Tier im Fokus
Tier im Fokus | |
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Rechtsform | Verein |
Gründung | 2009 |
Gründer | Niklaus Bartlome, Gabrielle Christen, Roger Furrer, Klaus Petrus, Martina Späni |
Sitz | Bern |
Schwerpunkt | Tierrechte, Antispeziesismus, Veganismus |
Methode | Aufklärung, Recherche. |
Aktionsraum | Schweiz |
Website | www.tier-im-fokus.ch |
Tier im Fokus (offiziell tier-im-fokus.ch, oft auch nur tif) ist eine Schweizer Tierrechtsorganisation.
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Organisation wurde 2009 als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bern gegründet und finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Sie vertritt eine antispeziesistische Position, das heisst, sie lehnt jede Diskriminierung und Ausbeutung von empfindungsfähigen Lebewesen ab. Sie setzt sich für unveräusserliche Rechte aller Tiere ein, befasst sich aber schwerpunktmässig mit Nutztieren.
Ziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tier im Fokus hat 2023 eine umfassende Theory of Change entwickelt, die als Orientierung für die gesamte Tierrechtsbewegung dienen soll.[1] Diese Theory of Change umfasst drei langfristige Ziele:
- Etablierung einer gewaltfreien Wertschöpfungskette: Die Theory of Change sieht die Entwicklung und Förderung von Technologien und Alternativen vor, die das Wohl der Tiere respektieren. Dazu zählen vegane Lebensmittel und Kleidung, kultiviertes Fleisch sowie tierversuchsfreie Forschung.
- Etablierung eines inklusiven und egalitären Weltbildes: Sie zielt darauf ab, eine kulturelle Veränderung herbeizuführen, die speziesistische, egoistische, dominatorische und patriarchalische Denkweisen überwindet. Stattdessen soll ein ökologisches, empathisches und respektvolles Verständnis von Mensch-Tier-Beziehungen gefördert werden.
- Schaffung struktureller Gerechtigkeit: Das letzte Ziel beinhaltet die Einführung von politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die alle empfindungsfähigen Spezies am Allgemeinwohl beteiligen.
Tätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Unterstützung von Gnadenhöfen regt die Organisation durch verschiedene Tätigkeiten an, den menschlichen Umgang mit Tieren grundlegend zu hinterfragen und vegane Alternativen zur Tierproduktion zu fördern.
Kampagnen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2014 veröffentlichte der Verein den «Schweine-Report», bei dem aktuelles Bildmaterial aus zehn Schweizer Schweinebetrieben der Kantone Luzern, Bern, Waadt, Fribourg veröffentlicht wurde.[2][3] Der Schweine-Report führte zu mehreren politischen Vorstössen auf regionaler und nationaler Ebene.[4][5][6] Im Januar 2015 hat die Organisation vor dem Bundeshaus in Bern Ausschnitte aus dem im Herbst 2014 von ihr publizierten Schweine-Report auf Grossleinwand gezeigt.[7] Auch im Bereich der Geflügelproduktion wurden viele Missstände dokumentiert.[8] Tier im Fokus war 2019 zum dritten Mal mit einem eigenen Stand an der BEA vertreten.[9]
Die Organisation hat 2015 mit Tierschutzvereinigungen und politischen Parteien das Referendum gegen den Ausbau des Tierversuchs-Labors an der Universität Bern ergriffen, das im Sommer 2015 zustande kam.[10][11] Zudem lancierte sie ebenfalls 2015 eine Petition gegen die staatlich subventionierte Fleischwerbung.[12]
Im Bereich der Geflügelproduktion dokumentierte Tier im Fokus 2016 tote und verweste Hühner in einem Stall von Frifag, der Nummer drei der Schweiz.[13]
2018 sorgte die Kampagne «Der grosse Hühner-Schwindel» für Schlagzeilen, deren Aufnahmen eine hohe Mortalität bei Masthühnern dokumentierte.[14][15] Die Stiftung für das Tier im Recht reichte daraufhin diverse Anzeigen wegen mehrfacher Tierquälerei ein.[16] Die dokumentierten Betriebe gelten formal als «besonders tierfreundliche Stallungen» (BTS), ein staatliches Tierwohlprogramm, das mit Steuergeldern finanziert wird. Laut einer repräsentativen Umfrage von gfs.zürich widersprachen die dokumentierten Zustände den Erwartungen der Bevölkerung.[17] Tier im Fokus reichte später bei der Lauterkeitskommission Beschwerde gegen eine unlautere Hühnerfleisch-Werbung von Proviande ein und bekam teilweise Recht.[18]
2019 enthüllte die Organisation Tierquälerei beim Verladen von Schweinen.[19][20]
Strassenaktionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Organisation führt Strassenaktionen durch, die sich gegen Image- und Werbekampagnen der Tierindustrie – konkret etwa Proviande und Swissmilk – richten.[21][22] International Aufsehen erregte eine Aktion, bei der die Organisation vorgab, Hundefleisch zu verkaufen; tatsächlich handelte es sich um vegane Würste.[23][24][25] 2014 und 2015 veranstaltete Tier im Fokus eine Demonstration mit der Kernforderung der «Schliessung aller Schlachthäuser».[26][27] Weitere grössere Demos plädierten 2016 für ein «Ende des Speziesismus»[28] und 2017/18 für die «Abschaffung der Nutztierhaltung».[29][30]
Förderung des Veganismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Organisation vertritt die Auffassung, dass jedes Tierleid unnötig ist, wenn es sich vermeiden lässt bzw. Alternativen verfügbar sind. Zu diesen Alternativen zählt im Bereich der Ernährung der Veganismus. Entsprechend besteht ein Teil der Tätigkeit der Organisation in der Bekanntmachung und Förderung der veganen Lebensweise durch Aktionen wie regelmässige öffentliche Stammtische[31] oder veganes Grillieren – «Grilling Without Killing» – auf öffentlichen Plätzen.[32]
Tier im Fokus lancierte 2018 die erste landesweite Plakatkampagne in der Schweiz, die mit einer Vegan Challenge zur veganen Lebensweise aufrief. Laut eigenen Angaben beteiligten sich daran über 1000 Leute.[33]
2019 veröffentlichte Tier im Fokus den «Vegan Barometer 2019», mit 2444 Teilnehmenden die bisher grösste Umfrage zum veganen Lebensstil in der Schweiz. Die Umfrage drehte sich um Motive, Gesundheit, politische Einstellungen und veganes Leben in der Schweiz.[34][35]
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Demonstration zur „Schliessung aller Schlachthäuser“ von Tier im Fokus (Sommer 2015)
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Tierkörperaktion
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Unser Fahrplan für die Tierrechtsbewegung. In: tierimfokus.ch. 12. September 2023, abgerufen am 21. September 2023.
