Thomas-Mann-Villa (München)

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Neubau der ehemaligen Thomas-Mann-Villa in München, Foto 2006

Die Thomas-Mann-Villa ist ein literarischer Erinnerungsort. Von 1914 bis 1933 war sie in der Münchner Poschingerstraße 1 (heute Thomas-Mann-Allee 10) im Stadtteil Bogenhausen die Wohn- und Arbeitsstätte des deutschen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann und seiner Familie. Thomas Mann vollendete und begann hier wichtige Teile seines literarischen Œuvres, wobei sowohl das Gebäude sowie seine nähere Umgebung wiederholt einen bemerkenswerten Einfluss auf die literarische Produktion der gesamten Familie hatte. Nachdem die Familie Mann ins Exil gegangen war, wurde die Villa im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und kurze Zeit später abgerissen. Heute befindet sich hier ein Nachbau des Gebäudes. Das Thomas Mann House in Pacific Palisades, Los Angeles, das er und seine Familie zwischen 1942 und 1952 im amerikanischen Exil bewohnten, ist heute eine transatlantische Begegnungsstätte zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland.

Lage und Architektur

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Ansicht der Thomas-Mann-Villa
Ansicht der Thomas-Mann-Villa
Grundriss der Thomas-Mann-Villa
Grundriss der Thomas-Mann-Villa

Das Gebäude wurde zwischen 1913 und 1914 nach Plänen der Münchner Architektenbrüder Alois und Gustav Ludwig errichtet und lag am Rande eines Villenviertels des erst neu besiedelten Herzogparks im Stadtteil Bogenhausen im Norden Münchens. In direkter Nachbarschaft lebten unter anderem der Dirigent Bruno Walter, der Germanist Robert Hallgarten, dessen Sohn Richard eine enge Freundschaft mit Thomas Manns Kindern Erika und Klaus verband, der Schriftsteller Bruno Frank und der Historiker Erich Marcks. Der Schriftsteller und spätere Biograf Thomas Manns Peter de Mendelssohn beschrieb das Anwesen als weder münchnerisch, noch lübeckisch und auch „durchaus nicht künstlerisch“, sondern vielmehr „bürgerlich-herrschaftlich“.[1] Eine frühe Homestory aus dem Jahr 1915 vermittelte der Öffentlichkeit schon damals einen Eindruck von einem Besuch in dem Dichterhaus:

„Am bewaldeten Uferhang der Isar hat er sich angesiedelt, wo man die Frauentürme sieht und am Horizont die Berge. Halb versteckt unter alten Bäumen liegt das Haus. Ein von Säulen getragenes Portal führt hinein, stattlich, doch einfach in der Form wie die ganze Villa. Schön profiliert sind ihre Fenster, und ein Balkonerker ist ihr breit vorgelagert. Keine Unruhe dringt in diese vornehme Abgeschlossenheit. Es gibt keinen Salon. Die Arbeitsstube des Herrn und das Zimmer der Frau sind die beiden Haupträume. „Die zwei Herzkammern des ganzen Heims“ hat sie ein alter Freund genannt. Schon in der Diele wird der Besucher auf die Neigungen und den Beruf dessen, der hier wohnt, hingewiesen. Den großen runden Tisch der Halle bedecken die neuesten Broschüren und Zeitschriften; bequeme Lehnsessel neben dem Kamin laden zum Lesen ein.“[2]

Neben der großen Diele, dem Zimmer Katia Manns, dem große Arbeitszimmer Thomas Mann mit dem halbrunden Erker und Zugang auf die Gartenterrasse befanden sich im erhöht gelegenen Erdgeschoss zudem eine Anrichte mit Speiseaufzug zur unterhalb gelegenen Küche und ein Speisezimmer. Ein Treppenhaus für die Familie Mann und ein etwas kleineres für die Bediensteten führte ins Obergeschoss. Hier lagen die Schlafräume von Thomas und Katia Mann, zwei Bäder, zwei Kinderzimmer, ein sogenanntes Nähzimmer und das Zimmer des Kinderfräuleins. Im darüber liegenden Dachgeschoss hatten die ältesten Kinder Klaus, Erika und Golo Mann ihre Zimmer, darüber befand sich ein weitläufiger Oberspeicher.[3] Im Kellergeschoss hatten neben den Hauswirtschaftsräumen ein Chauffeur, Köchin und Stubenmädchen ihre Unterbringung und an der Nordfassade des Hauses schloss sich ein Anbau mit Garagen und einer überdachten Pergola an.

