Transitus
Der Transitus (lat. Übergang, Durchgang) als musikalische Figur bezeichnet Durchgangsdissonanzen, also dissonierende Verbindungstöne zwischen konsonanten Klängen.
Der Begriff transitus ist seit Christoph Bernhard gebräuchlich. Zuvor verwendete synonyme Termini sind commissura, symblema (Joachim Burmeister) und celeritas (Gallus Dressler, Friedrich Beurhaus, Sethus Calvisius u. a.)[1].
Als rein musikalisches Kompositionsmittel dient der transitus nicht der Darstellung von Affekten und zählt also nicht zu den musikalisch-rhetorischen Figuren. Folglich findet sich in der Rhetorik kein entsprechendes Vorbild: Quintilian spricht in seiner Rhetorik zwar von transitus, meint jedoch damit keine rhetorische Figur, sondern vielmehr die reizvollen Übergänge zwischen den Teilen einer Rede.
Bei den oben genannten anderen Bezeichnungen des Durchgangs von Burmeister, Kircher und Thuringus ist mit den einzelnen Begriffen vor allem die Verbindung betont, die Verbindung von konsonanten und dissonanten Klängen. Im Unterschied dazu beschreibt der Bernhardsche Terminus transitus vorwiegend die Art und Weise, wie diese Verbindung entsteht: „Transitus [...] ist, wenn zwischen zweyen guten Noten eine Falsche im nächsten Intervallo ist“.[2] Bernhard unterscheidet drei Arten des Durchgangs: Den Transitus (später Transitus regularis) als Durchgangsdissonanz auf unbetonter Taktposition, den Quasi Transitus (später Transitus irregularis) auf betonter Taktposition und den Transitus inversus (später Quasitransitus) – im Stile Recitativo – als wider die Regeln des transitus angeschlagene Dissonanz.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heinz von Loesch. Musica – Musica practica – Musica poetica // Deutsche Musiktheorie des 15. bis 17. Jahrhunderts. T.1: Von Paumann bis Calvisius. Darmstadt, 2003, S. 224.
- ↑ Christoph Bernhard: Ausführlicher Bericht vom Gebrauche der Con- und Dissonanzen. Caput XII. Vom Transitu (Edition Bernhard Lang) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dietrich Bartel: Handbuch der musikalischen Figuren. Laaber, 1985.
- Peter Cahn: Transitus. In: Handwörterbuch der musikalischen Terminologie. Bd. 6, hrsg. von Hans Heinrich Eggebrecht und Albrecht Riethmüller, Schriftleitung Markus Bandur, Steiner, Stuttgart 1972–2006 (online).