Toxische Weiblichkeit

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Toxische Weiblichkeit (englisch toxic femininity) beschreibt destruktive, weibliche Verhaltensweisen, die in Abhängigkeit zum patriarchalen System stehen. In Anlehnung an die toxische Männlichkeit, die den Erhalt der Geschlechterhegemonie zum Ziel hat, resultiert die toxische Weiblichkeit aus der Anpassung an gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse.

Begriffsentstehung

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Die Bloggerin Tavi Gevinson beschreibt mit dem Begriff Girl Hate (2011) das Konkurrenzverhalten unter Frauen im Patriarchat.[1] Das Phänomen des Pick-Me-Girl (deutsch: Wähle-Mich-Mädchen) ist die sprachliche Abgrenzung von stereotypisiertem, negativ-konnotiertem Verhalten von Frauen durch Frauen.

Definition und Abgrenzung

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Es gibt keine einheitliche Definition des Begriffs. In Toxische Weiblichkeit (2024) versucht Sophia Fritz eine erste Bestimmung von toxischer Weiblichkeit, indem sie toxische Verhaltensweisen in den frauenfeindlichen Fremdbezeichnungen des guten Mädchens, der Powerfrau, der Mutti, des Opfers und der Bitch auf ihre stereotypen Grundlagen innerhalb der heteronormativen Gesellschaftsstruktur untersucht.

„Während dominanzgeprägtes Auftreten und gewaltlegitimierende Weltanschauungen als toxisch maskulin gelten, werden emotional übergriffige Verhaltensweisen nicht systemisch problematisiert und schon gar nicht als toxisch weiblich bezeichnet. So beschreibt beispiesweise der Ausdruck »alte weiße Männer« inzwischen ein bestimmtes Stereotyp, doch alte weiße Frauen werden weiterhin als Individuen gesehen, deren Eigenschaften und Denkweisen sich scheinbar zufällig überschneiden.“ (Sophia Fritz: Toxische Weiblichkeit 2024, S. 19)

„Toxische Weiblichkeit schadet in erster Linie den Frauen. Sie provoziert Manipulierbarkeit, Illoyalität, Verlogenheit, selbstausbeutendes Verhalten und Machtlosigkeit.“ (Sophia Fritz: Toxische Weiblichkeit 2024, S. 21)

Hannah McCann schlägt den Begriff der „rigiden Weiblichkeit“ vor, um das Festhalten an Geschlechterrollen zu beschreiben.

Hannah McCann kritisiert die Bestärkung von geschlechtsspezifischen Binaritäten durch die Nutzung von toxischer Männlichkeit und Weiblichkeit. Der Begriff der toxischen Weiblichkeit werde zuletzt von Männerrechtsaktivisten genutzt, um Frauen und feministische Forderungen zu diskreditieren.[2]

  • Sophia Fritz: Toxische Weiblichkeit. Hanser Verlag 2024.

Einzelnachweise

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  1. Tavi Gevinson: Rookie » Getting Over Girl Hate. 6. September 2011, abgerufen am 31. Dezember 2024 (amerikanisches Englisch).
  2. deutschlandfunkkultur.de: Verhalten sich auch Frauen toxisch? 28. Juli 2024, abgerufen am 31. Dezember 2024.