Der repräsentative Villenbau im großbürgerlichen Stil aus Thomas Manns Schaffensphase noch vor dem Ersten Weltkrieg stellt einen deutlichen Kontrastpunkt zu seinem späteren, 1941 in Auftrag gegebenen Wohnhaus im amerikanischen Exil in Pacific Palisades dar, für das er wesentlich moderne und schlichtere Formen für seine Umgebung gewählt hatte.

1913–1933: Wohnhaus der Familie Mann

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Thomas Mann und seiner Frau Katia erwarben das Grundstück an der Poschingerstraße, Ecke Föhringer Allee im Frühjahr 1913.[4] Im Frühjahr 1914 konnten es die Manns zusammen mit den Kindern Erika, Klaus, Golo und Monika beziehen. Später kamen hier die beiden letzten Kinder Elisabeth und Michael zur Welt.

1933–1945: Enteignung

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Mit der Machtergreifung Hitlers im Februar 1933 sahen sich Thomas Mann und viele seiner Familienangehörige als entschiedene Gegner der NS-Ideologie gezwungen, ins Exil zu gehen. Noch während das Haus für einige Monate vermietet werden konnte, wurden von der Bayerischen Politischen Polizei erste Konfiszierungen vorgenommen. Freunden und Hausangestellten gelang es, im Lauf der kommenden Monate vereinzelt Bücher, Familienstücke und Möbel aus dem Haus zu bringen und an Thomas Mann in die Schweiz zu schicken. Viele dieser Gegenstände sind heute Teil von Sammlungen und Wanderausstellungen über die Schriftstellerfamilie. Mit Thomas Manns Ausbürgerung im Dezember 1936 erfolgte die völlige Enteignung seines Besitzes. Im Rahmen einer sich anschließenden öffentlichen Versteigerung des verbliebenen Inventars löste sich der Haushalt der Familie Mann dann gänzlich auf.[5] Zwischen November 1937 und Dezember 1939 hatte der von Heinrich Himmler begründete Lebensborn e.V. eine Niederlassung in dem Haus eingerichtet, einer Einrichtung zum Heranziehen von Kindern in nationalsozialistischer Ideologie und unter „rassenreinem Ariertum“. Es schloss sich ein Umbau zur Vermietung des Gebäudes an hohe Staatsbeamte und deren Familie an. Mehrere Bombenschäden durch einen Fliegerangriff im April 1944 führten dem mittlerweile leerstehenden Haus dann schwere Schäden zu.

1945–1952: Nachkriegszeit

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Am 9. Mai 1945 besichtigte Klaus Mann als Sergeant der US-Army und Sonderberichterstatter der "Stars and Stripes" sein leerstehendes Elternhaus und beschreibt in einem Brief an seinen Vater den desolaten Zustand des Gebäudes:

„Da war schon das Hallgartensche Haus – Rickis Haus: es steht noch! Und das unsere? Ja, auch unseres steht. Zunächst hielt ich es für unbeschädigt. Auf den ersten Blick nimmt sich das alte Ding gar nicht so übel aus. Der reine Bluff! – wie ich bei näherem Hinschauen alsbald konstatieren mußte. Das Gerüst hat standgehalten, aber nur als Attrappe und hohle Form. Drinnen ist alles wüst und ausgebrannt, wie in Hitlers »Berghof«. Über zerborstene Stufen kletterte ich zum Portal und schlüpfte durch ein Ruß-geschwärztes Loch – wohin? Wo befand ich mich? Doch nicht in unserer Diele? Die war größer gewesen, mindestens doppelt so groß, und überhaupt ganz anders. Durch Schutt und Asche tastete ich mich weiter ins Haus hinein. Fremd, fremd, fremd – und doch auch wieder nicht! Hier, dieser Fensterbogen schien urvertraut, auch der Kamin hatte die alte Form. Es war also doch die Diele? Aber dann läge Mieleins Salon zur rechten Hand und dort drüben, links, müßte das Eßzimmer sein. Statt dessen gab es dort durchaus unbekannte Räumlichkeiten. Hier stimmte etwas nicht. Man hatte neue Wände eingebaut: aus vier großen Räumen waren sechs kleinere geworden. “[6]

