Thorvald Niss
Thorvald Simeon Niss (* 7. Mai 1842 in Assens (Fünen); † 11. Mai 1905 in Frederiksberg) war ein dänischer Porzellan-, Landschafts- und Marinemaler sowie Grafiker. Er gehörte zu den Skagen-Malern.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thorvald Niss war ein Sohn des Malermeisters Niels Frederik Niss (1810–1881) und dessen Frau Barbara Kirstine, geborene Ploug-Hempel (1812–1852). Die erste Ausbildung erhielt er bei seinem Vater in Assens. Mit etwa 14 Jahren begann er in Fredericia eine Malerlehre und war ab 1860 als Geselle in diesem Beruf tätig. Ab 1861 besuchte er die Abendkurse der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Durch Vermittlung von Gustav Friedrich von Hetsch begann er ab 1862 als Porzellanmaler an der Königlichen Porzellanmanufaktur, unterbrochen 1864 von der Teilnahme am Zweiten Schleswig-Holsteinischen Krieg in einem Freikorps. Danach setzte er seine Studien an der Kunstakademie bis 1869 fort. 1870 nahm er erstmals an der Charlottenborg Frühjahrsausstellung teil und danach regelmäßig während seines ganzen Lebens.
Seine feste Anstellung als Porzellanmaler beendete er 1877, um als freier Künstler zu arbeiten. Seine frühen Bilder zeichneten sich durch einen trockenen akademischen Stil ohne wirklich eigenständige Form aus.[1] Zum Ende der 1870er Jahre fand er zu seinem Malstil, als er in Kontakt zu Otto Bache kam, in dessen Atelier er arbeitete und sich unter Baches Anleitung mit der Freilichtmalerei vertraut machte. In der Motivwahl orientierte er sich zunächst an Landschaftsmalern wie Christian Zacho und Godfred Christensen (1845–1928).[2] Er widmete sich mit Vorliebe der Wiedergabe von Waldlandschaften im Herbst, die bald allgemeine Aufmerksamkeit erregten, aber auch der Winter faszinierte ihn. 1883 erhielt er für sein Gemälde Vinterlandskab – Fra Folehaven die Jahresmedaille der Akademie. Das Werk wurde vom Statens Museum for Kunst, der dänischen Nationalgalerie, angekauft, was ihm größere Anerkennung verschaffte. Dank eines Reisestipendiums der Akademie konnte er 1885/86 nach Italien und Griechenland reisen.[1] Die Reisen brachten Veränderungen in seine Sujets. Dem bevorzugten romantisch-melancholischen folgte nun eine aufgehellte Palette mit kraftvoll auf die Leinwand gebrachten leuchtenden Farbflecken und gleißenden Lichtreflexen.[2]
Im Jahr 1887 besuchte er erstmals Skagen, wo er im Folgejahr Mitglied der Künstlerkolonie – der Skagen-Maler – wurde.[2] Aus dieser Zeit gibt es zwei von P. S. Krøyer gefertigte Porträts und zudem wurde er von Krøyer auf dessen Fest-Gemälde Hip, hip, hurra! dargestellt.[2] In Skagen entwickelte er sich zu einem bedeutenden Marinemaler, der seine Seestücke mit Meeresbrandung, Wellen und Gischt unter hohem Horizont meisterhaft gestaltete.[2]
Thorvald Niss war 1889 und erneut 1900 mit jeweils fünf Werken auf den Weltausstellungen in Paris vertreten. Das Ancker-Legat[3] ermöglichte ihm 1893 eine Seereise, die ihn über Antwerpen, Kap Finisterre, Portugal und Sizilien nach Griechenland führte. Ein weiteres Betätigungsfeld wurden nun Lithographien, Radierungen und Entwürfe für Buchumschläge.[2]
Zum Mitglied des Akademierates wurde er 1887 ernannt (wiedergewählt 1890) und am 26. Mai 1892 Ritter des Dannebrog. Er war ab 1892 Mitglied der Zensurkomission für die Frühjahrsausstellung in Charlottenborg.[1] Weiterhin war er Mitglied der Kunstnerforeningen af 18. november – Künstlervereinigung vom 18. November, 1880–82 im Künstler- und Gelehrten-Verein Bogstaveligheden – Die Wörtlichkeit.[1] und korrespondierendes Mitglied der Münchener Secession.[2]
Thorvald Niss heiratete am 27. Januar 1872 in Kopenhagen Caroline Christine Bjergrav (1849–1876), die Tochter eines Reepschlägers. Nach deren frühen Tod heiratete er am 25. Februar 1881 in Hillerød Constance Andrea Ludovica Frederikke Møller (1855–1905), Tochter eines Bezirksrat und Kaufmanns. Niss litt später unter psychischen Problemen und starb 1905 im Alter von 63 Jahren, im selben Jahr wie seine zweite Frau. Er wurde auf dem Hillerød Kirkegård begraben.[1]
