Tierphilosophie
Die Tierphilosophie beschäftigt sich mit Fragen, die Stellung, Wesen und Verhalten von Tieren zum Gegenstand haben. Im Wesentlichen behandelt die Tierphilosophie drei Fragen: „Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier?“ (Anthropologische Differenz), „Können wir Tieren eine Seele zuschreiben?“ und „Wie sollen wir uns Tieren gegenüber moralisch verhalten?“. Gegenwärtig ist der am stärksten wahrgenommene Bereich der Tierphilosophie die Tierethik.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Antike
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Unterschied zwischen Mensch und Tier und der Umgang mit Tieren wird in der westlichen Philosophie schon seit der griechischen Antike diskutiert. Pythagoras verlangte Respekt für Tiere, da die Seelen von Menschen und Nichtmenschen in Tieren und Menschen gleichermaßen wiedergeboren werden könnten.
Aristoteles hingegen sprach Tieren die Vernunft (gr. logos) ab und setzte den Menschen an die Spitze der natürlichen Weltordnung. Die anthropologische Differenz liegt bei der Bildung von Meinungen und Urteilen sowie bei der Fähigkeit zu sprechen und komplexe soziale Gemeinschaften zu gründen. Er differenzierte zwischen einem „vernünftigen Vermögen“ und einem „sinnlichen Vermögen“, wobei er den Tieren nur das sinnliche zuschrieb.
Theopahrastus, einer der Schüler des Aristoteles, schrieb einigen Tieren die Fähigkeit zur Überlegung zu (logismos) und kritisierte den Verzehr von Tieren als ungerechten Raub von Leben.
Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Philosophen und Theologen Thomas von Aquin nimmt der Menschen als leib-geistiges Vernunftwesen einen Platz zwischen den Engeln und den Tieren ein. Seine geistige Seele (Geist) unterscheiden ihn grundsätzlich und unüberwindlich von Tieren mit deren (nur sensitiven) Seele.
Anthropologische Differenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit jeher benutzen die Menschen Tiere als Definitionsinstrument, um das Wesen des Menschen durch Abgrenzung von anderen Tieren bestimmen zu können: „Es wäre wenig interessant zu wissen, was Tiere sind, wenn es nicht ein Mittel wäre um zu wissen, was wir sind.“ schrieb der französische Philosoph Étienne Bonnot de Condillac in seinem Werk Traité des animaux. Die anthropologische Differenz beschäftigt sich damit herauszufinden, was den Menschen von allen anderen Tieren unterscheidet und worin der Unterschied besteht, der diese Unterscheidung möglich macht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reinhard Brandt, Können Tiere Denken?: Ein Beitrag Zur Tierphilosophie. Suhrkamp 2009, ISBN 978-3-518-26017-3.
- Markus Wild: Tierphilosophie zur Einführung. Junius, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-651-4.
- Gary Steiner, Anthropocentrism and its Discontents: The Moral Status of Animals in the History of Western Philosophy, Univ. of Pittsburgh Press 2010, ISBN 978-0-8229-6119-2.
- Robert W. Lurz (Hrsg.): The Philosophy of Animal Minds. Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-1-139-48102-1.
- Hans Werner Ingensiep, Heiker Baranzke: Das Tier. Stuttgart: Reclam, 2008. ISBN 3-15-020320-1.
- Kristian Köchy, Matthias Wunsch, Martin Böhnert: Philosophie der Tierforschung (3 Bände). Alber, Freiburg im Breisgau 2016, ISBN 978-3-495-48741-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kristin Andrews: Animal Cognition. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy, 2016.
- Colin Allen, Michael Trestman: Animal Consciousness. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy, 2020.
- Robert Lurz: Animal Minds. In: J. Fieser, B. Dowden (Hrsg.): Internet Encyclopedia of Philosophy.
- Peter Adamson: Tiere in der Geschichte der Philosophie. Vorlesung an der LMU München. 2020, abgerufen am 16. Mai 2021.
- Sternstunde Philosophie zum Thema „Tiere verstehen, aber wie?“. In: Schweizer Fernsehen und Radio SRF, vom 28. Februar 2021. Abgerufen am 16. März 2021.