Nach Kriegsende wurden vom Münchner Wohnungsamt 1945 und 1948 ausgebombte Familien in dem Gebäude einquartiert. 1951 lebten in dem Haus dann rund 57 Personen, von denen eine Vielzahl Geflüchtete aus der Ukraine und Russland stammten. Es bestand zudem eine Viehhaltung im Inneren des Hauses. Im Rahmen eines Wiedergutmachungsverfahrens wurden Thomas Mann 1948 die Eigentumsrechte an Grundstück und Gebäude wieder zugesprochen.[3] Zu dieser Zeit wurden durch die Münchner Lokalbaukommission erhebliche Schäden durch Zerstörung und Verfall an dem Gebäude festgehalten. Aufgrund einer möglichen Seuchen- und Einsturzgefahr wurde das Ruinengrundstück Anfang 1952 von den verbliebenen Bewohnern geräumt und mit Genehmigung Thomas Manns bis auf die Oberkante der Kellerdecke abgebrochen.[4]

1952–Heute: Gegenwart

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Nach dem Verkauf des Grundstücks wurde 1955 auf den noch erhaltenen Grundmauern ein Einfamilienhaus in Bungalow-Form errichtet, das wiederum im Jahr 2002 abgerissen wurde. Das Gelände ging an den deutschen Finanzmanager Alexander Dibelius, der im Jahr 2006 an gleicher Stelle den zweiten Neubau einweihen konnte.[7] Dieser Neubau war unter Auflage entstanden, mit seiner Fassade der historischen Thomas-Mann-Villa zu entsprechen, er weist in seinem Inneren aber eine gänzlich moderne Aufteilung auf. Der Bau dient seither als luxuriöses Privathaus.

Literaturhistorischer Erinnerungsort

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Literarische Verarbeitung

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Das heute nicht mehr existierende Gebäude stellt unter den Formulierungen des französischen Historikers Pierre Nora einen Erinnerungsort der deutschen Literaturgeschichte dar. Sowohl zu der Zeit, als die Familie Mann in dem Haus an der Poschingerstraße ihr Zuhause hatte, als auch während der Zeit des späteren Exils, fand die Villa als Bühne der biografischen und literarischen Werke der Manns vielfach Verwendung. Für das literarische Schaffen der Schriftstellerfamilie dienten viele der Räume, Einrichtungsgegenstände aber auch wichtige Ereignisse aus dem direkten familiären, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld als Inspiration und Grundlage.

Im Werk von Thomas Mann

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Als berühmtes Beispiel gilt Thomas Manns Erzählung Herr und Hund (1918), die seine täglichen Spaziergänge mit seinem Hund in dem kleinen Villenviertel beschreibt, sowie das Idyll Gesang vom Kindchen (1919), mit dem er das frohe Ereignis vom Heranwachsen seiner jüngsten Tochter Elisabeth schildert. Das Leben der älteren Geschwister vor dem Hintergrund der Inflationsjahre spiegelt sich in seiner Erzählung Unordnung und frühes Leid (1926) wider. In beiden Werken wird das Leben in der Poschingerstraße buchstäblich sichtbar. In Herr und Hund wird vor allem die unmittelbare Umgebung des Hauses erlebbar:

Und dann treten wir durch die Gartenpforte ins Freie. Rauschen wie das des Meeres umgibt uns; denn mein Haus liegt fast unmittelbar an dem schnell strömenden und über flache Terrassen schäumenden Fluss, getrennt von ihm nur die Pappelallee, einen eingegitterten, mit jungem Ahorn bepflanzten Grasstreifen und einen erhöhten Weg, den gewaltige Espen einsäumen, weidenartig bizarr sich gebärdende Riesen, deren weisse, samentragende Wolle zu Anfang Juni die ganze Gegend verschneit.

