Tom Witkowski

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tom Witkowski 2014

Tom Witkowski (* 29. November 1937 in Ohlau (Schlesien), dem heutigen Oława, als Günter Klaus Witkowski) ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Dozent. Witkowski lebt in Aachen.

Signatur

Seine Eltern waren der 1941 gefallene Konrad Witkowski und Erna Martha Frieda Witkowski. Infolge der Kriegsereignisse flüchtete Tom Witkowski mit seiner Mutter und zwei seiner drei Geschwister über Dresden (kurz vor der Bombardierung der Stadt) quer durch das zerstörte Deutschland; Stationen waren Sondernau und Hoffenheim, bis er schließlich in Eßlingen am Neckar heimisch wurde.

Tom Witkowski absolvierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart unter Leitung Lilly Ackermann eine Schauspielausbildung.

Zur Goldenen Hochzeit mit der Schauspielerin Michaela Halder[1] am 7. Dezember 2011 gratulierte eine Abordnung des belgischen Königs Albert II., da Witkowski zu dieser Zeit in Belgien lebte.

In der Liveaufzeichnung des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart spielte Witkowski seine erste Fernsehrolle in Der Page des Königs. Am 30. Dezember 1956 übertrug die ARD das Stück Jeanne oder Die Lerche von Jean Anouilh mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle.[2]

1958 gründete Tom Witkowski aus dem Wandertheater Der Thespiskarren, Tübingen gemeinsam mit den Kollegen Heinz E. Johst und Werner Johst das Zimmertheater Tübingen. Am 6. Dezember 1958 war die Eröffnungsvorstellung mit Blick zurück im Zorn von John Osborne. Zum 50-jährigen Bestehen erschien eine Festschrift von Bernd Mahl:[3] Gute alte Zukunft. 50 Jahre Zimmertheater Tübingen. Eine Chronik von 1958–2008.

Witkowski war als Schauspieler im Ensemblemitglied am Düsseldorfer Schauspielhaus bei Generalintendant Karl-Heinz Stroux. Hier spielte unter anderem mit Ewald Balser, Maria Wimmer und Nicole Heesters. In Eugène Ionescos Theaterstück Die Nashörner spielte er 1985 die Hauptrolle des Behringer.

GDBA Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger 69. Jahrgang Dez. 2017

Im Jahr 1969 trat er im Programm Es geht um den Kopf als Kabarettist am Düsseldorfer Kom(m)ödchen mit Lore Lorentz auf.

Am Theater Krefeld spielte er in Der Seidene Schuh von Paul Claudel neben Elisabeth Trissenaar unter der Regie von Hans Neuenfels die Rolle des Don Camillo.

Tom Witkowski gehörte als 1. Charakterspieler (Protagonist) zum Schauspiel-Ensemble des Nationaltheaters Mannheim. Er spielte u. a. mit Buddy Elias im Zweipersonenstück Revanche sowie den Nada im Belagerungszustand von Albert Camus. Der 1. Charakterspieler war zu dieser Zeit neben den Aufgaben als Schauspieler für die praktische Ausbildung der jungen Eleven verantwortlich. In dem von Intendant Lothar Schmidt-Mühlisch 1970 gegründeten und von Michaela Halder mit geleiteten Theater im Bonn Center in Bonn war er neben seiner Tätigkeit am Mannheimer Nationaltheater Regisseur von Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf?.

Als 1. Charakterspieler war Witkowski am Staatstheater Oldenburg bei Intendant Harry Niemann. Zu den wesentlichen Arbeiten zählten Die verlorene Ehre der Katharina Blum von Heinrich Böll sowie Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird von Peter Weiss. Daneben hatte er einen Lehrauftrag für Sprechtechnik im Rahmen der Fächer Deutsch und Kunst am Oldenburg-Kolleg.

Tom Witkowski war Ensemblemitglied als Regisseur und 1. Charakterspieler am Theater Aachen bei den Intendanten Peter Maßmann, Manfred Mützel und Klaus Schultz. Hier spielte er unter anderem den Tellheim in Minna von Barnhelm und die Paraderollen in den Stücken Bezahlt wird nicht und Hohn der Angst von Dario Fo.

