Thomas Meinecke
Thomas Meinecke (* 25. August 1955 in Hamburg) ist ein deutscher Autor, Popliterat, Musiker und DJ.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thomas Meinecke ist mit der Musikerin und bildenden Künstlerin Michaela Melián verheiratet. Sie sind die Eltern der Schauspielerin Juno Meinecke.[1] Seit 1994 lebt das Ehepaar in Berg (bei Eurasburg). Meinecke ist Mitglied des Deutschen Alpenvereins, Sektion Niederelbe.[2]
Jugend und Studium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der in Hamburg aufgewachsene Meinecke begann 1977 ein Studium der Theaterwissenschaft, Neueren Deutschen Literatur und Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seiner Magisterarbeit befasste er sich 1982 mit Karl Philipp Moritz. Schon als Gymnasiast hatte sich Meinecke für Popkultur begeistert. 1978 gründete er mit Kommilitonen die Literaturzeitschrift „Mode und Verzweiflung“. 1980 entstand daraus die Band F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle), die bis heute in fast gleicher Besetzung aktiv ist.
Frühe Texte als Kolumnist
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den 1980er Jahren schrieb Meinecke zeitweilig Kolumnen für „Die Zeit“ und war kurzzeitig Redakteur zur Thematik „Popkultur“ für das Lifestylemagazin „Wiener“.
Radio-DJ
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1985 bis 2021 war Thomas Meinecke Radio-DJ im Jugendmagazin Zündfunk des Bayerischen Rundfunks und moderierte den Nachtmix auf Bayern 2 in zweiwöchigem Turnus.
Schriftstellerische Arbeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit Mitte der 1990er Jahre ist er mehrfach als postmoderner Literat hervorgetreten, der durch eine ungewöhnliche, den musikalischen Experimentierfeldern ähnliche Schreibtechnik des Sampling auffällt. Er setzt sich mit verschiedenen Themen aus den vergangenen hundert Jahren Kulturgeschichte auseinander, unter anderem mit Popkultur und -musik, der deutschen, jüdischen und afrikanischen Diaspora in den USA, und den Geschlechterrollen (Gender). Besonders zu letzterem Thema wird er häufig zu Podiumsdiskussionen geladen. Sein Roman Tomboy (1998) gehört nach einer Recherche der Times 2022 zu einer Liste von Büchern, die in mehreren britischen Universitäten mit Triggerwarnungen versehen wurden.[3][4]
Tätigkeiten am Theater Hebbel am Ufer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2008 führt Meinecke auch unter dem Titel „Plattenspieler“ im Berliner Theater Hebbel am Ufer (HAU) durch eine lose Veranstaltungsreihe, in deren Mittelpunkt eine beliebige Mischung mitgebrachter Musikaufnahmen steht. So sitzt Meinecke jeweils mit einem anderen Gast für einen Abend auf der Bühne und beide Gesprächspartner spielen sich und dem Publikum gegenseitig im Wechsel Musik aus ihren privaten Sammlungen vor.[5][6]
Auszeichnungen und Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von April bis November 2005 war Meinecke Stipendiat des Literaturbüros Niedersachsen und verfasste dort die „Netznotizen eines Zeitgenossen“. Im Jahr 2012 hielt er die Frankfurter Poetik-Vorlesungen. 2019 wurde Meinecke die „Ricarda Huch Poetikdozentur für Gender in der literarischen Welt“ der Stadt Braunschweig, der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften der TU Braunschweig, des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies sowie des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte der TU Braunschweig verliehen. Im Anschluss gab es mehrere Gespräche – „Ensembles“ (Meinecke) – mit den Braunschweiger Jurymitgliedern. Aus den Gesprächsprotokollen entstand gemeinsam mit Carolin Bohn, Regina Toepfer und Bettina Wahrig der Band Ozeanisch schreiben. Drei Ensembles zu einer Poetik des Nicht-Binären (2022). Daraus las Meinecke sein Gespräch mit Carolin Bohn als Antrittsvorlesung als Gastprofessor für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin mit dem Titel „Für eine Poetik des Nicht-Binären“.[7] Die Gastprofessor wurde ihm bereits 2020 mit dem Berliner Literaturpreis zuerkannt, coronabedingt konnte Meinecke die Gastvorlesung erst im Juni 2022 halten.[8]
Er war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine Bücher erscheinen, wenn nicht anders angegeben, bei Suhrkamp, Berlin.
