Timotheus-Scheibe
Die Timotheus-Scheibe ist eine romanische Glasmalerei, die aus der Kirche St. Peter und Paul in Neuwiller-lès-Saverne (deutsch: Neuweiler) im Elsass stammt und heute zum Bestand des Musée national du Moyen Âge (früher: „Musée de Cluny“) in Paris gehört.[Anm. 1] Die Scheibe ist eine der ältesten figürlichen Darstellungen in der europäischen Glasmalerei.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Scheibe wurde im Vorfeld der Großrestaurierung der Kirche 1847 durch den Architekten Émile Boeswillwald geborgen.[Anm. 2] Sie befand sich noch in situ in einem Fenster der Stephanskapelle[1], die als oberes Stockwerk einer Doppelkapelle der Kirche St. Peter und Paul vorgebaut ist. Émile Boeswillwald überließ seinen Fund dem „Musée de Cluny“.[2]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das rechteckige, oben halbrunde Buntglasfenster zeigt den heiligen Timotheus, einen Begleiter des Apostels Paulus und ersten Bischof von Ephesos. Die Figur steht in einem Rundbogen und wird etwa ab Kniehöhe aufwärts gezeigt. Timotheus steht mit erhobener linker Hand – einer Friedensgeste – vor einem roten Hintergrund. In seiner rechten Hand trägt er einen Palmzweig. Um seinen Heiligenschein legt sich ein Schriftzug: S[anctus] THIMOTHEUS MARTYR. Er trägt ein blaues Untergewand, über seinen Schultern liegt ein außen grüner, innen weißer Mantel, der mit einer Fibel um den Hals geschlossen ist.[3] Teile des Gewandes des Heiligen sind modern ergänzt.[4]
Datierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es bestehen Parallelen zu den Augsburger Propheten-Fenstern, die auf die Wende vom 11. auf das 12. Jahrhundert datiert werden.[5] Der Bau der Stephanskapelle wird auf die Mitte des 11. Jahrhunderts datiert. Allerdings kann das Fenster auch später eingesetzt worden sein, so dass dies nur ein schwacher Anhaltspunkt für sein Alter ist. Mit größter Vorsicht kann die Scheibe ebenfalls auf die Wende vom 11. auf das 12. Jahrhundert datiert werden.[6]
Wissenswert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Neuwiller-lès-Saverne wurde die Scheibe vor Ort durch eine Kopie ersetzt.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Louis Grodecki: Romanische Glasmalerei. Office du Livre / Kohlhammer, Fribourg / Stuttgart 1977.[Anm. 3]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beschreibung beim Musée national du Moyen Âge (französisch)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Inventar-Nummer: Cl. 13.335.
- ↑ Grodecki, S. 279, Nr. 67, nennt das Jahr 1853.
- ↑ Bei Grodecki, S. 279, Nr. 67, weiterführende, ältere Literatur.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Grodecki, S. 279, Nr. 67.
- ↑ Grodecki, S. 279, Nr. 67.
- ↑ Grodecki, S. 55.
- ↑ Grodecki, S. 54.
- ↑ Grodecki, S. 53f.
- ↑ Grodecki, S. 54.
- ↑ Jean-Philippe Meyer: Les églises et l’abbaye de Neuwiller-l`s-Saverne = Societé d’histoire et d’archaeologie de Saverne et environs (Hg.): Pays d’Alsace 117c. Saverne 2004. ISSN 1254-972X, S. 22.