Thomas Mann: Herr und Hund. (1918)

Unordnung und frühes Leid führt vor allem durch die Gesellschaftsräume des Erdgeschosses und porträtiert dabei sowohl die einzelnen Familienmitglieder als fiktive Protagonisten, als auch die Anlage und Gestaltung der Räume, in denen sich gerade eine Feier der älteren Kinder zuträgt:

Die Diele ist hell erleuchtet; alle elektrischen Kerzen des Kronleuchters brennen, bis auf eine ganz ausgebrannte. Auf einer unteren Stufe der Treppe bleibt Cornelius stehen und überblickt die Diele. Sie nimmt sich hübsch aus im Licht, mit der Marées-Kopie über dem Backsteinkamin, der Täfelung, die übrigens weiches Holz ist, und dem roten Teppich, darauf die Gäste umherstehen, plaudern, in den Händen Teetassen und halbe Brotscheiben, die mit Anchovispaste bestrichen sind. Festatmosphäre, ein leichter Dunst von Kleidern, Haar und Atem webt über der Diele, charakteristisch und erinnerungsvoll. Die Tür zur Garderobe ist offen, denn noch kommen neue Geladene.

Thomas Mann: Unordnung und frühes Leid. (1926)
Thomas Mann an seinem Musikapparat in der Diele des Münchner Hauses, 1932.

Auch in seinem Roman Der Zauberberg erhalten markante Objekte aus seinem dortigen Umfeld wiederholt eine tragende Rolle, die sich zum Teil in seinem dortigen Arbeitszimmer, in der geräumigen Diele oder im Salon Katia Manns lokalisieren lassen. Beispielhaft widmete sich Thomas Mann in einem langen Absatz der Beschreibung eines Musikapparates, wie er in der Poschingerstraße in der geräumigen Diele zu finden war:

Das war kein kindliches und einförmiges Gaukelwerk, dessen man überdrüssig war und das man nicht mehr anrührte, sobald man auch nur drei Wochen auf dem Buckel hatte. Es war ein strömendes Füllhorn heiteren und seelenschweren künstlerischen Genusses. Es war ein Musikapparat. Es war ein Grammophon.

Thomas Mann: Der Zauberberg. (1924)

Im Werk von Klaus Mann

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Neben Klaus Manns späteren biografischen Werken, wie Kind dieser Zeit (1932) und Der Wendepunkt (erstmals in englischer Sprache 1942), in denen er das häusliche Umfeld in der Poschingerstraße eingehend festgehalten hatte, griff auch er diese Umgebung in seinem Debüt-Roman Der fromme Tanz auf:

Als Andreas Magnus noch im Hause seines Vaters lebte, hatte er eines Nachts einen Traum. Aber dieser Traum schmerzte so, tat so ungemein weh, daß Andreas, aus ihm erwachend, sein Kopfkissen in Tränen gebadet fand. [...] Erst spät am Morgen wachte er auf. Er hob den Kopf, er stütze ihn in die Hand und blickt um sich. Das war sein Zimmer, hier war er aufgewachsen. War er hier nicht Zuhaus? - Das waren doch Möbel, waren doch Wände, welche er kannte, seit Jahren schon. Er blickte, den Kopf aufgestützt, im Zimmer umher und sah es sich an – so wie man sich etwas, was man lange Zeit gesehen hat, aber niemals verstanden, plötzlich, mit einem male genau und beinahe erschreckt besieht. So war es um ihn – so deutlich, so wunderlich fremd und vertraut. Da aber lag er, lag inmitten allen dieses, lag Zuhause und sann. Da waren Bücher, welche er liebte – waren zu kleinen Stößen gestapelt, standen in langen Reihen. Nordische Bücher und französische Bücher und deutsche Bücher. Alle Form gewordenes Leid, Melodie gewordene Sehnsucht, Rhythmus gewordene Lebensbewegung, Klang gewordene Lebenstrauer.

Klaus Mann: Der fromme Tanz. Das Abenteuerbuch einer Jugend (1926)

Im autobiografischen Werk von Erika, Golo, Monika, Elisabeth, Michael und Viktor Mann

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Die vielen autobiografischen Werke von Thomas Manns Kindern Erika, Golo, Monika, Elisabeth und Michael Mann nehmen in der Villa an der Poschingerstraße ihren Anfang. Beispiele finden sich vor allem in Erika Manns Brief- und Essaysammlung Mein Vater, der Zauberer (postum 1996), in Golo Manns Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend in Deutschland (1986), in Monika Manns Vergangenes und Gegenwärtiges. Erinnerungen (1956) sowie in Das fahrende Haus. Aus dem Leben einer Weltbürgerin. (Hrsg. 2007), in Elisabeth Mann Borgeses Kommentaren in Heinrich Breloers Dokumentarfilm: Unterwegs zur Familie Mann (2001) und in Michael Manns Rückblick Fragmente eines Lebens. Lebensbericht und Auswahl seiner Schriften (1983). Auch Thomas Manns Bruder Viktor Mann schilderte das Gebäude und das dortige häusliche Leben in seinen Lebenserinnerungen Wir waren fünf: Bildnis der Familie Mann (1949).