Romane
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Holz. Erzählung. 1988. ISBN 3-518-39513-0.
- The Church of John F. Kennedy. Roman. 1996. ISBN 3-518-11997-4.
- Tomboy. Roman. 1998. ISBN 3-518-40995-6.
- Hellblau. Roman. 2001. ISBN 3-518-41266-3.
- Musik. Roman. 2004. ISBN 3-518-41638-3.
- Jungfrau. Roman. 2008. ISBN 978-3-518-42031-7.
- Lookalikes. Roman. 2011. ISBN 978-3-518-42245-8.
- Selbst. Roman. 2016. ISBN 978-3-518-42548-0.
- Odenwald. Roman. 2024. ISBN 978-3-518-43191-7.
Prosasammlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mit der Kirche ums Dorf. Kurzgeschichten. 1986. ISBN 3-518-37854-6.
- Mode & Verzweiflung. 1998. ISBN 3-518-39321-9.
- Feldforschung. Erzählungen. 2006. ISBN 3-518-12474-9.
- Meinecke hört. SuKuLTuR Verlag, Berlin 2007 (= Schöner Lesen, Nr. 68.) ISBN 978-3-937737-80-5.
- Analog. Verbrecher Verlag 2013. ISBN 978-3-943167-43-6.
Theoretisches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Queer Music. – In: Bella triste. Nr. 5, 2003.
- Ich als Text. Frankfurter Poetikvorlesungen. 2012. ISBN 3-518-12651-2.
- Ozeanisch schreiben. Drei Ensembles zu einer Poetik des Nicht-Binären (mit Carolin Bohn, Regina Toepfer und Bettina Wahrig). Verbrecher Verlag, Berlin 2022. ISBN 978-3-95732-520-4
Songtext-Sammlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lob der Kybernetik – Songtexte 1980–2007. 2007. ISBN 978-3-518-12499-4.
Hörspiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinschaftsarbeiten mit dem Klangkünstler und Komponisten David Moufang (Move D), mit Moufangs Kompositionen und seinem Audio Mastering, zu den Texten von Thomas Meinecke, die von Meinecke auch selbst als Hörspielsprecher eingelesen sind. Die Hörstücke sind als Auftragsarbeiten für den Sender Bayerischer Rundfunk, Hörspiel und Medienkunst entstanden und auch bei Intermedium Records auf CD erschienen.
- 1998 Tomboy. Thomas Meinecke Text und Sprecher & David Moufang Komposition und Mastering–(Audio). BR Hörspiel und Medienkunst. Als CD veröffentlicht auf Intermedium Records
- 1999 Freud’s Baby, Thomas Meinecke, Zitate Textabschnitte aus Sigmund Freuds Wissenschaftlichem Briefwechsel und Hörspielsprecher dieser Textpassagen & David Moufang Komposition, Arrangement, Regie und Mastering–(Audio). BR Hörspiel und Medienkunst. Als CD veröffentlicht auf Intermedium Records
- 2002 Konvent.Thomas Meinecke/Michaela Melián/David Moufang Komposition und Mastering (Audio): BR Hörspiel und Medienkunst / ZKM Karlsruhe / intermedium 2. Konvent – 29. Juni 2012 [1]
- 2004 Flugbegleiter. Thomas Meinecke Text und Sprecher & David Moufang Komposition und Mastering (Audio). BR Hörspiel und Medienkunst. Als CD veröffentlicht auf Intermedium Records
- 2007 Translations/Übersetzungen. Thomas Meinecke Text und Sprecher & David Moufang Komposition und Mastering (Audio). BR Hörspiel und Medienkunst. Als CD veröffentlicht auf Intermedium Records
- 2009 Work. Thomas Meinecke Text und Sprecher & David Moufang Komposition und Mastering (Audio)r. BR Hörspiel und Medienkunst. Als CD veröffentlicht auf Intermedium Records
- 2011 Lookalikes.Thomas Meinecke Text und Sprecher & David Moufang Komposition und Mastering (Audio). BR Hörspiel und Medienkunst. Als CD veröffentlicht auf Intermedium Records
- 2015 On the map. Thomas Meinecke Text und Sprecher & David Moufang Komposition und Mastering (Audio). BR Hörspiel und Medienkunst. Ursendung am 12. Juni 2015 auf Bayern 2[9]
Anthologien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Witzel, Klaus Walter, Thomas Meinecke: Plattenspieler. Hamburg: Edition Nautilus 2005. ISBN 3-89401-451-2.