Zwischenzeitlich absolvierte er im Jahr 1982 eine Theatertournee mit dem Einpersonenstück Bericht für eine Akademie[4] von Franz Kafka. Damit trat er in Australien auf in den Departments of Germanic Languages and Literature der Macquarie University of Sydney, der Monash University in Melbourne, der University of Canberra und der University of Adelaide. Anschließend wurde das Stück in Neuseeland an der University of Auckland, der Victoria University of Wellington, der University of Canterbury in Christchurch und an der University of Otago (Māori: Te Whare Wānanga o Otāgo) in Dunedin aufgeführt.[5]

Der Intendant des Aachener Theaters, Manfred Mützel, übernahm 1985 die Intendanz des Theaters Essen und bat Witkowski, ihn als 1. Charakterspieler an seine neue Wirkungsstätte zu begleiten. Hier spielte er u. a. die Rolle des Möbius in Die Physiker von Dürrenmatt und den Protagonisten Behringer in Die Nashörner von Ionesco. Im Schauspiel Cromwell von Christoph Hein unter der Regie von Hansgünther Heyme wurde von einem der 12 Soldaten (Statisten) ungeplant ein Stuhl an eine Leiter geschoben. Witkowski stand hoch auf dieser Leiter vor einem Tribunal und wurde innerhalb der Rolle zum Tode verurteilt. Das Erschießungskommando exekutierte ihn, worauf er tot von der Leiter mit dem Rücken voraus auf den Sitz des Stuhles stürzte, welcher dort nicht hätte stehen dürfen. Eine Rückenmarksverletzung unterbrach Witkowskis Schauspielkarriere für zwölf Jahre.

Das Narrenfest (Narrenkonvent um 1500) von Pieter Bruegel der Ältere – ist Grundlage für Das Narrenfest von Tom Witkowski

Während er in Hellenbahn wohnte, schrieb Witkowski das Theaterstück Das Narrenfest[6] (ein Fest für Clowns und ein Fressen für Schauspieler), welches gleichzeitig in den Sprachen Deutsch, Niederländisch und Französisch aufgeführt wurde, so z. B. in Lüttich (Belgien), Maastricht (Niederlande) und Aachen (Deutschland).

Zur Karlspreisverleihung an Königin Beatrix der Niederlande 1996 wurde Das Narrenfest im Rahmen der Feierlichkeiten unter dem Titel Comedia del Regio in Aachen aufgeführt und erhielt die Karlspreismedaille.

Nachdem Witkowski ab 1995 nach Kelmis zog, wurde er in Aachen zum Vorstandsvorsitzenden (Intendant) von AKuT, der Aachener Kultur und Theaterinitiative, gewählt, welche das Theater99 betreibt. Diese Position hatte er zehn Jahre lang inne. AKuT ist ein Zusammenschluss von etwa 30 Amateurtheatergruppen.

1996 gründete er eine Theaterschule, die Akademie ff[7] (Akademie für freies Theater Aachen). Hieraus entwickelte sich die Theaterschule Aachen, welche seine Kollegin Ingeborg Meyer seit 2011 leitet. Neben seiner Arbeit am Theater Aachen war er an mehreren Theatertourneen beteiligt, so am Bertolt-Brecht-Klassiker Die heilige Johanna der Schlachthöfe[8] und ist Mitglied der Kulturkonferenz Regio Aachen.

Anlässlich des European Culture Forum 2013 in Brüssel war Witkowski Mitglied einer dreitägigen Zusammenkunft von über 1000 Kulturschaffenden aus allen Mitgliedsländern der EU.[9] Innerhalb dieser Sprachenvielfalt wurde Witkowskis Theaterstück Die Zugvögel – ein Fest für Europa in 10 Sprachen realisiert. Alle Akteure sprachen in ihrer Muttersprache, so dass ein Babylonisches Gewirr entstand, aber jeder durch eine entsprechende Konzeption des Theaterstückes verstanden werden konnte.

