Tortola
Tortola
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Tortola | ||
Gewässer | Karibisches Meer | |
Inselgruppe | Jungferninseln | |
Geographische Lage | 18° 26′ N, 64° 38′ W | |
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Länge | 19 km | |
Breite | 5 km | |
Fläche | 55,7 km² | |
Höchste Erhebung | Mount Sage 523 m | |
Einwohner | 23.419 (2010) 420 Einw./km² | |
Hauptort | Road Town | |
Der Hauptort Road Town |
Tortola (deutsch und niederländisch Tertholen) ist mit 55,7 km² die größte Insel der Britischen Jungferninseln. Sie ist etwa 19 Kilometer lang und 5 Kilometer breit und hat 23.419 Einwohner (Stand 2010).[1] Die Hauptstadt ist Road Town an der Südküste. Die höchste Erhebung der Insel und des gesamten Archipels ist der Mount Sage mit 523 m.[2] Ein Großteil dessen Waldlandes ist als Naturschutzgebiet deklariert, das mit gut angelegten Wanderwegen erschlossen ist.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 1. Jahrhundert v. Chr. besiedelten die Arawak die Insel, sie wurden im 15. Jahrhundert n. Chr. von den Kariben unterworfen.
Am Ende desselben Jahrhunderts wurden die Europäer auf diese Insel aufmerksam, nachdem sie 1493 von Christoph Kolumbus zusammen mit der gesamten Inselgruppe der heutigen Jungferninseln entdeckt worden war.
Die Spanier versuchten mehrmals, die Inselgruppe zu besiedeln, doch die ersten dauerhaften Siedlungen waren die von Piraten wie Blackbeard oder William Kidd. Anfang des 17. Jahrhunderts ließ sich Joost van Dyke auf Tortola nieder. Er war Kapitän eines Kaperschiffs, weshalb er manchmal als Pirat bezeichnet wurde. Er baute Baumwolle und Tabak an und erbaute 1620 das Fort Recovery auf der Insel.
Die Niederlande nahmen die Insel 1621 in Besitz und gaben ihr den Namen „Tertholen“.[4] Zur Sicherung ihres neuen Kolonialbesitzes erbauten sie noch im selben Jahr Fort Tertholen, das 1640 bei einem spanischen Angriff zerstört wurde.[5] Die vertriebenen holländischen Siedler kehrten 1648 zurück und gründeten das heutige Road Town an der Road Bay als Hauptort und Verwaltungssitz.
1672 wurden Tortola und deren Nachbarinseln von den Engländern in Besitz genommen. Sie richteten hier Plantagen ein, auf denen während der nächsten 150 Jahre durch afrikanische Sklaven Zuckerrohr angebaut wurde. Als die Briten Mitte des 19. Jahrhunderts die Sklaverei abschafften, gaben die weißen Grundbesitzer den Zuckerrohranbau auf; die meisten von ihnen verließen die Britischen Jungferninseln während des dadurch verursachten wirtschaftlichen Niedergangs.
1871 erhielten die Inseln den Status einer britischen Kronkolonie, bis ihnen 1966 die innere Selbstverwaltung zugestanden wurde.
Zur Befestigung der Kolonialsitze wurden folgende Forts auf der Insel gebaut (ursprüngliche Namen, teilweise später geändert):
- 1620 Fort Recovery (niederländisch),
- 1621 Fort Tertholen (niederländisch),
- 1776 Fort Burt (britisch),
- 1794 Fort George, Fort Charlotte, Fort Shirley (alle britisch).
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die J.R. O’Neal Botanic Gardens im Zentrum von Road Town beeindrucken durch ihre exotische Pflanzenfülle.[6] Ein Rundweg passiert unter anderem einen künstlichen Wasserfall und ein Freiluftgehege für tropische Vögel. Im Tiefseehafen und am Fähranleger von Road Town ankern viele große Katamarane und Jachten, die oft für Ausflüge in die Inselwelt der Virgins gechartert werden können. In der Main Street von Road Town finden sich Geschäfte, Bars und Pubs sowie einige Häuser im Kolonialstil.