- Frank Witzel, Klaus Walter, Thomas Meinecke: Die Bundesrepublik Deutschland. Hamburg: Edition Nautilus 2009. ISBN 978-3-89401-600-5.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1997: Förderpreis zum Heimito von Doderer-Literaturpreis
- 1997: Rheingau Literatur Preis
- 1998: Kranichsteiner Literaturpreis
- 2003: Düsseldorfer Literaturpreis
- 2004: Tukan-Preis der Stadt München
- 2008: Karl-Sczuka-Preis gemeinsam mit David Moufang, Alias Move D, SAE Audio Engineer, Komponist und Klangkünstler. [2]
- 2020: Berliner Literaturpreis[10]
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2012: Jukebox. Fenster zur Stadt im Restaurant Margarete, Veranstaltungsraum des Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Frankfurt am Main, Braubachstr. 18–22.[11]
- 2014: Reisen-Fotos von unterwegs. Literaturmuseum der Moderne, Marbach am Neckar[12]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jochen Bonz: Meinecke – Mayer – Musik erzählt. Osnabrück: Ventil 1998.
- Claudia Breger: Postmoderne Inszenierungen von Gender in der Literatur: Meinecke, Schmidt, Roes. In: Paul Lützeler (Hg.): Räume der literarischen Postmoderne. Gender, Performativität, Globalisierung. Tübingen: Stauffenburg 2000. S. 97–125. ISBN 978-3-86057-211-5
- Florence Feiereisen: Der Text als Soundtrack – Der Autor als DJ. Postmoderne und postkoloniale Samples bei Thomas Meinecke. Würzburg: Königshausen & Neumann 2011. ISBN 978-3-8260-4509-7
- Charis Goer: Cross the Border – Face the Gap. Ästhetik der Grenzerfahrung bei Thomas Meinecke und Andreas Neumeister. In: Heinz Ludwig Arnold u. Jörgen Schäfer (Hg.): text + kritik X: Sonderband Pop-Literatur. München: text + kritik 2003. S. 172–182. ISBN 3-88377-735-8
- Charis Goer: Thomas Meinecke liest Hubert Fichte. Pop und Interkulturalität in „Lookalikes“. In: Michael Hofmann (Hg.): Unbegrenzt. Literatur und interkulturelle Erfahrung. Frankfurt a. M.: Lang 2013 (= Historisch-kritische Arbeiten zur deutschen Literatur, Bd. 51). S. 205–214.
- Charis Goer: Auswahlbibliografie Thomas Meinecke (1978–2021). In: Charlotte Jaekel (Gastred.): text + kritik 231: Thomas Meinecke. München: text + kritik 2021. S. 93–101.
- Stefan Greif: Komplementäre Fremdheit. Das Reflexivwerden des Eigenen und das transkulturelle Subjekt bei Johann Gottfried Herder und Thomas Meinecke. In: Achim Barsch u. a. (Hg.): Literatur – Kunst – Medien. München 2008. S. 31–45. ISBN 978-3-89975-130-7
- Charlotte Jaekel (Gastred.): text + kritik 231: Thomas Meinecke. München: text + kritik 2021.