Theaterregie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1956: Der Diener zweier Herren von Carlo Goldoni
  • 1958: Gottes Utopia von Stefan Andres
  • 1959: Die Stühle von Eugène Ionesco
  • 1960: Der neue Mieter von Eugène Ionesco
  • 1972: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von Edward Albee
  • 1979: Der Printenmann von David Wood
  • 1980: Der Erzbischof ist da von Peter Sattmann
  • 1981: Pinocchio von G.A. Werth
  • 1982: Bericht für eine Akademie von Franz Kafka.
  • 1989: Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird von Peter Weiss – Regie
  • 1991: Konditorei Myriam von Ivan Klima (mit Theater Bohème und Stiehlbruch Theater) im Theater99 Aachen
  • 1996: Comedia del Regio von Tom Witkowski (Zur Karlspreisverleihung an Königin Beatrix der Niederlande)
  • 2003: Das Narrenfest von Tom Witkowski (ein Fest für Clowns und ein Fressen für Schauspieler)

Theaterrollen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tübinger Zimmertheater

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
1958 Cliff Lewis Blick zurück im Zorn John Osborne Heinz E. Johst
1959 Jan Das Missverständnis Albert Camus Wolfgang Müller
1959 Jim D. O’Conner Die Glasmenagerie Tennessee Williams Heinz E. Johst
1959 Sprecher Korczak und die Kinder Erwin Sylvanus Wolfgang Müller
1960 Isidor Der Tugendpreis Guy de Maupassant Wolfgang Müller

Düsseldorfer Schauspielhaus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
1961 Dichter Caligula Albert Camus Jean-Pierre Ponnelle
1961 Geselle Andorra Max Frisch Reinhard Spörri
1962 Hortensio Kiss Me, Kate (Musical) mit Olive Moorefield Cole Porter Jean-Pierre Ponnelle
1963 Cinna Julius Cäsar William Shakespeare Karl-Heinz Stroux
1964 Trauerweidenwalter Dreigroschenoper Bertolt Brecht Werner Kraut
1965 Schwächlich König Heinrich IV William Shakespeare Karl-Heinz Stroux
1965 Achter Bruder Uraufführung Hunger und Durst Eugène Ionesco Karl-Heinz Stroux

Theater Krefeld/Mönchengladbach

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
1966 Jussup Der Kaukasische Kreidekreis mit Hans Ernst Jäger Bertolt Brecht Joachim Fontheim
1967 Wurm Kabale und Liebe (Luise Millerin) Friedrich Schiller Rudolf Krieg
1967 Hortensio Küss mich Kätchen Cole Porter Joachim Fontheim
1968 Mike Gerettet Edward Bond Hans Neuenfels
1968 Don Camilo Der seidene Schuh mit Elisabeth Trissenaar Paul Claudel Hans Neuenfels

Nationaltheater Mannheim

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
1969 Nada Belagerungszustand Albert Camus Andreas Gerstenberg
1969 Tybald Romeo und Julia William Shakespeare Ilo von Janko
1970 Der verräterische Würdenträger Trauung Witold Gombrowicz Ernst Dietz
1970 Don Camilo Der Seidene Schuh Paul Claudel Ernst Dietz
1970 Graf Leicester Maria Stuart Friedrich Schiller Ernst Dietz
1971 Der Bastard König Johann Friedrich Dürrenmatt Andreas Gerstenberg
1972 Stallmeister August, August, August Pavel Kohut Günter Fischer
1973 Oberon – Theseus Ein Sommernachtstraum William Shakespeare Herbert Kreppel
1974 Milo Tindle Revanche mit Buddy Elias Anthony Shaffer Paul Schalich
1975 Dr. Konrad Thoss Sturm im Wasserglas Bruno Frank Gerd Westphal
1975 Lauterbach Himmelwärts Ödön von Horváth Otto Schnelling
1975 Wurst Mockinpott Peter Weiss Alois-Michael Heigl

