Thomas Berthold

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Thomas Berthold
Thomas Berthold (2016)
Personalia
Geburtstag 12. November 1964
Geburtsort HanauDeutschland
Größe 185 cm
Position Abwehr
Junioren
Jahre Station
1974–1976 KEWA Wachenbuchen
1976–1978 SG Hochstadt-Wachenbuchen
1978–1982 Eintracht Frankfurt
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1982–1987 Eintracht Frankfurt 111 (17)
1987–1989 Hellas Verona 52 0(2)
1989–1991 AS Rom 62 0(3)
1991–1993 FC Bayern München 30 0(1)
1993–2000 VfB Stuttgart 191 0(4)
2001 Adanaspor 5 0(0)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1981 Deutschland U18 1 0(0)
1984–1986 Deutschland U21 5 0(0)
1985–1994 Deutschland 62 0(1)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Thomas Berthold (* 12. November 1964 in Hanau) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler. Er begann seine Profikarriere beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt und spielte für fünf weitere Erstligisten in Italien, Deutschland und der Türkei. Der Abwehrspieler absolvierte darüber hinaus zwischen 1985 und 1994 insgesamt 62 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft und wurde 1990 Fußballweltmeister. Seit der COVID-19-Pandemie trat Berthold als Anhänger von Verschwörungstheorien und der sogenannten Querdenker-Bewegung auf.

Berthold erlernte beim heimischen Verein KEWA Wachenbuchen das Fußballspielen, als Jugendlicher wechselte er zu Eintracht Frankfurt und erhielt schließlich zur Saison 1982/83 einen Lizenzspielervertrag bei den Profis. Sein Bundesliga-Debüt gab er am 12. März 1983 bei der 0:3-Niederlage im Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV, als er in der 71. Minute für Martin Trieb eingewechselt wurde. Sein erstes Tor erzielte er am 4. Juni 1983 bei der 1:5-Niederlage in Düsseldorf mit dem Treffer zum 1:3-Halbzeitstand. Nach vier weiteren Spielzeiten für die Hessen wechselte Berthold nach Italien. Von 1987 bis 1989 spielte er zunächst beim Erstligisten Hellas Verona, dann für zwei Spielzeiten beim Ligakonkurrenten AS Rom, mit dem er 1991 (in zwei Finalspielen gegen Sampdoria Genua) den nationalen Vereinspokal gewann und im Hinspiel am 30. Mai in Rom, beim 3:1-Sieg, ein Tor beisteuerte.

1991 kehrte Berthold nach Deutschland zurück. Zunächst spielte er für den FC Bayern München, wo er jedoch bald nach Meinungsverschiedenheiten mit seinem Trainer Erich Ribbeck vom Training freigestellt wurde und vom Schatzmeister Kurt Hegerich die ironische Bezeichnung „Bestbezahlter deutscher Golfprofi nach Bernhard Langer“ erhielt. 1993 wechselte er zum VfB Stuttgart, wo er insgesamt fünfmal des Platzes verwiesen wurde und damit noch immer den vereinsinternen Rekord hält. 1997 gewann er mit den Schwaben den DFB-Pokal. Am 8. April 2000 (28. Spieltag) bestritt er bei der 2:5-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg sein letztes Bundesligaspiel. In der deutschen Eliteklasse war er insgesamt in 332 Partien aktiv und erzielte 22 Treffer.[1]

Vom 15. Januar 2001 bis Saisonende 2000/01 spielte er in der Türkei für den Erstligisten Adanaspor. Als der Verein den letzten Tabellenplatz belegte und abstieg, beendete Berthold seine Karriere als aktiver Spieler.

Nationalmannschaft

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Am 10. September 1981 kam Berthold in Stolberg beim 1:1-Unentschieden gegen die Auswahl Frankreichs zu seinem einzigen Länderspiel für die U-18-Nationalmannschaft.

Berthold spielte fünfmal für die U-21-Nationalmannschaft; erstmals am 27. März 1984 in Osnabrück beim 1:1-Unentschieden gegen die Sowjetunion, letztmals am 11. März 1986 in Koblenz beim 0:0-Unentschieden gegen die A-Nationalmannschaft Südkoreas.

Am 29. Januar 1985 wurde Berthold zum ersten Mal in die A-Nationalmannschaft berufen. Im Freundschaftsspiel gegen Ungarn – das Spiel ging mit 0:1 verloren – wurde er in der 80. Minute für Matthias Herget eingewechselt. Sein einziges Tor in 62 Länderspielen erzielte er am 30. April 1985 beim WM-Qualifikationsspiel beim 5:1-Auswärtserfolg gegen die Tschechoslowakei. Berthold nahm an drei Weltmeisterschaften und einer Europameisterschaft teil und wurde bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien Weltmeister. Die Anzahl der Länderspiele ist vergleichsweise gering, wenn man bedenkt, dass er bei drei Weltmeisterschafts-Endrunden Stammspieler war und insgesamt 18 WM-Spiele absolvierte.[2]

Auf dem Fußballplatz war er als harter, aber technisch versierter Verteidiger bekannt. Bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko sah er im Viertelfinale gegen den Gastgeber nach einem Revanchefoul die Rote Karte, stand aber nach der Sperre im Endspiel gegen Argentinien wieder in der Startelf. Im Vorfeld der Weltmeisterschaft 1994 kehrte er nach fast dreijähriger Abwesenheit in die Nationalmannschaft zurück und bestritt bei der Endrunde in den USA sämtliche Partien von der ersten bis zur letzten Minute.

