Ticlopidin

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Strukturformel
Struktur von Ticlopidin
Allgemeines
Freiname Ticlopidin
Andere Namen
  • 5-(2-Chlorbenzyl)-4,5,6,7-tetrahydrothieno[3,2-c]pyridin
  • Ticlopidinum (Latein)
Summenformel C14H14ClNS
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 259-498-5
ECHA-InfoCard 100.054.071
PubChem 5472
ChemSpider 5273
DrugBank DB00208
Wikidata Q420571
Arzneistoffangaben
ATC-Code

B01AC05

Wirkstoffklasse

Thrombozytenaggregationshemmer

Eigenschaften
Molare Masse 263,79 g·mol−1
Schmelzpunkt
  • 195–215 °C (unter Zersetzung) (Hydrochlorid, Polymorph I)[1]
  • 180–190 °C (unter Zersetzung) (Hydrochlorid, Polymorph II)[1]
Siedepunkt

117–120 °C (66,5 Pa)[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Hydrochlorid

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze[3]
Toxikologische Daten

1780 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Ticlopidin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Thrombozytenaggregationshemmer[5], es setzt also die Fähigkeit der Verklumpung von Blutplättchen herab.

Ticlopidin ist ein ADP-Rezeptor-Hemmstoff aus der Gruppe der Thienopyridinderivate (vgl. Clopidogrel).

Thienopyridinderivate binden irreversibel an den P2Y12-Rezeptor der Thrombozyten. Hierdurch wird die Aktivitätssteigerung aktivierter Thrombozyten sowie die Aktivierung noch inaktiver Thrombozyten durch ADP, welches von aktivierten Thrombozyten selbst ausgeschüttet wird, gehemmt. Die ADP-Blockade bewirkt über einen intrazellulären Mechanismus eine indirekte Hemmung des Glycoprotein IIb/IIIa-Komplexes (vgl. GPIIb/IIIa-Antagonisten, Tirofiban), der für die Bindung von Fibrinogen verantwortlich ist, und somit eine Verminderung der Vernetzung von Thrombozyten zu Thromben. Entstehende Thromben sind unter Behandlung mit Ticlopidin (ebenso Clopidogrel) kleiner und strukturell lockerer, so dass sie vom Blutstrom leichter aufgelöst und weggespült werden können. Beobachtete Thromben unter Therapie waren zu klein, um zu einem Gefäßverschluss führen zu können.

Ticlopidin und Clopidogrel unterscheiden sich in ihrer Molekülstruktur nur um eine Seitengruppe, Ticlopidin kann jedoch als Vorläufersubstanz von Clopidogrel verstanden werden, welches heute deutlich häufiger zum Einsatz kommt.

Ticlopidin kann eingesetzt werden zur Gerinnungshemmung nach Myokardinfarkten, bei bekannter KHK, nach Ballon-Dilatation oder Stent-Einlage. Durch die Verfügbarkeit moderner Substanzen (z. B. Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor) mit geringerem Nebenwirkungsrisiko hat die Substanz jedoch stark an Bedeutung verloren.[6]

Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen

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Gelegentlich: Blutbildveränderungen (Neutropenie in 1 % der Fälle, Agranulozytose), Mundulcera, Fieber, Schwindel, Kopfschmerzen, Schwäche, Appetitlosigkeit, Unwohlsein, Ohrensausen, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, depressive Verstimmung

Selten: Thrombozytopenie, Panzytopenie, medulläre Aplasien, Leukozytopenie (BB-Kontrolle, Blutungsneigung, Infektanfälligkeit), Diarrhö (Mikroskopische Colitis), Übelkeit, allergische Reaktionen, allergische Vaskulitis, Lupus erythematodes, Leberfunktionsstörung, Erhöhung von Cholesterin und Triglyceriden um ca. 10 %.

Bei rückenmarksnahen Regionalanästhesie-Verfahren (Spinalanästhesie bzw. Periduralanästhesie) sollte Ticlopidin zehn Tage vorher abgesetzt werden, kann aber unmittelbar nach dem Eingriff wieder gegeben werden.[7]

Wechselwirkungen

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Konzentrationsminderung im Blut durch Antacida, Steigerung durch Cimetidin. Senkung der Digoxinkonzentration bei gleichzeitiger Einnahme durch Ticlopidin um 20–30 %. Ticlopidin wird über das Cytochrom P450-System abgebaut, daher Beeinflussung der Halbwertszeiten all jener Medikamente, die über das gleiche System metabolisiert werden (z. B. Sedativa, Hypnotika, Theophyllin, Phenytoin).

Kontraindikationen

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Kinder, Schwangerschaft und Stillzeit, bekannte Blutbildveränderungen, hämorrhagische Diathese, akute GI-Blutung.

Monopräparate

Thrombodine (A), Tiklid (A), Tiklyd (D), diverse Generika (D)[8][9]

Einzelnachweise

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  1. a b Kuhnert-Brandstätter, M.; Völlenklee, R.: Beitrag zur Polymorphie von Arzneistoffen, 4. Mitteilung: Oxamniquin, Resorantel, Spiperon, Suloctidil, Ticlopidinhydrochlorid, Parsol 1789 und Testosteroncyptonat in Sci. Pharm. 55 (1987) 27–39.
  2. Eintrag zu Ticlopidin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 30. Mai 2014.
  3. a b Datenblatt Ticlopidine hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011 (PDF).
  4. Eintrag zu Ticlopidine in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  5. Walter, Kerstin; Huppelsberg, Jens: Kurzlehrbuch Physiologie. 3. Auflage. Thieme, 2009, ISBN 978-3-13-136433-3, S. 25.
  6. Perkutane Koronarinterventionen (PCI). (PDF) Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 2008, abgerufen am 30. Mai 2012.
  7. Wiebke Gogarten, Hugo Van Aken: Perioperative Thromboseprophylaxe - Thrombozytenaggregationshemmer - Bedeutung für die Anästhesie In: AINS - Anästhesiologie · Intensivmedizin · Notfallmedizin · Schmerztherapie. 47, 2012, S. 242–252, doi:10.1055/s-0032-1310414.
  8. Rote Liste Online, Stand: September 2009.
  9. AGES-PharmMed, Stand: September 2009.
  • Küttler: Kurzlehrbücher "Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie" sowie "Spezielle Pharmakologie", jeweils 18. Auflage