Top-Runner-Programm
Ein Top-Runner-Programm (auch: -Gesetz, -Regelung oder -Prinzip) ist ein politisches Instrument zur Steigerung der Energieeffizienz. Es sieht vor, dass zu einem bestimmten Stichtag eine Marktübersicht beispielsweise über Elektrogeräte erstellt wird. Der Verbrauch der effizientesten unter den gesichteten Geräten wird dann zum Standard für die Branche erhoben, der zu einem gewissen Zeitpunkt in der Zukunft erreicht werden muss, etwa in 5 oder 7 Jahren. Kann ein Hersteller nach Ablauf der Frist nicht die neuen Effizienzstandards erfüllen, so drohen ihm, je nach nationaler Ausgestaltung des Gesetzes, Strafzahlungen oder sogar ein Verkaufsverbot.
Beispiel Japan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Japan ist das bekannteste Land mit einer Top-Runner-Regelung und führte sie Ende der 1990er Jahre ein. Dadurch konnte Japan 16 % seiner Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen nach dem Kyoto-Protokoll erfüllen.[1] Als Beispiele für Steigerungen der Effizienz gab Greenpeace 2006 nach einem Zeitraum von 6–8 Jahren in Japan für Videorekorder eine Reduktion des Stromverbrauchs um 59 %, für Klimaanlagen um 63 % und für Computer um 83 % an.[2]
Auswirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von einer Top-Runner-Regelung profitieren neben dem Klima vor allem die Verbraucher, die geringere Stromkosten zu zahlen haben, sowie die Wirtschaft, die einen Innovationsvorsprung vor konkurrierenden Volkswirtschaften erhält.
Die höheren Innovationskosten verteuern die Geräte und auch insgesamt die Produktion des Herstellers. Ein nationales Top-Runner-Gesetz führt deshalb auf dem internationalen Markt zu einem Wettbewerbsnachteil gegenüber Ländern ohne vergleichbare Regelungen, in denen billiger produziert werden kann.[Anm. 1] Falls in diesen Ländern später wegen neuer Gesetze oder steigender Energiepreise die Nachfrage nach energiesparenden Geräten steigen sollte, kehrt sich der Effekt wegen des Innovationsvorsprungs um.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dirk Jepsen, Norbert Reintjes, Frieder Rubik, Rebecca Stecker, Florian Engel, Patrik Eisenhauer, Thomas Schomerus, Laura Spengler: Grundkonzeption eines produktbezogenen Top-Runner-Modells auf der EU-Ebene. Hrsg.: Umweltbundesamt (= Texte. Band 36/2011). Juni 2011 (umweltbundesamt.de).
- Naturvårdsverket/Swedish Environmental Protection Agency (2005): The Top Runner Program in Japan – its effectiveness and implications for the EU. (PDF; 1,0 MB) Report 5515
- Yves Käser: Untersuchung der Übertragbarkeit des japanischen Top-Runner-Programms auf die Schweiz. (PDF; 3,5 MB) Bachelorarbeit, Universität Bern (2008).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Koalition will Top-Runner-Programm. In: Das Parlament, 23. Mai 2005
- Website des Energy Conservation Center Japan zum Top-Runner-Programm (englisch)
Anmerkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Wettbewerbsnachteil reduziert sich bzw. tritt nicht ein, wenn bei der Kaufentscheidung die gesamten Lebens-Zyklus-Kosten berücksichtigt werden.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ulrich Kelber: TopRunner-Ansatz – Energiepolitische Zielsetzungen. Archiviert vom ; abgerufen am 18. August 2023 (Vortrag im Rahmen des dena-Top-Runner-Workshops am 29. Juni 2006).
- ↑ Andree Böhling: TOP RUNNER – Vorschlag für ein Energieeffizienzgesetz. Archiviert vom ; abgerufen am 18. August 2023 (Greenpeace, Vortrag im Rahmen des dena-Top-Runner-Workshops am 29. Juni 2006).