Thomas de Leu

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Thomas de Leu oder Leeuw oder Le Leup (* 1560 in Oudenaarde; † 1612 in Paris[1]) war ein französischer Kupferstecher und Verleger von Drucken niederländischer Herkunft.[2][3]

Er war der Sohn eines aus Oudenaarde stammenden Kupferstichhändlers und begann seine Karriere in Antwerpen, wo er für Jean Ditmar (um 1538–1603)[2] arbeitete, der von der Familie Wierix beeinflusst war.[4]

Irgendwann nach 1576 und vor 1580 ging er nach Paris,[5] um für den Maler und Kupferstecher Jean Rabel (1540/50–1603) zu arbeiten.[2]

Als er am 22. August 1583 Marie Caron heiratete, wurde er der Schwiegersohn von Antoine Caron, einem der wichtigsten Maler der zweiten Schule von Fontainebleau.[3] Obwohl behauptet wurde, dass er damit der Schwager des Kupferstechers Léonard Gaultier war, ist dies wahrscheinlich nicht der Fall.[6]

In den Religionskriegen gelang es ihm, von der Seite der Katholischen Liga auf die Seite Heinrichs IV. zu wechseln. Infolgedessen betrieb er eine sehr produktive Werkstatt, gab zahlreiche Drucke anderer Künstler heraus und wurde sehr wohlhabend. Seine wichtigsten Schüler waren Jacques Honnervogt (fl. 1608–1635) und Melchior Tavernier.[2]

Am 22. Mai 1605 heiratete er in zweiter Ehe Charlotte Bothereau,[3] zudem wurde er der Schwiegervater von Claude Vignon, da dieser ihre Tochter Charlotte heiratete.[7]

Sein erster, 1579 datierter Stich ist Justice (Justitia, 1979, Linzeler Nr. 57).[2] Er schuf mehr als 300 Porträts, darunter die von Caterina de’ Medici (Linzeler Nr. 255) und Sir Francis Drake, zahlreiche Stiche mit religiösen Motiven wie Christ bénissant (Segnender Christus, 1598, Linzeler Nr. 7)[2] und eine Gruppe von 25 Drucken, die das Leben des Heiligen Franziskus darstellen.[4] Außerdem lieferte er Buchillustrationen.[2]

  • Paola Pacht Bassani, Vignon, Claude in: Turner 1996, Band 32, S. 509–510.
  • Leu, Thomas de, in: Benezit Dictionary of Artists, Band 8, S. 915, Paris, Gründ, ISBN 978-2-7000-3070-9.
  • Marianne Grivel (1986), Le Commerce de l’estampe à Paris au XVIIe siècle, Genf, Droz, 1986
  • Marianne Grivel (1996a), Gaultier, Léonard in: Turner 1996, Band 12, S. 203–204
  • Marianne Grivel (1996b), Leu, Thomas de, in: Turner 1996, Band 19, S. 257.
  • André Linzeler, Jean Aldhémar, Inventaire du fonds français: graveurs du seizième siècle, Paris, Maurice Le Garrec, Bibliothèque nationale, 1932–1938
  • Maxime Préaud, Pierre Casselle, Marianne Grivel, Corinne Le Bitouze, Dictionnaire des éditeurs d’estampes à Paris sous l’Ancien Régime, Promodis, 1987, ISBN 978-2-903181-60-4.
  • Jane Turner (Hrsg.), The Dictionary of Art, New York: Grove, 1996, Nachdruck mit geringfügigen Korrekturen 1998, ISBN 978-1-884446-00-9.
Commons: Thomas de Leu – Sammlung von Bildern
  1. Die genauen Geburts- und Todesjahre stammen von Benezit 2006; Grivel 1996b gibt "um 1555–um 1612" an.
  2. a b c d e f g Grivel 1996b.
  3. a b c Préaud 1987, S. 220–222.
  4. a b Benezit 2006.
  5. Benezit 2006: „nach 1576“; Grivel 1996b: „vor 1580“
  6. Grivel 1996a
  7. Bassani 1996.