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1875: Den Sødringske Opmuntringspræmie[4] (für Nordsjællandsk Landskab, Motiv fra Hornby – Nordseeländische Landschaft …)
- 1878: Akademiestipendium
- 1882: Österreichische goldene Staatsmedaille, Erste Internationale Kunstausstellung im Künstlerhaus Wien (für Septemberdag i Jægersborg Dyrehave)[5][6]
- 1883: Aarsmedaillen[7] (für Fra Folehaven, et stengærde ved et skovbryn – Von Folehaven, ein Steinzaun am Waldrand)
- 1885/86: Akademiestipendium (Reise nach Italien)
- 1889: Silber-Medaille, Weltausstellung Paris
- 1892: Dannebrogorden (Ridder af Dannebrog)
- 1893: Det anckerske Legat,[3] (Seereise nach Griechenland)
- 1900: Silber-Medaille, Weltausstellung Paris[1]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werke von Thorvald Niss befinden sich in allen bekannten Museen Dänemarks, in Kopenhagen etwa im Statens Museum for Kunst, im Stadtmuseum und in Den Hirschsprungske Samling sowie unter anderem im Randers Kunstmuseum, Skagens Museum sowie im Skovgaard Museum in Viborg. In der Datenbank des Kunstindeks Danmark & Weilbachs Kunstnerleksikon sind 91 Gemälde Thorvald Niss’ in dänischen Museen aufgelistet.[8]
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Partie an einem See mit Seerosen, im Hintergrund ziehende Wolken über belaubten Bäumen (1879)
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Von Folehaven, ein Steinzaun am Waldrand (1883)
– Statens Museum for Kunst -
Frischer Sommertag am Lillebælt (1897)
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Herbstlandschaft an einem Waldsee
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Weg im Wald von Borrevejle. Oktobertag (1878)
– Statens Museum for Kunst -
Winterbild aus dem Wald bei Hillerød
– Nivaagaards Malerisamling -
Strand bei Skagen (1889)
– Den Hirschsprungske Samling
Ausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben seiner regelmäßigen Teilnahme an den Frühjahrsausstellungen in Charlottenborg (1870–85, 1887–92, 1894–1902, 1904–05) war Thorvald Niss mit seinen Werken auf zahlreichen Ausstellungen vertreten. Einzelausstellungen im dänischen Kunstverein, der Foreningen for national Kunst, hatte er in Kopenhagen in den Jahren 1886, 1892, 1900[9] und 1914.[10]
- 1882: „Erste internationale Kunstausstellung“, Wien[5]
- 1883: „Nordische Kunstausstellung“, Kopenhagen
- 1883: Glaspalast München (erneut 1888, 1890, 1891, 1892)[11]
- 1888: „Nordische Kunstausstellung“, Kopenhagen
- 1889: Weltausstellung, Paris
- 1891: „Internationale Kunst-Ausstellung veranstaltet vom Verein Berliner Künstler“, Berlin[12]
- 1895: „Nordische Kunstausstellung“, Lübeck
- 1895: Biennale von Venedig, Italien
- 1900: Weltausstellung, Paris
- 1901: „Raadhus-Ausstellung“, Kopenhagen
- 1907: „Werke dänischer Maler“, Guildhall, London
- 1933: „Kunsttagung Nordjütland“, Aalborg
- 1954: Kunstakademie-Ausstellung, Charlottenborg
- 1956: „Jütland in der dänischen Malerei“, Århus
- 1986: „Die 1880er Jahre in der nordischen Malerei“, Statens Museum für Kunst[1][9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutsch
- Niss, Thorvald. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 2 /1, Bogen 1–32: Mayer, Ludwig–Rybkowski. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898, S. 154 (Textarchiv – Internet Archive).
- Arist Pander: Niss, Thorvald Simeon. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 484 (biblos.pk.edu.pl).
- Steffen Stolz: Niss, Thorvald Simeon. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 42, Saur, München u. a. 2004, ISBN 3-598-22782-5, S. 434.
- Dänisch/Schwedisch
- Susanne Wenningsted Torgard: Niss, Thorvald Simon (Simeon). In: Kunstindeks Danmark/Weilbachs Kunstnerleksikon (dänisch).
- Claudine Stensgaard Nielsen: Thorvald Niss. In: Den Store Danske Encyklopædi. (dänisch, denstoredanske.lex.dk)
- Elisabeth Fabritius: Thorvald Niss. In: Svend Cedergreen Bech, Svend Dahl (Hrsg.): Dansk biografisk leksikon. Begründet von Carl Frederik Bricka, fortgesetzt von Povl Engelstoft. 3. Auflage. Band 10: Moltke–Olrik. Gyldendal, Kopenhagen 1982, ISBN 87-01-77464-6 (dänisch, biografiskleksikon.lex.dk).
