdruck Domina), sie war beispielsweise auf sexuelle Praktiken wie Keuschhaltung, Nadelung und Flagellation spezialisiert und wurde als die „Königin ihrer Profession“ bezeichnet[6], als erfahrene Nutzerin mit verschiedenen Züchtigungsinstrumenten und Meisterin der Zufügung von und dem Umgang mit Lustschmerz. Ashbee beschreibt ihr Instrumentarium: „ Ihre Folterinstrumente waren zahlreicher als die jeder anderen Gouverness. Ihr Vorrat an Birkenruten war überreich, in Wasser aufbewahrt und daher immer frisch und biegsam. Sie hatte Köcher mit Dutzenden von Peitschen in jedem von ihnen; ein Dutzend verschieden großer neunschwänziger Katzen, einige mit eingearbeiteten nadelscharfen Spitzen; viele unterschiedliche Rohrstöcke…“.[7] Daher und wegen ihrer unbedingten Diskretion ihren Klienten gegenüber, wurden ihre Talente vielfach von der zeitgenössischen Aristokratie nachgefragt. Es wurde behauptet, ihre Kundschaft habe sowohl reiche Männer, als auch Frauen umfasst, jedenfalls war ihre Karriere überaus lukrativ.

Es gibt keine bildliche Darstellung von Theresa Berkley, lediglich einige Beschreibungen legen nahe, dass sie attraktiv und eher kräftig war. Obwohl sie oft in Quellen als Mistress oder Misses Berkley bezeichnet wird, ist unklar, ob sie tatsächlich verheiratet war oder ob diese Bezeichnungen aus ihrem Status als Domina bzw. Governess resultieren. Hurwood sagte in „The Golden Age of Erotica“ über sie „Sie verfügte über die wichtigste Eigenschaft, die eine Kurtisane besitzen kann: Lüsternheit, ohne die eine Frau nicht dauerhaft ihre positive Haltung zur Wollust zeigen kann, und man wird nach kurzer Zeit erkennen, dass sie ihre Hände oder ihren Hintern nur zum Klang der Pfunde, Schillinge und Pence bewegt.“[8]

Berkley starb 1836 in London und hinterließ ihre gesamte Habe ihrem Bruder, der ab etwa 1800 in Australien als Missionar gearbeitet hatte. Nachdem er erfuhr, woher der Wohlstand seiner Schwester stammte, lehnte er das Erbe ab und kehrte umgehend nach Australien zurück. Das Erbe fiel an Berkleys Hausarzt Dr. Vance, der sich weigerte, das Erbe zu verwalten, es fiel anschließend an die Krone; lediglich Berkleys Korrespondenz behielt Dr. Vance, angeblich Kisten voller Briefe, die sie mit dem höchsten Adel ausgetauscht hatte und die später wahrscheinlich zerstört wurden.[9]

Das Berkley Horse

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Berkley Horse

Ihr wird die Erfindung einer einzigartigen Prügelbank im Jahre 1828, des sogenannten Berkley Horse (engl. Berkley-Pferd) oder Chevalet (fr. für Staffelei, Gestell) zugeschrieben, der ihr mit der Auspeitschung wohlhabender Männer und Frauen ein Vermögen einbrachte[10] und die historisch erste Flogging-Apparatur darstellt.[11] Ob jemand diese Gerätschaft für Theresa Berkley entworfen hat, oder ob sie die Idee zu diesem Gerät selbst hatte und sie lediglich durch einen externen Handwerker erbauen ließ, ist unbekannt – überwiegend gehen die Quellen von einer Erfindung Berkleys selbst aus.[5]

Ashbee beschreibt die Prügelbank nach den Memoiren Berkleys: sie lässt sich in einem beachtlichen Maße öffnen, so dass der Körper in jeden gewünschten Winkel gebracht werden kann. Es gibt eine Abbildung in Mrs. Berkleys Memoiren, die einen beinahe nackten Mann darauf zeigt. Eine Frau sitzt in einem Stuhl direkt darunter, Hintern, Bauch und Scham entblößt, die den Mann mit der Hand befriedigt, während Mrs. Berkley seine Rückseite mit Birkenruten bearbeitet.„[12][13]

Aus der abgebildeten Prügelbank ist nicht ersichtlich, warum sie Pferd genannt wird. Als Berkley Horse sind aber auch Prügelbänke in Form stilisierter Pferde bekannt, auf deren Rücken die Opfer gebunden werden.