Staatstheater Oldenburg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
1976 Marinelli Emilia Galotti Gotthold Ephraim Lessing Gerhard Jehlen
1976 AA Emigranten Slawomir Mrozek Rudolf Plent
1977 Joxer Daly Juno und der Pfau Sean O’Casey Peter Heeg
1978 Mockinpott Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird Peter Weiss Peter Heeg
1978 Louis Die schmutzigen Hände J. Paul Sartre Otto Wilhelm
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
1979 Giovanni Bezahlt wird nicht Dario Fo Wolfgang Nitsch
1980 Der Alte Die Stühle Eugene Ionesco Wolfgang Nitsch
1981 Philinte Der Menschenfeind Hans Magnus Enzensberger Hermann Molzer
1982 Bräutigam Die Bluthochzeit mit Martha Mödl Frederico Garcia Lorca Walter Pohl
1983 Petruchio Der Widerspenstigen Zähmung Shakespeare Dieter Löbach
1983 Rotpeter Bericht für eine Akademie Franz Kafka Tom Witkowski
1983 Antonio Hohn der Angst Dario Fo Fritz Matthiae
1984 Tellheim Minna von Barnhelm Gotthold Ephraim Lessing Dieter Löbach
1985 Hermann Nicht Fisch nicht Fleisch Franz Xaver Kroetz Fritz Matthiae
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
1985 Bérenger Die Nashörner Eugene Ionesco Günther Ballhausen
1985 Oberon Ein Sommernachtstraum Shakespeare Imo Moszkowicz
1986 Möbius Die Physiker Friedrich Dürrenmatt Hans Dieter Schwarze
1987 Chor Manuel Die Braut von Messina Friedrich Schiller Hansgünther Heyme
1987 Sergeant Cromwell Cristoph Hein Hansgünther Heyme

Grenzlandtheater Aachen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Rolle Theaterstück Autor Regie
2002 Intendant Casablanca Ulf Dietrich Manfred Langner
2006 Graham Die heilige Johanna der Schlachthöfe Bertolt Brecht Manfred Langner

Filmografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1970: ... von solchem Stoff, aus dem die Träume sind[12]
  • 1972: Mitternachtskrimi Die sechs Streichhölzer[13]

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Das Narrenfest[6](ein Fest für Clowns und ein Fressen für Schauspieler)
  • Comedia del Regio (Zur Karlspreisverleihung an Königin Beatrix der Niederlande 1996)
  • Randale und Triebe frei nach Schiller[14]
  • Die Zugvögel – Ein Fest für Europa – (Theater Konvent)
Commons: Tom Witkowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Leidenschaft für das Theater brachte das Paar zusammen. In: GrenzEcho. 7. Dezember 2011 (grenzecho.net [abgerufen am 31. März 2017]).
  2. ARD-Cronik vom 30. Dezember 1956
  3. Zimmertheater Tübingen.: Gute alte Zukunft : 50 Jahre Zimmertheater Tübingen : eine Chronik: 1958–2008. Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt, 1. Januar 2008, OCLC 890617107.
  4. Horst Mahnstein: Eine tierische Geschichte. Die grandiose Verwandlung des Mimen Tom Witkowski. In: Aachener Volkszeitung (Hrsg.): Aus dem Kulturellen Leben. Aachener Verlagsgesellschaft mbH, Aachen 18. Oktober 1983.
  5. Fachblatt der GDBA Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, 69. Jahrgang Dezember 2017, WWW buehnengenossenschaft.de
  6. a b Sabine Rother: Narrenfest: Clowns sind unglaublich eitel... aber sehr sozial. Aachener Zeitung Nr. 205 Seite 19A vom Samstag, 3. September 1994
  7. Matthias Hinrichs: Die Bühne lässt ihn niemals los. Tom Witkowski prägt die Theaterszene weiter – Darsteller und Dozent. In: Aachener Zeitung (Hrsg.): Theater Januar 2002. Aachener Verlagsgesellschaft mbH, Aachen 5. Januar 2002, S. 7.
  8. Brecht: Die Heilige Johanna der Schlachthöfe. In: Aachener Nachrichten (Hrsg.): Lokales. Aachen.
  9. European Culture Forum: Tom Witkowski. In: EU Brüssel (Hrsg.): Theater Konvent. Brüssel 2013.
  10. Der Mitmacher (Mitschnitt der Deutschen Erstaufführung) von Dürrenmatt – Jim, (Regie Dürrenmatt)
  11. Drei Männer (gesamter Film)
  12. ... von solchem Stoff, aus dem die Träume sind
  13. Die sechs Streichhölzer
  14. Gernot Geduldig: „Randale und Triebe“ Tom Witkowski und sein neues Stück. Hrsg.: Aachener Nachrichten. Kultur und Gesellschaft, Nr. 176. Zeitungsverlag Aachen, Aachen Juni 1996.