- P. Johansen: Niss, Thorvald. In: Christian Blangstrup (Hrsg.): Salmonsens Konversationsleksikon. 2. Auflage. Band 17: Mielck–Nordland. J. H. Schultz Forlag, Kopenhagen 1924, S. 976 (dänisch, runeberg.org).
- Georg Nordensvan: Niss, Thorvald. In: Theodor Westrin (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 19: Mykenai–Norrpada. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1913, Sp. 1053 (schwedisch, runeberg.org).
- Sigurd Müller: Niss, Thorvald Simeon. In: Carl Frederik Bricka (Hrsg.): Dansk biografisk Lexikon. Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814. 1. Auflage. Band 12: Münch–Peirup. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen 1898, S. 292–294 (dänisch, runeberg.org).
- Philip Weilbach: Niss. Thorvald Simeon Niss. In: Nyt dansk Kunstnerlexikon. Band 2 (1897) S. 179 f. (dänisch, rosekamp.dk).
- Sigurd Müller: Thorvald Niss. In: Nyere Dansk malerkunst et billedvaerk. J.C. Stochholm, Kopenhagen 1884, S. 263–268 (dänisch, kb.dk [PDF; 332,0 MB] – PDF S. 292 ff).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thorvald Niss. In: Illustreret Tidende. Jg. 33, Nr. 46, vom 14. August 1892, S. 545 (dänisch – mit einem Foto des Künstlers in seinem Atelier), abgerufen am 20. Juli 2023.
- Thorvald Niss. bei Digitale samlinger (dänisch), abgerufen am 21. Juli 2023.
- Thorvald Niss. bei gravsted.dk (dänisch), abgerufen am 21. Juli 2023.
- Thorvald Niss. bei Kunstonline.dk (dänisch – web.archive.org)
- Thorvald Niss. beim Auktionsportal Artnet
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Niss, Thorvald. In: Kunstindeks Danmark/Weilbachs Kunstnerleksikon, siehe Literatur.
- ↑ a b c d e f g Niss, Thorvald Simeon. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. (AKL), siehe Literatur.
- ↑ a b Das Ancker-Vermächtnis wurde 1857 von Carl Andreas Ancker (1828–1857) gegründet.
- ↑ Der Sødringske-Förderpreis, eine dänische Auszeichnung für Landschaftsmaler, die von Frederik Sødring (1809–1862) gegründet wurde.
- ↑ a b „# 34. Niss Thorwald. Kopenhagen, Gothersgade 143. Herbsttag im Jägersborger Thiergarten. Oelg. h. 168, br. 235.“ In: Illustrirter Katalog der ersten internationalen Kunst-Ausstellung im Künstlerhause. S. 180, Abbildung S. 183. (Eintrag) (Abbildung in der Google-Buchsuche)
- ↑ Von der internationalen Kunstausstellung. In: Österreichische Kunst-Chronik, 12. August 1882, S. 456 (online bei ANNO).
- ↑ Die Jahresmedaille (heute: die Thorvaldsen-Medaille) ist eine Auszeichnung, die jedes Jahr von der Königlich Dänischen Kunstakademie verliehen wird.
- ↑ Niss, Thorvald. In: Kunstindeks Danmark/Weilbachs Kunstnerleksikon (dänisch) – Werke
- ↑ a b Auflistung bei Kunstonline.dk, siehe Weblinks.
- ↑
Fortegnelse over Arbejder af Maleren Thorvald Niss udstillede i Foreningen for national Kunst. Kopenhagen 1914 (dänisch, kb.dk [PDF])
= Verzeichnis der Arbeiten des Malers Thorvald Niss, ausgestellt in der Vereinigung für nationale Kunst. - ↑ „Niss, Thorvald, Hillerod (Dänemark): #1470. – Kastanienallee. Spätherbst und #1469. – Winterlandschaft.“ In: Illustrirter Katalog der internationalen Kunstausstellung im Königl. Glaspalaste in München 1883. S. 233/234 (bavarikon.de).
- ↑ „Thorvald Niss, Kopenhagen: #2538. – Herbst-Tag und #2539. – Trübes Wetter (Kgl. Gemälde-Galerie, Kopenhagen).“ In: Internationale Kunst-Ausstellung veranstaltet vom Verein Berliner Künstler – anlässlich seines fünfzigjährigen Bestehens 1841–1891. Katalog, S. 142 (digishelf.de).
Personendaten | |
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NAME | Niss, Thorvald |
ALTERNATIVNAMEN | Niss, Thorvald Simeon (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | dänischer Porzellan-, Landschafts- und Marinemaler sowie Grafiker |
GEBURTSDATUM | 7. Mai 1842 |
GEBURTSORT | Assens (Fünen) |
STERBEDATUM | 11. Mai 1905 |
STERBEORT | Frederiksberg |