Literaturhistorische Bedeutung

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In den Jahren, die die Familie Mann hier verlebte, entstanden einige ihrer wichtigsten literarischen Werke. Thomas Mann verfasste hier seinen Roman Der Zauberberg (1924), die Erzählungen Herr und Hund (1918), Gesang vom Kindchen (1919), Unordnung und frühes Leid (1926) sowie zahlreiche Essays und Vorträge. Auch das Frühwerk von Klaus und Erika Mann war in diesen Jahren zu einem Großteil hier entstanden, wie beispielsweise Klaus Manns Der fromme Tanz. Das Abenteuerbuch einer Jugend (1926), Alexander. Roman der Utopie (1929) oder Treffpunkt im Unendlichen (1932) und auch die gemeinschaftlichen Reiseberichte mit seiner Schwester Erika, wie Rundherum. Ein heiteres Reisebuch (1929), Das Buch von der Riviera aus der Reihe: Was nicht im „Baedeker“ steht (1931). Ebenso entstand hier Erika Manns Stoffel fliegt übers Meer (1932), das erste von sieben Kinderbüchern, sowie die ersten Inszenierungen ihres politischen Kabarett-Ensembles Die Pfeffermühle (1933).

1929 erhielt Thomas Mann hier zudem die Mitteilung über den Erhalt des Literatur-Nobelpreises. Die strenge Arbeitsatmosphäre, die an diesem Ort vorherrschte und unter der die Werke Thomas Manns hier entstanden, wurde vielfach in autobiografischen Rückblicken von allen Mitgliedern der Familie Mann vielschichtig beschrieben.

Die Thomas-Mann-Villa in der Münchner Poschingerstraße stellt zudem den einzigen Ort dar, an dem alle Mitglieder der Familie Mann zusammen unter einem Dach lebten, in ihrer literarischen Produktion aufeinander reagierten und sich gegenseitig beeinflussten. Zudem ist es diejenige Wohn- und Arbeitsstätte, an der der Schriftsteller die längste zusammenhängende Zeit seines Lebens verbrachte.

Das Haus von Thomas Mann in der Poschingerstraße war wiederholt Bestandteil medialer Rezeption. Dabei wurden sowohl das Gebäude, als auch bestimmte Einrichtungsgegenstände in den Fokus der jeweiligen Betrachtungen gerückt, die bis heute erhalten sind und sich zum Teil wiederholt im literarischen Werk der Manns wiederfinden. Unter anderem widmete sich dem Thema das Literaturhaus München mit den Ausstellungen: Die Kinder der Manns. Ansichten einer Familie (8. Dezember 2005–26. Februar 2006), Wollust des Untergangs. 100 Jahre Thomas Manns „Der Tod in Venedig“ (19. September 2012–3. Februar 2013) und Elisabeth Mann Borgese und das Drama der Meere (6. März bis 2. Juni 2013).

Kulisse auf dem Bavaria-Filmgelände in Geiselgasteig

Aus Anlass von Heinrich Breloers mehrteiligem Dokumentarfilm Die Manns – Ein Jahrhundertroman von 2001 wurde das Gebäude unter Leitung des Filmarchitekten und Szenenbildner Götz Weidner anhand historischer Dokumente und Angaben von Thomas Manns jüngster Tochter Elisabeth Mann-Borghese auf dem Gelände der Bavaria Filmstudios in Geiselgasteig bei München originalgetreu nachgebildet.

Stücke, die sich vor allem auf die frühe Lübecker Geschichte der Familie Mann beziehen, sind heute in der Dauerausstellung im dortigen Buddenbrookhaus zu sehen. Im Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich ist das Arbeitszimmer und die Bibliothek Thomas Manns erhalten und zugänglich. Seit 2018 sind in der Stadtbibliothek in Bad Tölz, wo Thomas Mann ein Landhaus bewohnte, eine teilweise Nachbildung des Arbeitszimmers sowie Teile der erhaltenen Bibliothek in einem „Thomas-Mann-Zimmer“ eingerichtet.