- ↑ Philipp Albrecht: So arm sind unsere Schweine dran! In: Blick. 21. August 2014, abgerufen am 20. Juli 2015.
- ↑ Website des Vereins zu der Recherche.
- ↑ Interpellation 14.3822 «Schweine-Report: Welche Konsequenzen ziehen?» im Nationalrat von Bastien Girod, 25. September 2014.
- ↑ Interpellation 168-2014 «Schweine-Report: Klärung der Missstände» im Bernischen Grossen Rat von Michel Rudin, 1. September 2014.
- ↑ Motion 274-2014 «Tierschutz verbessern» im Bernischen Grossen Rat von Michel Rudin und Sabine Kronenberg vom 25. November 2014. Zurückgezogen am 10. Juni 2015.
- ↑ Daniel Salzmann: Veganer machen mobil. In: Schweizer Bauer. 12. Januar 2015, abgerufen am 21. Juli 2015.
- ↑ Tier im Fokus: Der grosse Hühner-Schwindel. In: hühner-schwindel.ch. Abgerufen am 11. Dezember 2018.
- ↑ Vegan Organisation zeigt Schockbilder aus Schweizer Ställen. In: nau.ch. 5. Mai 2019, abgerufen am 27. Juli 2019.
- ↑ Sophie Reinhardt: Tierversuchs-Labor wird jetzt zum Politikum. In: 20 Minuten. 30. Januar 2015, abgerufen am 21. Juli 2015.
- ↑ Christian Zellweger/Schweizerische Depeschenagentur: Referendum gegen Laborneubau offenbar erfolgreich. In: Der Bund. 11. Mai 2015, abgerufen am 21. Juli 2015.
- ↑ Radio 3fach vom 29. Januar 2015: Petition: »Keine Steuermillionen für Proviande«
- ↑ Daniel Waldmeier: «Glückliche Schweizer Hühner sind ein Märchen». In: 20 Minuten. 22. Februar 2016, abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Tier im Fokus: Der grosse Hühner-Schwindel. In: hühner-schwindel.ch. Abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Marcel Niedermann: Der Tod ist Teil des Geschäfts. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 30. Januar 2018, zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Daniel Waldmeier: Tierrechtler zeigen Pouletmäster an. 2. Februar 2018. Zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Stefan Häne: Irreführung, staatlich gefördert. In: Tages-Anzeiger. 5. November 2018, zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Stefan Häne: Fleisch-Branche darf mit Hühner-Idylle werben. 6. August 2018. Zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Tier im Fokus: Schweine-Transport. In: schweine-transport.ch. Abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Thomas Vogel: Tiere als Ware: Wie ein Bauer seine Tiere misshandelt. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 16. Oktober 2019, zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Martin Ulrich in Taxi – Magazin für Soziales und Kultur Nr. 115 Tier im Fokus (TIF)
- ↑ Neue Luzerner Zeitung vom 25. April 2014: Protestaktion gegen «Tag der Milch» in Luzern
- ↑ 20 Minuten vom 16. März 2015: Tierschützer schocken mit Wurst aus Hundefleisch
- ↑ Focus Online vom 21. März 2015: Schockkampagne von Tierrechtsorganisation
- ↑ Huffington Post vom 16. März 2015 Schweizer Tierschützer „Tier im Fokus“ schocken mit Video: Menschen probieren Fleisch und denken, es stammt von Hunden
- ↑ Berner Zeitung vom 12. Juli 2014: 500 Personen fordern «Schliessung aller Schlachthäuser».
- ↑ Schweizerische Depeschenagentur: 600 Menschen fordern die Schliessung aller Schlachthäuser. In: Berner Zeitung. 11. Juli 2015, abgerufen am 20. Juli 2015.
- ↑ SDA: «Humanes Schlachten ist ein Märchen» – Tierrechtler in Bern wollen Schlachthäuser schliessen. In: Watson. 6. August 2016, zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ SDA: Hunderte demonstrieren in Bern für die Abschaffung der Nutztierhaltung. 1. Juli 2017. Zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ SDA: Abschaffung der Nutztierhaltung wird gefordert: Demo in Bern. 29. Juni 2019. Zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Berner Zeitung vom 3. Oktober 2015: Veganer am Stammtisch
- ↑ Der Bund vom 8. Juli 2013: Veganer Protest auf kleiner Flamme
- ↑ Tier im Fokus: Riesiger Erfolg mit Vegan Challenge. 15. März 2019. Zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ 20 Minuten: Jeder zweite Veganer heisst Tierbefreiung gut. 21. August 2019. Zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ Tier im Fokus: So ticken die Veganer*innen. 21. August 2019. Zuletzt abgerufen am 29. Januar 2020.