Für seine sportlichen Erfolge erhielt er – zusammen mit der Weltmeistermannschaft – vom Bundespräsidenten das Silberne Lorbeerblatt.

Abseits der Karriere

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Berthold legte 1983 an der Hohen Landesschule in Hanau das Abitur ab.[3]

Vom 1. Juli 2003 bis zum 14. März 2005 war Berthold Manager bei Fortuna Düsseldorf.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika organisierte und plante er Fanreisen und -arrangements.[4] Für Eurosport[5] war Berthold bei der EM 2012 und bei der WM 2014 im Einsatz. Im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2013 in Schweden moderierte er einige Spiele des Turniers.[6]

Seit einigen Jahren spielt er mit Karlheinz Förster, Guido Buchwald und weiteren ehemaligen Fußballprofis für die Schwaben Allstars. Im Rahmen dieses Projekts werden Spenden für die Mexiko-Hilfe und das Straßenkinderprojekt „Pan de Vida“ gesammelt. Ende April 2012 wollte Berthold die Rennlizenz für den Volkswagen Scirocco R-Cup machen und verunglückte in einer Trainingssession am 29. April auf der Motorsport Arena Oschersleben. Er zog sich bei dem Aufprall in die Mauer drei Rippenbrüche und eine Lungenquetschung zu.[7]

Zwischen 2015 und 2020 trat Berthold regelmäßig als Experte bei der Sport1-Fußballtalkshow Doppelpass auf. In der Saison 2015/16 gehörte er zum Team der Sportredaktion der Deutschen Welle als Kolumnist mit dem wöchentlichen Format „Bertholds Bundesliga“.[8]

Berthold ist Veganer[9] und spricht sich kritisch gegenüber dem Einsatz von Schmerzmedikamenten im Leistungssport aus.[10]

Bezüge zu Verschwörungstheorien und „Querdenken“

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Im Juni 1999 erschien auf der Webseite buecher.de eine Anzeige, in der Berthold für das Buch „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert“ des antisemitischen Autors Jan van Helsing als sein „Lieblingsfachbuch“ warb. Das Buch war zu diesem Zeitpunkt wegen Volksverhetzung jedoch bereits indiziert. Die Werbung wurde von den Organisationen Aktion Kinder des Holocaust und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes scharf kritisiert.[11]

Am 8. August 2020 nahm Berthold an einer Demonstration der Gruppe „Querdenken711“ in Stuttgart teil und gehörte zu den Rednern auf der Bühne.[12] Dabei kritisierte er die Maßnahmen der Regierung gegen die Pandemie. „Die Gesellschaft wird mit Spekulationen von ein, zwei Wissenschaftlern oder Vertretern des RKI besudelt“, sagte Berthold. Von Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretikern distanzierte er sich.[13] Berthold gab dem rechten Blogger Oliver Janich ein Interview, das auch von dem vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuften Compact-Magazin abgedruckt wurde.[14] Im August 2020 bekannte Berthold sich in einem Video zu zwei Kernthesen der „Reichsbürger“: Deutschland habe keinen Friedensvertrag und sei kein souveräner Staat.[15]

Berthold schreibt für den Demokratischen Widerstand, der zweiwöchentlich erscheint, eine Kommentierung sportlicher Ereignisse, die einen Corona-kritischen Bezug haben.

Commons: Thomas Berthold – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Matthias Arnhold: Thomas Berthold – Matches and Goals in Bundesliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 2. Juli 2015, abgerufen am 16. Juli 2015.
  2. Matthias Arnhold: Thomas Berthold – International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 2. Juli 2015, abgerufen am 16. Juli 2015.
  3. Thomas Berthold: Thomas Berthold. In: Barbara Bingel: Wir waren Schüler der Hohen Landesschule. Was sie sind, was sie erinnern . Hanau 1989, ISBN 3-7684-0915-5, S. 99 f.
  4. Hinweis in: RevierSport 10/2013, S. 24/25.
  5. Eurosport setzt auf Thomas Berthold
  6. Eurosport: Frauen-Fußball – EM: Berthold moderiert für Eurosport (Memento vom 8. Mai 2014 im Internet Archive) vom 4. Juli 2013.
  7. Fußball-Weltmeister erleidet schweren Rennunfall: Thomas Berthold knallt mit Auto gegen Betonmauer, abgerufen am 30. April 2012.
  8. Deutsche Welle (www.dw.com): Thomas Berthold neuer Sport-Kolumnist | Pressemitteilungen | DW.COM | 15.09.2015. In: DW.COM. Abgerufen am 20. September 2016.
  9. Fußballer Thomas Berthold goes VEGAN FOR FIT, abgerufen am 6. Juli 2013.
  10. Bomedus: Presseveröffentlichungen. Abgerufen am 14. März 2017.
  11. Gemeinsame Presseerklärung vom 23. Juli 1999, auf akdh.com
  12. Stuttgart: "Hygiene"-Demo zieht durch die Innenstadt. In: Der Spiegel. 8. August 2020, abgerufen am 8. August 2020.
  13. Thomas Berthold demonstriert gegen Corona-Maßnahmen und kritisiert "politische Führung", auf ran.de
  14. Maximilian Rieger: Prominente Werbeträger für Verschwörungsmythen www.deutschlandfunk.de, 30. August 2020.
  15. tagesschau.de: Treffen mit "Reichsbürgern": "Querdenker" im "Königreich". Abgerufen am 5. August 2021.