Literatur (Auswahl)

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  • Aaron Estermann, Maximilian Rück: Das Haus der Familie Mann. Ein Rundgang zwischen Literatur und Wirklichkeit, Königshausen & Neumann, Würzburg 2016, ISBN 978-3-8260-6014-4.
  • Dirk Heißerer: Im Zaubergarten. Thomas Mann in Bayern, C. H. Beck, München 2005, S. 247–272.
  • Alexander Bastek, Anna Marie Pfäfflin (Hrsg.): Thomas Mann und die bildende Kunst, Katalog zur Ausstellung im Museum Behnhaus Drägerhaus und im Buddenbrookhaus Lübeck 13. September 2014 bis 6. Januar 2015, Michael Imhof Verlag 2014.
  • Heinrich Breloer: Unterwegs zur Familie Mann. Begegnungen, Gespräche, Interviews, Frankfurt am Main 2001, S. 23–53, S. 66–68.
  • Christoph Schreier (Hrsg.): Auf eigene Art. Das neue Thomas-Mann-Haus am Münchener Herzogpark, Prestel Verlag, München/Berlin/London/New York 2006.
  • Peter de Mendelssohn: Der Zauberer. Das Leben des Schriftstellers Thomas Mann. Teil I 1875–1918. Fischer, Frankfurt am Main 1975, ISBN 978-3-10-049402-3, S. 1549–1553.
  • KulturGeschichtsPfad, hrsg. v. Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Nr. 13, München 2013, S. 66–67.

Zeitungsartikel 1915–1952

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  • Ernst Heß: Das Haus in der Poschingerstraße. Lagerleben in Thomas Manns Villa. Vor dem Besuch des Dichters in München. In: Süddeutsche Zeitung, 21. Juli 1948.
  • Thomas Manns Villa wird Appartment-Haus, Münchener Abendzeitung 15. Februar 1951.
  • K. Th.: Schicksal eines Hauses. Wo einst Thomas Mann wohnte. Neue Zeitung 20. Januar 1951
  • Schicksal eines Hauses, Heute Nr. 46, 15. Oktober 1947.
  • H. K.: Thomas Manns Haus in München, Die Weltwoche Zürich 12. Dezember 1947.
  • Schicksal eines Münchner Hauses. Poschingerstraße 1 – die Villa Thomas Manns, Münchner Merkur 22. Juli 1949.
  • Alex Braun: Bei Thomas Mann in München. In: Die Dame. Nr. 8, 1915.
  • Heinrich Breloer: Die Manns – Ein Jahrhundertroman Mehrteilige Fernsehverfilmung der Familiengeschichte, 2001.
  • Heinrich Breloer: Unterwegs zur Familie Mann, Dreiteiliger Dokumentarfilm, 2001.

Einzelnachweise

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  1. Peter de Mendelssohn: Der Zauberer. Das Leben des Schriftstellers Thomas Mann. 1875–1918. S. Fischer, Frankfurt am Main 1975, ISBN 978-3-10-049402-3, S. 1549–1553.
  2. Alex Braun: Bei Thomas Mann in München. In: Die Dame. Nr. 8, 1915.
  3. a b Jürgen Kolbe: Heller Zauber. Thomas Mann in München 1894–1933. In: Ausstellungsreihe: „Erkundungen“. Band 6. Orbis Verlag, München 2001, ISBN 3-572-01301-1, S. 78–88, 423.
  4. a b Stadtarchiv München: Thomas-Mann-Allee/Poschingerstraße: Akte der Lokalbaukommission München, 1913–1952.
  5. Dirk Heißerer: Im Zaubergarten. Thomas Mann in Bayern. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52871-6, S. 247–272.
  6. Klaus Mann: Der Wendepunkt. S. 623–631.
  7. Christoph Schreier (Hrsg.): Auf eigene Art. Das neue Thomas-Mann-Haus am Münchener Herzogpark. Prestel Verlag, München/Berlin/London/New York 2006, ISBN 3-7913-3632-0.