Tiger-Orchidee
Tiger-Orchidee | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Grammatophyllum speciosum, Ausschnitt eines Blütenstandes | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Grammatophyllum speciosum | ||||||||||||
Blume |
Die Tiger-Orchidee (Grammatophyllum speciosum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Grammatophyllum innerhalb der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Laut Guinness-Buch der Rekorde ist sie die größte Orchideenart der Welt, Exemplare können mehrere Meter groß werden.[1]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grammatophyllum speciosum ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Ihre als Pseudobulben ausgebildeten fleischigen Sprossachsen erreichen Längen von etwa 3 Metern und Durchmesser von etwa 5 Zentimetern, sind längs gefurcht und verfärben sich im Alter zu Gelb. An der Basis tragen sie weiß gefärbte, steif nach außen abstehende, stark verzweigte Wurzeln. Die Sprossachsen erinnern manche Betrachter an diejenigen des Zuckerrohrs. Ihre Internodien sind etwa 4 Zentimeter lang.[2][3]
Die zahlreichen Laubblätter sind bei Längen von 50 bis 60 Zentimetern sowie Breiten von etwa 3 Zentimetern, selten etwas darüber, nicht verdickt, zur scharfen Spitze hin verschmälert und herabgebogen. Die Blattscheiden sind gelb gefärbt.
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der aufrechte Blütenstand erreicht eine Länge von bis zu 2 Metern mit zahlreichen (etwa 40) Blüten, die sich im unteren Abschnitt weit voneinander entfernt und zur Spitze hin dicht gedrängt befinden.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und dreizählig und erreichen Durchmesser von etwa 10 Zentimetern. Die meist drei Kelch- und meist drei Kronblätter sind untereinander ähnlich gestaltet, die Petalen ein wenig breiter. Sie sind recht weit getrennt, ohne Überlappung, und tragen bei einer grünlichgelben Grundfärbung ein dichtes orangebraunes bis braunes Fleckenmuster. Ihre dreiteilige Lippe ist mit einer Länge von etwa 3 Zentimetern kleiner als die Kelch- sowie Kronblätter und ist lichtseitig mit drei Kielen rötlich behaart, rotbraun längsgestreift, etwa die Mitte des Mittellappens erreichend. Die Seitenlappen sind aufrecht und biegen sich über die Griffelsäule ein. Die Griffelsäule ist grünlich, unterseits weiß mit purpurfarbener Fleckung, sie trägt an der Basis beiderseits einen Auswuchs, der eine becherartige Höhlung umschließt.
Ihre unteren Blüten des Blütenstands sind kleiner und abweichend gestaltet. Sie besitzen nur je zwei Kelch- und Kronblätter, die Lippe fehlt vollständig, die Griffelsäule ist missgebildet.
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grammatophyllum speciosum ist ein tropischer Epiphyt. Die Pflanze bildet massive, dichte ballenartige Massen aus den zylindrischen Pseudobulben in Astgabeln tropischer Waldbäume, es entstehen über eine Tonne schwere riesige Klumpen.[4]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grammatophyllum speciosum ist in Regenwäldern des tropischen Ostasien weit verbreitet. Sichere Funde liegen vor aus Myanmar, Thailand, Laos, der Malaiischen Halbinsel und den Inseln Borneo, Sumatra und Java. Funde von den Philippinen, den Molukken, Sulawesi, Neuguinea und den Salomonen sind nicht gesichert und beziehen sich möglicherweise auf andere Arten des Artkomplexes.[5] Im Jahr 2016 wurde Grammatophyllum speciosum erstmals auch in Vietnam nachgewiesen.[6] Sie ist in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet sehr selten und droht in einigen Regionen am Wildstandort auszusterben. In Singapur bestehen Pläne, die Tigerorchidee mit in Botanischen Gärten vermehrtem Material wieder auszuwildern.[7]