Angeblich wurde das Pferd nach Berkleys Tod an die Royal Society of Arts in London übergeben, der Verbleib der Apparatur ist jedoch unbekannt.[14] Das Pferd wird auch nach über 100 Jahren gelegentlich in der fiktiven sadomasochistisch-erotischen Literatur erwähnt, beispielsweise in Pauline the Prima Donna von 2004.[15]

Einzelnachweise

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  1. John Henry Meibomius: The Use of Flogging. 1718 (Memento vom 14. Mai 2011 im Internet Archive)
  2. Aufsatz über das Flogging (Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive) (englisch)
  3. Bernhardt J. Hurwood: The Golden Age of Erotica. Sherbourne Press, 1965. Zitat: „Perhaps it was the cold climate which originally aroused in Englishmen a desire for whipping. Nowhere in the world do we find such a deep affection for the rod.“
  4. vgl. Ivan Bloch, Literaturliste
  5. a b Autumn Stanley: Mothers and Daughters of Invention: Notes for a Revised History of Technology, Rutgers University Press, 1995, S. 585/586. ISBN 0-8135-2197-1
  6. Pisanus Fraxi (Henry Spencer Ashbee): Centuria Librorum Abscondidorum, 1879, S. 445
  7. Ashbee, vollständiger Absatz: „Her instruments of torture were more numerous than those of any other governess. Her supply of birch was extensive, and kept in water, so that it was always green and pliant: she had shafts with a dozen whip thongs on each of them; a dozen different sizes of cat-o'-nine-tails, some with needle points worked into them; various kinds of thin bending canes; leather straps like coach traces; battledoors, made of thick sole-leather, with inch nails run through to docket, and currycomb tough hides rendered callous by many years flagellation. Holly brushes, furze brushes; a prickly evergreen, called butcher’s bush; and during the summer, a glass and China vases, filled with a constant supply of green nettles, with which she often restored the dead to life. Thus, at her shop, whoever went with plenty of money, could be birched, whipped, fustigated, scourged, needle-pricked, half-hung, holly-brushed, furze-brushed, butcher-brushed, stinging-nettled, curry-combed, phletbotomized, and tortured till he had a belly full.“
  8. Bernhardt J. Hurwood: The Golden Age of Erotica, Sherbourne Press, 1965. (Auszug (Memento vom 16. Juli 2006 im Internet Archive), Englisch)
  9. The Flagellation Sourcesheet: The Flogging Whores of Old London (Memento vom 6. April 2004 im Internet Archive)
  10. G. L. Simons: The Illustrated Book of Sexual Records. Putnam Pub Group, 1983. ISBN 0-933328-63-X
  11. Åke E. Andersson, Nils-Eric Sahlin: The Complexity of Creativity. Springer, 1997, S. 59. ISBN 0-7923-4346-8
  12. Ashbee, vollständiger Absatz: “It is capable of being opened to a considerable extent, so as to bring the body to any angle that might be desirable. There is a print in Mrs Berkley’s memoirs, representing a man upon it quite naked. A woman is sitting in a chair exactly under it, with her bosom, belly, and bush exposed: she is manualizing his embolon, whilst Mrs Berkley is birching his posteriors."
  13. Für das Berkeley Horse ist die alternative Bezeichnung Chevalet (Staffelei) sehr viel treffender. Diese schräg stehende „Matratze“ hat keinerlei Ähnlichkeit mit einem Pferd, z. B. mit einem Bockgestell mit vorgesetztem Pferdekopf. Es verwundert daher, woher die Bezeichnung als „horse“ stammt. Die Abbildung eines pferdeähnlichen Bocks (Memento vom 12. Januar 2016 im Internet Archive) stammt nicht aus der klassischen Berkley-Literatur.
  14. Ashbee: „When the new flogging machine was invented, the designer told her it would bring her into notice, and go by her name after her death; and it did cause her to be talked of, and brought her a great deal of business. She died in September, 1836, having funded ten thousand pounds during the eight years she had been a governess. The original horse is among the models of the Society of Arts at the Adelphi, and was presented by Doctor Vance, her executor.“
  15. Anonymous: Pauline the Prima Donna, Blackmask Online, 2004, S. 102. ISBN 1-59654-133-4
  • Ivan Bloch: Sexual Life in England Past and Present. Oracle Publishing Ltd, 1996. ISBN 1-86196-003-4