Tiestestraße

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Tiestestraße
Wappen
Wappen
Straße in Hannover
Tiestestraße
Tiestestraße
Blick von der Spielhagenstraße in Hannover in die Tiestestraße nach Norden
Basisdaten
Stadtteil Hannover
Stadtteil Südstadt
Angelegt 1919
Name erhalten 1919
Anschluss­straßen Limmerstraße
Querstraßen Anna-Zammert-Straße, Geibelstraße, Jordanstraße, Kleine Düwelstraße, Redenstraße, Rüsterburg, Spielhagenstraße, Wredestraße
Plätze Geibelplatz
Technische Daten
Straßenlänge 720 m
Karte
Karte
1928/29 von den Architekten Koelliker & Springer im Backsteinexpressionismus errichtetes Wohnhaus Ecke Spielhagenstraße
Durchgang zur Wredestraße
Denkmalgeschützter Hauseingang Nummer 15

Die Tiestestraße in der Südstadt von Hannover zweigt von der Anna-Zammert-Straße ab[1] und führt ab der Kleine Düwelstraße[2] in südlicher Richtung zur Jordanstraße.[1]

Der 1919 angelegte Verkehrsweg erinnert an den Jahrzehnte zuvor in der „Südoststadt“ tätigen Geburtsarzt und Wundhelfer Heinrich Tieste (1815–1882).[2] Mitte der 1920er Jahre war die Tiestestraße Teil eines größeren Neubaugebietes in der Südstadt.[3]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewohnte der Flugpionier Karl Jatho vom 11. Oktober 1902 bis 10. Oktober 1904 das Haus Tiestestraße 1, das damals noch Alte Bischofsholerstraße 8D, später Große Düwelstraße 3a hieß. Gut ein Jahrhundert später wurde an dem Wohngebäude die Stadttafel 114[4] als eine der beiden in der Südstadt angebrachten Gedenktafeln für den Flugpionier angebracht.[5]

1928–1933 wohnte der Bibliothekar und Schriftsteller Werner Kraft[6] mit seiner Familie im Haus Tiestestraße 39 (damalige Hausnummer 19, 1. Stock), einem neuerbauten Wohnblock des "Beamten-Wohnungsvereins".[7] Nach seiner Entlassung emigrierte er über Stockholm, London und Paris nach Palästina. Seine Ehefrau Erna löste die Wohnung auf und folgte über Paris mit der Tochter Else. Sohn Paul war schon vorher mit der Kinder- und Jugend-Alija nach Palästina gelangt. Ihre Bücher wurden von einem Nachbarn im selben Haus (ebenfalls 1. Stock), dem "Regierungs-Baumeister" und späteren Wasserwerk-Direktor Wilhelm Hosang[8], "in Kisten verpackt auf ihrem Boden aufbewahrt[9]. Die 1929 in Hannover geborene Tochter Else, in Israel Alisa, verheiratete Tibon, war Mitglied der Palmach und Mitbegründerin des Kibbuz Tzora. Einer ihrer Söhne Noam Tibon wurde Generalmajor der israelischen Armee.[10]

Während der Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg waren auch zahlreiche Gebäude in der Tiestestraße dem Feuersturm ausgesetzt, darunter beispielsweise das Haus der Kleemann's.[11]

In der Nachkriegszeit zählten der Ingenieur Gerhard Lehmann im Haus Nummer 4 sowie der Veterinärmediziner und Hochschullehrer Erich Hieronymi in Nummer 2A zu den bekannten Bewohnern der Tiestestraße.[12]

Mitte der 1960er Jahre hatte der TÜV Hannover unter den Hausnummer 16/18 seinen Sitz.[13]

Zur Jahrtausendwende hatte der A. Weichert Verlag seinen Sitz in der Tiestestraße 14, ebenso wie der Neue Jugendschriften-Verlag Krummnow.[14]

Unter den Bauwerken in dem Straßenzug stehen die Gebäude Tiestestraße 15 und 17, die als Ensemble mit weiteren Gebäuden am Geibelplatz und in der Redenstraße erfasst sind, heute unter Denkmalschutz.[15]

Commons: Tiestestraße (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Frank Straßburger (inhaltlich Verantwortlicher): Tiestestraße auf der Seite des SPD-Ortsvereins Südstadt-Bult [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 27. Dezember 2023
  2. a b Helmut Zimmermann: Tiestestraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 244
  3. Klaus Mlynek: Die Wohnbebauung, in ders., Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover, Band 2: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart , Hannover: Schlüter, 1994, ISBN 978-3-87706-364-4 und ISBN 3-87706-364-0, S. 486 ff.
  4. Wolfgang Leonhardt: Vahrenwald und List. Dorf und Stadtteilgeschichten, Norderstedt: Books on Demand, 2013, ISBN 978-3-7322-2710-5, S. 130; Vorschau über Google-Bücher
  5. Peter Struck: Hannover in 3 Tagen. Ein kurzweiliger Kulturführer, Hannover: Schlütersche, 2008, ISBN 978-3-89993-659-9, S. 52; Vorschau über Google-Bücher
  6. Kraft, Werner 1896–1991. Bibliothekar, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller. In: NDB-online, veröffentlicht am 1. Januar 2024
  7. Von Hannover nach Jerusalem. Werner Kraft (1896–1991). Eine biographische Annäherung an seine hannoverschen Jahre. Ausstellung zum 100. Geburtstag in der Niedersächsischen Landesbibliothek, 9. Mai bis 29. Juni 1996. Begleitheft. Bearbeitet von Ulrich Breden. Hannover 1996, S. 27.
  8. Adressbuch Hannover, Jahrgänge 1928–1984. Wilhelm Hosang war auch (Mit-)Autor eines Standardwerkes zur "Stadtentwässerung" (zuerst 1951, 7. Aufl. 1979, seit der 8. Aufl. 1984 "Abwassertechnik")
  9. Peter Schulze: „Es ist alles so wie es gewesen ist, und es ist nichts so, wie es gewesen ist“. Erinnerungen Werner Krafts an Hannover. In: Peter Schulze: Beiträge zur Geschichte der Juden in Hannover. Hannover: Hahn 1998 (Hannoversche Studien. Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover. Bd. 6), S. 156–168, hier S. 163
  10. Kraft, Werner 1896–1991. Bibliothekar, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller. In: NDB-online, veröffentlicht am 1. Januar 2024
  11. Hilke Lorenz: Kriegskinder. Das Schicksal einer Generation, Berlin: Ullstein eBooks, 2011, ISBN 978-3-8437-0186-0; Vorschau über Google-Bücher
  12. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1954, S. 45, 482; Vorschau über Google-Bücher
  13. TÜ. Sicherheit + Zuverlässigkeit in Wirtschaft, Betrieb, Verkehr, Hrsg.: Vereinigung der Technischen Überwachungs-Vereine e.V. (VdTÜV), Essen, Bd. 7 (1966), S. 61; Vorschau über Google-Bücher
  14. Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel, Bde. 1 und 2, 1997, S. 198, 508, 923; Vorschau über Google-Bücher
  15. Wolfgang Neß: Tiestestraße. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Bd. 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig; Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, passim; sowie Südstadt, im Addendum Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege) / Stand: 1. Juli 1983 / Stadt Hannover, S. 7 f.; Digitalisat mit Volltextrecherche-Möglichkeit der Universitätsbibliothek Heidelberg

Koordinaten: 52° 12′ 50,8″ N, 9° 26′ 41,9″ O