Auf Tortola stehen viele Forts bzw. deren Ruinen. An der Südküste bauten die ersten niederländischen Siedler im 17. Jahrhundert das Fort Recovery und beim Pockwood Pond kann man die Überreste von The Dungeon (18. Jahrhundert) erkunden, das als Fort der Überwachung des Schiffsverkehrs zwischen den Inseln diente. In einem seiner Kellergewölbe finden sich an den Wänden Ritzzeichnungen – wahrscheinlich von Häftlingen. Ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammen auf Fort Hill – nahe bei Road Town – die Ruine des britischen Fort George und die Reste von Fort Charlotte auf Harrigan’s Hill.
Ursprung des Namens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name leitet sich aus dem niederländischen Eiland Ter Tholen her, in Anlehnung an die gleichnamige Halbinsel in der Provinz Zeeland der südwestlichen Niederlande. Die Bezeichnung Taubeninsel bezieht sich fälschlicherweise auf das spanische tórtola, was Turteltaube bedeutet. Die Insel wurde Tertholen, New Tertholen und spanisch Santa Ana genannt, bevor unter britischer Herrschaft der Name auf Tortola geändert wurde.[4][7]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der internationale Flughafen Terrance B. Lettsome International Airport (IATA-Code: EIS) liegt auf der östlich vorgelagerten Beef Island, die über die 70 Meter lange Queen Elizabeth II Bridge mit Tortola verbunden ist.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerold Jung: ADAC Reiseführer Karibik. 5., neu bearbeitete Auflage. ADAC-Verlag, München 2003, ISBN 3-87003-698-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Our Islands. Tortola. Government of the Virgin Islands (englisch).
- Tortola. In: The British Virgin Islands. British Virgin Islands Tourist Board .
- Tortola in the British Virgin Islands. In: British Virgin Islands. Bareboats BVI, 5. Januar 2015 (englisch).
- Maps – Tortola. Detailkarte der Insel. In: British Virgin Islands Vacation. Vacation (B.V.I.) Ltd., Februar 2005 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Virgin Islands 2010 Population and Housing Census Report. (PDF; 2,52 MB) Executive Summary. Government of the Virgin Islands – Central Statistics Office, 1. Dezember 2016, S. 1, abgerufen am 2. Januar 2018 (englisch).
- ↑ Sage Mountain National Park. In: The British Virgin Islands. British Virgin Islands Tourist Board, abgerufen am 2. Januar 2018 (englisch).
- ↑ Sage Mountain National Park on Tortola BVI. Kurzbeschreibung mit Wegeskizze. In: Directory of th British Virgin Islands at ReservationsBVI.Com. Abgerufen am 2. Januar 2018 (englisch).
- ↑ a b Christoph Rella: Im Anfang war das Fort – Europäische Fortifizierungspolitik in Guinea und Westindien 1415–1815. Dissertation. Wien März 2008, S. 164, 197 und 346 (online im Hochschulschriften-Service E-Theses der Universität Wien [PDF; 7,6 MB]).
- ↑ Christoph Rella: Im Anfang war das Fort – Europäische Fortifizierungspolitik in Guinea und Westindien 1415–1815. Dissertation. Wien März 2008, S. 197 (online im Hochschulschriften-Service E-Theses der Universität Wien [PDF; 7,6 MB]).
- ↑ J.R. O’Neal Botanic Garden – Road Town. In: British Virgin Islands. Bareboats BVI, 6. Juni 2016, abgerufen am 2. Januar 2018 (englisch).
- ↑ America and West Indies: December 1697, 16–31. In: John William Fortescue (Hrsg.): Calendar of State Papers Colonial, America and West Indies. Band 16,1697–1698. London 1905, S. 61–78, Dec. 29.: 132. Absatz 5 (englisch, online auf British History Online).