Tina Wrase
Tina Wrase (* 1960; † September 2000 in Berlin) war eine deutsche Jazzmusikerin (Saxophon/Klarinette), die insbesondere für freie Improvisation bekannt war.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wrase absolvierte die Hochschule der Künste Berlin.[1] Anschließend spielte sie in verschiedenen deutschen und internationalen Jazzformationen. Ihre bevorzugten Instrumente waren Sopransaxophon und Bassklarinette. Sie hatte mit dem Linear Ensemble und dem Duo Azoth mit dem Gitarristen Lothar Fiedler zwei eigene Bands und war auch als Theatermusikerin tätig.[2] Gemeinsam mit Lothar Fiedler vertonte sie Texte von Christa Wolf und begleitete eine Reihe von Kunstperformances zu Wolfs Texten Im Stein, Kassandra und Medea: Stimmen (z. B. 2000 Medea gemeinsam mit Christa Wolf am Théâtre national de la Colline in Paris)[3][4] sowie von John Barton Epsteins Vega.
Im September 2000[5] starb sie an einer Krebserkrankung.[6] Im Andenken widmete Steve Lacy ihr seine Komposition „Tina’s Tune“, die auf seinem Album November veröffentlicht ist.[7][8]
Musikalische Kollaborationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wrase arbeitete unter anderem mit folgenden Musikern/Gruppen zusammen:
- Association Urbanetique (Felix Wahnschaffe, Frank Schimmelpfennig, Horst Nonnenmacher, Rainer Robben)
- Steve Lacy: Berlin Saxophonic Orchestra[1]/Steve Lacy + 6 (Aufführung von Lacys Oper The Cry, u. a. in Paris,[9] Washington,[10] Antwerpen,[11] Tampere[12] und Berlin.[13])
- Sam Rivers: Improvisors Pool[14]
- Tilmann Dehnhard (Zusammenarbeit seit der Studienzeit an der Hochschule der Künste Berlin, z. B. Journey Street[15] produziert von Lee Townsend)
- Martina Cizek (Flötistin/Saxophonistin)
- Veronika Vogel (Gitarristin/Sängerin)[16]
- Vega (mit Lothar Fiedler, Heiner Reinhardt sowie John Barton Epstein)
Tom Lord verzeichnet im Bereich des Jazz sieben Aufnahmen Wrases zwischen 1988 und 1995.[17] Weiterhin ist sie auf Alben von Georgette Dee, Nûrê und der Hochschule der Künste Berlin zu hören.
Diskographische Hinweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Association Urbanetique: Ass Bedient (Jazz4Ever 1995, nur auf dem Titel „Teneriffa-Kakerlaken“ Bassklarinette)
- Improvisors Pool Featuring Sam Rivers and Alexander von Schlippenbach: Backgrounds for Improvisors (Free Music Production 1996; Sopransaxophon, auch Komposition)[14]
- Steve Lacy + 6: The Cry, Soul Note (1999), Tina Wrase: Sopran- und Sopraninosaxophon und Bassklarinette[18]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ihr Sopransaxophon (Marke C. G. Conn aus dem Jahr 1927) befindet sich im Besitz des Musikers Gert Anklam.[19]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tina Wrase bei Discogs
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Tom de Vries: Konzert und Interview mit Steve Lacy in der Wabe/Berlin am Freitag, 23.01.1998. Abgerufen am 14. November 2024.
- ↑ Philip Lukas: In der Jazzmusik sind Frauen unterrepräsentiert. Es gibt eine Tradition und Stammtisch-Urteile: Die letzte Männerbastion. In: Berliner Zeitung. 3. Februar 1998, abgerufen am 14. November 2024.
- ↑ Anna Chiarloni, Alain Lance, Halina Ludorowska & Christiane Zehl Romero: Internationale Rezeption. In: Carola Hilmes, Ilse Nagelschmidt (Hrsg.): Das Christa Wolf Handbuch: Leben – Werk – Wirkung. J. B. Metzler, 2016, S. 350–369.
- ↑ Carsten Gansel: Christa Wolf – Im Strom der Erinnerung. V&R Unipress, 2014, S. 48, 70.
- ↑ Christa Wolf: Ein Tag im Jahr: 1960–2000. Luchterhand, München 2003, ISBN 3-630-87149-6 (Genaues Datum des Todes ist nicht belegt. Christa Wolf beschreibt in einem auf den 27. September 2000 datierten Eintrag, dass sie am Tag davor die Trauerfeier für Tina Wrase besucht hat.).
- ↑ Marcus Maida: Steve Lacy - November. Abgerufen am 17. November 2024 (Ursprünglich erschienen im Fachmagazin Jazzthetik).
- ↑ Intakt Records. CD Review: Steve Lacy. November. Intakt CD 171. Abgerufen am 15. November 2024.
- ↑ Mark Corroto: Steve Lacy: November. In: All About Jazz, 13. Juni 2010.
- ↑ Serge Loupien: Le saxophoniste américain produit lui-même «The Cry», à partir de textes de Taslima Nasreen. In: Libération. 3. April 1997, abgerufen am 21. November 2024 (französisch).
- ↑ Dort hieß es in einer Besprechung: „Die unverwechselbaren Klänge von Petia Kaufmans Cembalo und Cathrin Pfeifers Akkordeon verbanden europäische Klassik und französisches Kabarett, während die Sopransaxophone von Lacy und Tina Wrase wie spirituelle Dudelsackspieler umherschwirrten und sich duellierten.“ Christopher Porter: Lacy's Mini-Opera 'Cry' Mixes Music and Poetry. In: Washington Post. 1. Juli 1998 (washingtonpost.com).
- ↑ Steve Lacy & Ensemble The Cry. In: De Singel. 1998, abgerufen am 21. November 2024 (niederländisch).
- ↑ Josef Woodard: Tampere Jazz Happening. In: JazzTimes. Sep. 1999. Jazztimes Publ., S. 51 (englisch).
- ↑ Mary Huntimer: Saxophonist Steve Lacy’s opera “The Cry” is now in the database. In: the Operatic Saxophone. 12. Januar 2023, abgerufen am 21. November 2024 (englisch).
- ↑ a b Richard Cook, Brian Morton: The Penguin guide to jazz recordings. 9. ed Auflage. Penguin, London 2008, ISBN 978-0-14-103401-0, S. 747.
- ↑ Journey Street - CD 1995. In: Discogs. Abgerufen am 21. November 2024.
- ↑ Vita Veronika Vogel. In: Veronika Vogel - Gitarristin/Sängerin Berlin. Abgerufen am 21. November 2024.
- ↑ Tom Lord: Musician List. In: The Jazz Discography. Abgerufen am 16. November 2024 (englisch).
- ↑ Patrick Hughes: Steve Lacy +6: The Cry, in: Jazziz Magazine, Band 16, August 1999, S. 76
- ↑ Gert Anklam – 50 Jahre Musik – Mein musikalisches Leben in Bildern von 1969 – 2020. Abgerufen am 17. November 2024 (Abschnitt 2014-1016).
Personendaten | |
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NAME | Wrase, Tina |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Jazzmusikerin (Saxophon/Klarinette) |
GEBURTSDATUM | 1960 |
STERBEDATUM | September 2000 |
STERBEORT | Berlin, Deutschland |