- Thomas Meinecke u. Charis Goer: Mein Leben ist ,country living, urban thinking‘.' Ein Werkstattgespräch mit Thomas Meinecke über Popkultur im Lichte Adornos und Benjamins, die Arbeit an seinem neuen Roman und eine Lynch-hafte Hörspielproduktion. In: Kritische Ausgabe 23/37 (2021). S. 40–48.
- Thomas Meinecke u. Charis Goer: Feministischer Materialismus, Adornos Widersprüche, mediokre Körperteile, digitale Glitches, kollaborative Briefromane: ,Da gibt es noch so viel zu entdecken.‘ Ein Gespräch. In: Charlotte Jaekel (Gastred.): text + kritik 231: Thomas Meinecke. München: text + kritik 2021. S. 3–14.
- Tilo Renz: Wer spricht – und wie? Thomas Meineckes Tomboy als literarische Theorie der Geschlechter. In: Olaf Grabienski u. a. (Hg.): Poetik der Oberfläche. Die deutschsprachige Popliteratur der 1990er Jahre. Berlin u. a.: De Gruyter 2011. S. 71–89. ISBN 978-3-11-023765-8
- Martin Zeyn: Die schmale Krawatte war das bessere Argument. Die Zeitschrift Mode und Verzweiflung. Bayerischer Rundfunk 2007.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Thomas Meinecke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie und Angaben zum Werk von Thomas Meinecke bei Literaturport
- Thomas Meinecke bei IMDb
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Andreas Meixensperger: F.S.K.: Video zu „Lady Chatterley“ aus neuem Album. Musikexpress, 22. Mai 2012.
- ↑ „Ich galt mal als Naturbursche“, FAS, 11. Oktober 2020, S. 40.
- ↑ Paul Morgan-Bentley Head of Investigations | James Beal Social Affairs Editor: Censorship on campus: universities scrap ‘challenging’ books to protect students. ISSN 0140-0460 (thetimes.co.uk [abgerufen am 11. August 2022]).
- ↑ Mladen Gladić: Thomas Meinecke: „Ich habe viel Schmuddelware in meinen Texten“. In: DIE WELT. 25. September 2022 (welt.de [abgerufen am 26. September 2022]).
- ↑ Christoph Bannat: Plattenspieler Thomas Meinecke u. Daniel Richter ( vom 14. Mai 2013 im Internet Archive), in: Kunst-Blog vom 16. April 2008, abgerufen am 10. Januar 2023
- ↑ Plattenspieler mit Thomas Meinecke & Gudrun Gut, HAU 2, in: Dienstags im Park vom 9. Februar 2011, abgerufen am 3. September 2013
- ↑ deutschlandfunkkultur.de: „Für eine Poetik des Nicht-Binären“ – Thomas Meinekes FU-Antrittsvorlesung. Abgerufen am 9. Juni 2022.
- ↑ Schriftsteller Thomas Meinecke hält Antrittsvorlesung als Gastprofessor für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin. 3. Juni 2022, abgerufen am 9. Juni 2022.
- ↑ Hörspiel und Medienkunst, Bayerischer Rundfunk: Hörspiel Pool | BR.de. In: www.hoerspielpool.de. 22. April 2016, abgerufen am 24. April 2016.
- ↑ buchmarkt.de vom 11. Oktober 2019: Thomas Meinecke erhält den Berliner Literaturpreis 2020, abgerufen am 11. Oktober 2019
- ↑ Jukebox: Musik aus Thomas Meineckes Romanen in FAZ vom 20. März 2012, Seite 35
- ↑ Auf Reisen. In Salvador da Bahia in FAZ vom 4. September 2014, Seite R6
Personendaten | |
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NAME | Meinecke, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musiker, Autor und DJ |
GEBURTSDATUM | 25. August 1955 |
GEBURTSORT | Hamburg |