Tom Hyland
Tom Hyland (* 1952 in Ballyfermot bei Dublin, Irland; † 24. Dezember 2024 in Dili, Osttimor) war ein irischer Menschenrechtsaktivist, der sich für das von 1975 bis 1999 von Indonesien besetzte Osttimor einsetzte.[1][2]
Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hyland lebte den Großteil seines Lebens in Ballyfermot, einem Vorort von Dublin.[3]
Am 12. November 1991 hatten indonesische Sicherheitskräfte beim Santa-Cruz-Massaker mindestens 271 Menschen ermordet und 382 verletzt. 270 Menschen „verschwanden“ spurlos. Hyland war Busfahrer der CIE in Dublin,[4] hatte 1992 gerade ein freiwilliges Abfindungspaket akzeptiert und war nun arbeitslos.[5][6] Er spielte gerade mit Freunden Karten, als im Hintergrund im Fernsehen Max Stahls Dokumentarfilm In Cold Blood: The Massacre of East Timor lief. Zunächst befahl er, den Ton leiser zu stellen. Aber dann konnte er nicht mehr aufhören zu schauen. Und was er sah, machte ihn wütend. Am nächsten Tag rief er mit ein paar Freunden die erste große Solidaritätskampagne für Osttimor in Irland ins Leben, die East Timor Solidarity Campaign (ETISC). Sie begannen Druck auf die irische Regierung auszuüben, um wiederum Indonesien zu einem Abzug aus Osttimor zu bewegen. Allein zwischen 1992 und 1996 gab es 65 Anfragen im Dáil Éireann (irisches Unterhaus) zur Situation in Osttimor. Der Einfluss der ETISC war vor allem während der linken Regierungskoalition 1995–1997 sehr groß und brachte über die EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte von 1996 den Osttimorkonflikt auf die Agenda der Europäischen Union, gegen den Widerstand der Regierungen des Vereinigten Königreichs und Deutschlands.[3][5][7]
1993 besuchte Australiens Premierminister Paul Keating Irland und informierte sich über seine Vorfahren, die 1855 vermutlich aufgrund von Vertreibung Irland verließen. Als er in Dublin Castle zum Staatsbankett gebeten wurde, organisierte die ETISC eine Mahnwache vor dem Schloss und wies auf die Parallelen zwischen Keatings Vorfahren und der Vertreibung der Menschen in Osttimor. Die Mahnwache machte auch auf die umfangreiche militärische und wirtschaftliche Unterstützung der australischen Regierung für Indonesien aufmerksam.[8]
1997 besuchte Hyland unter dem falschen Namen Tomás Ó Haolain erstmals Osttimor. Er reiste nach Westtimor und von dort über Land nach Osttimor. Als er aber an der Grenze der Provinzen kontrolliert wurde, begrüßte ihn der Offizier mit „Welcome Mr. Hyland“. Er und sein Begleiter, der Journalist David Shanks, wurden während des gesamten Besuchs vom indonesischen Militär beobachtet.[5][9]
Als der irische Außenminister David Andrews im April 1999 als erster Außenminister der Europäischen Union das besetzte Osttimor besuchte, begleitete Hyland ihn bei der Reise. Irland beteiligte sich später an der UN-Friedenstruppe für Osttimor.[5][2] 2000 kehrte Hyland erneut nach Osttimor zurück.[3] Später wurde Hyland Honorarkonsul Osttimors in Dublin,[10] lebte aber schon bald nach der Unabhängigkeit Osttimors in dem Land.[1]
2019 ging Hyland nach Irland für eine Krebsbehandlung, kehrte aber schon bald nach Osttimor zurück. Er hatte sich zwar erholt, kämpfte aber weiter mit der Krankheit.[1] Hyland starb 2024 im Hospital Nacional Guido Valadares in Osttimors Hauptstadt Dili.[11] Der irische Staatspräsident Michael D. Higgins nannte Hyland einen „jener außergewöhnlichen Menschen, die, nachdem sie erfahren hatten, was weit weg von Irland geschah, beschlossen, in einer humanitären Angelegenheit aktiv zu werden, die nicht ignoriert werden konnte“.[7][11] Osttimors Präsident José Ramos-Horta schrieb auf Facebook: „Auf Wiedersehen, Tom. Wir werden uns immer an dich erinnern. Du bist zu Max [Stahl] gestoßen, der uns zu früh verlassen hat. Beide leben in unserer Erinnerung, in unseren Geschichten weiter.“[1]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die University of Limerick verlieh Hyland am 24. Februar 2003 die Ehrendoktorwürde.[2] In Anerkennung ihrer Verdienste erhielt die ETISC 2015 von Osttimors Präsident Taur Matan Ruak den Ordem de Timor-Leste.[8] Weltweit war die ETISC mit ihrem Einfluss auf Irland und die Europäische Union eine der wirksamsten Unterstützergruppen für die Unabhängigkeit Osttimors.[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Sarah MacDonald: Goodbye Tom. We will remember you forever – tributes pour in following death of peace campaigner Tom Hyland (72). In: Irish Independent. 24. Dezember 2024, abgerufen am 24. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ a b c Thomas Hyland. In: ul.ie. 19. Februar 2021, abgerufen am 24. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ a b c António Sampaio: Hoje Timor-Leste perdeu um dos seus maiores amigos., 24. Dezember 2024, abgerufen am 24. Dezember 2024.
- ↑ Donmullan.org: 1992 – Tom Hyland and East Timor, abgerufen am 24. Dezember 2024.
- ↑ a b c d Stephen McCloskey, Paul Hainsworth: East Timor Question: The Struggle for Independence from Indonesia, 2000, ISBN 978-0-85771-229-5.
- ↑ Reliefweb: Timor-Leste: An activist reflects, 4. Juli 2006, abgerufen am 24. Dezember 2024.
- ↑ a b c Raidió Teilifís Éireann: East Timor independence campaigner Tom Hyland dies, 24. Dezember 2024, abgerufen am 24. Dezember 2024.
- ↑ a b Action from Ireland (AFRI): From Doolough to Dili and back ( vom 10. November 2015 im Internet Archive).
- ↑ David Shanks: An Irishman’s Diary on Timor-Leste’s joyous liberation, The Irish Times, 27. August 2019, abgerufen am 24. Dezember 2024.
- ↑ embassypages.com: Consulate of Timor-Leste in Dublin, Ireland, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- ↑ a b The Irish Times: Death announced of East Timor peace campaigner Tom Hyland (70s), 24. Dezember 2024, abgerufen am 24. Dezember 2024.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hyland, Tom |
KURZBESCHREIBUNG | irischer Menschenrechtsaktivist |
GEBURTSDATUM | 1952 |
GEBURTSORT | Ballyfermot, Irland |
STERBEDATUM | 24. Dezember 2024 |