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grammatophyllum speciosum wurde wegen ihrer spektakulären Gestalt schon früh nach Europa eingeführt und erregte auf der Great Exhibition 1851 im Londoner Hyde Park erhebliches Aufsehen. Allerdings wird sie nur von ausgesprochenen Orchideenliebhabern im Warmhaus kultiviert. Die Kultur benötigt Minimaltemperaturen von 15 °C. Die Pflanze blüht unter diesen Bedingungen nur alle zwei bis vier Jahre, zu unregelmäßigen Zeiten des Jahres.[8]
Grammatophyllum speciosum ist im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet. Ihr kommerzieller Handel ist damit mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung des Ausfuhrstaates („CITES-Dokument“) möglich, eine Ausfuhr aus den Heimatländern bedarf einer Genehmigung.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung Grammatophyllum umfasst, je nach taxonomischer Auffassung, sechs bis zwölf Arten, die alle im tropischen Ostasien vorkommen. Die Gattung Grammatophyllum ist nahe verwandt mit den Gattungen Cymbidium und Thecostele, die zur Tribus Cymbidiae in der Unterfamilie Epidendroideae innerhalb der Familie Orchidaceae gehören.[9] Grammatophyllum speciosum bildet mit den ähnlichen Arten Grammatophyllum wallisii (Endemit der Philippinen), Grammatophyllum kinabaluense (Endemit von Borneo), Grammatophyllum pantherinum (Syn.: Grammatophyllum papuanum, von Neuguinea, den Salomonen und dem Malaiischen Archipel) und Grammatophyllum cominsii (von den Salomonen, möglicherweise Synonym zu Grammatophyllum pantherinum) die speciosum-Artengruppe.[5] Der Gattungsname Grammatophyllum ist abgeleitet von den griechischen Wörtern gramma für „gemaltes Zeichen, Buchstabe“ und phyllon für „Blatt“, nach der schriftartigen Zeichnung der Blütenhüllblätter.[8]
Grammatophyllum speciosum wurde 1825 durch den deutsch-niederländischen Botaniker Carl Ludwig Blume in Bijdragen tot de flora van Nederlandsch Indië, 8, Seite 378 nach Herbarbelegen von der Insel Java erstbeschrieben. Synonyme für Grammatophyllum speciosum Blume sind: Pattonia macrantha Wight, Grammatophyllum macranthum (Wight) Rchb. f., Grammatophyllum fastuosum Lindl.[8]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mark C. Young (Hrsg.): Guinness Book of World Records 1997. Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-9652383-0-X, S. 42.
- ↑ Gunnar Seidenfaden, Jeffrey J. Wood, Richard Eric Holttum: The Orchids of Peninsular Malaysia and Singapore. Olsen & Olsen, Fredensborg 1992, ISBN 87-85215-24-4, Grammatophyllum, S. 557–558.
- ↑ Eng-Soon Teoh: Orchids of Asia. 3. Auflage. Times Publishing Marshall Cavendish Ltd., Singapur 2005, ISBN 981-261-015-4, S. 102.
- ↑ Nancy Laws: Orchid Breeding at Singapore Botanic Gardens. American Orchid Society, Februar 2009, archiviert vom am 25. Dezember 2010; abgerufen am 8. Februar 2019 (englisch).
- ↑ a b Tomohisa Yukawa, Akihiko Kinoshita, Nobuyuki Tanaka: Molecular Identification Resolves Taxonomic Confusion in Grammatophyllum speciosum Complex (Orchidaceae). In: Bulletin of the National Museum of Nature and Science, Series B (Botany). Band 39, Nr. 3, August 2013, ISSN 1881-9060, S. 137–145.
- ↑ Leonid V.Averyanov et al.: New Species of Orchids (Orchidaceae) in the Flora of Vietnam. In: Taiwania. Band 61, Nr. 4, 2016, S. 319‒354, doi:10.6165/tai.2016.61.319.
- ↑ Tim W. Yam et al.: Conservation and reintroduction of native orchids of Singapore – the next phase. In: European Journal of Environmental Sciences. Band 1, Nr. 2, Dezember 2011, S. 38–47, doi:10.14712/23361964.2015.45, JSTOR:41760175.
- ↑ a b c Grammatophyllum speciosum. In: Kew Science, Plants of the World online. Abgerufen am 15. September 2019 (englisch).
- ↑ Marcin Górniak, Ovidiu Paun, Mark W. Chase: Phylogenetic relationships within Orchidaceae based on a low-copy nuclear coding gene, Xdh: Congruence with organellar and nuclear ribosomal DNA results. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 56, Nr. 2, August 2010, S. 784–795, doi:10.1016/j.ympev.2010.03.003.