Bahnstrecke Schwartau Waldhalle–Lübeck-Travemünde Strand

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Schwartau Waldhalle–Lübeck-Travemünde Strand
Streckennummer (DB):1113
Kursbuchstrecke (DB):104
Kursbuchstrecke:103 (1934)
118g (1946)
Streckenlänge:15,612 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Minimaler Radius:265 m
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Zweigleisigkeit:Schwartau Waldhalle–Lübeck-Kücknitz
Strecke
von Lübeck Hbf
Blockstelle
4,699 Schwartau Waldhalle (Abzw) m
Abzweig geradeaus und nach links
nach Puttgarden
ehemaliger Bahnhof
5,610 Schwartau-Waldhalle
Brücke über Wasserlauf
6,621 Schwartau (18 m)
Bahnhof
8,204 Lübeck-Dänischburg m
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Lübeck-Dänischburg Gbf (Uferbahn)
Brücke
9,671 Bundesautobahn 226 (83 m)
ehemaliger Bahnhof
11,840 Lübeck-Kücknitz
Blockstelle
12,548 Lübeck-Kücknitz (Abzw)
Brücke
13,133 Bundesstraße 75 (136 m)
Abzweig geradeaus und nach links
nach Lübeck Skandinavienkai (Hafenbahn)
Haltepunkt / Haltestelle
13,901 Lübeck-Kücknitz Roter Hahn 21 m
Kreuzung geradeaus oben
14,182 Lübeck Skandinavienkai–Lübeck-Kücknitz
ehemaliger Bahnhof
15,700 Lübeck-Pöppendorf
Verschwenkung von links (Strecke außer Betrieb)Verschwenkung von rechts
(Neutrassierung 2005)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)Strecke
17,850 Lübeck-Travemünde Skandinavienkai
Strecke (außer Betrieb)Haltepunkt / Haltestelle
17,905 Lübeck-Travemünde Skandinavienkai m
Verschwenkung nach links (Strecke außer Betrieb)Verschwenkung nach rechts
Kilometer-Wechsel
17,942
18,250
Fehllänge 308 m
Abzweig geradeaus und ehemals von rechts
vom Skandinavienkai
Haltepunkt / Haltestelle
19,634 Lübeck-Travemünde Hafen (früher Bf) m
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
nach Niendorf (Ostsee)
Haltepunkt / Haltestelle Streckenende
20,619 Lübeck-Travemünde Strand (früher Bf) m

Quellen: [1][2][3][4]

Die Bahnstrecke Schwartau Waldhalle–Lübeck-Travemünde Strand ist eine teilweise zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn in Schleswig-Holstein. Sie dient vor allem dem Zubringerverkehr zum Travemünder Ostseestrand und zu den Ostseefähren am Skandinavienkai sowie dem innerstädtischen Lübecker Verkehr.

Streckenbeschreibung

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Uhrenturm am Trave­münder Strandbahnhof von Fritz Klingholz

Die Bahnstrecke zweigt nördlich des Lübecker Hauptbahnhofs an der Abzweigstelle Schwartau Waldhalle von der Bahnstrecke Lübeck–Puttgarden ab und verläuft unmittelbar am linken Traveufer bis Lübeck-Dänischburg. Danach zweigt eine Güterbahnstrecke zum Containerterminal der Firma Lehmann und zum Seelandkai der Lübecker Hafengesellschaft ab. Nach Überquerung der Autobahn A 226 und der Bundesstraße 75 folgt vor dem Haltepunkt Lübeck-Kücknitz der Abzweig zum KV-Terminal Baltic Rail Gate und dem vorgelagerten Bezirksbahnhof Lübeck Skandinavienkai der Lübecker Hafenbahn am Travemünder Skandinavienkai. Die Strecke verläuft dann zunächst neben der Travemünder Landstraße und anschließend entlang der Hafengrenze des Skandinavienkais. Der Haltepunkt Lübeck-Travemünde Skandinavienkai am nördlichen Rand der Kaianlagen bedient zugleich das Wohngebiet des Pommernzentrums am Rönnauer Weg. Nach Erreichen des Travemünder Stadtgebiets folgt nach einem Bahnübergang über den vielbefahrenen Gneversdorfer Weg der Bahnhof Lübeck-Travemünde Hafen in der Nähe des Ortszentrums. Hier bestand früher ein Abzweig über Brodten nach Niendorf (Ostsee). Endpunkt der Strecke ist der Kopfbahnhof Lübeck-Travemünde Strand, der sich im Kurviertel befindet.

Streckennummern

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Die im Personenverkehr befahrene Strecke nach Lübeck-Travemünde Strand hat die Nummer 1113, während die im Güterverkehr befahrenen Strecken zum Lehmann-Containerterminal und zum LHG-Seelandkai in Herrenwyk (früher: zum Hochofenwerk Lübeck) sowie zum Skandinavienkai die Streckennummern 1115 und 1117 haben.

Uhrenturm des Travemünder Strandbahnhofes
Bahnhof Travemünde Hafen
Ehemaliger Bahnsteig in Dänischburg (2009)
Bad Schwartauer Waldhalle
Bad Schwartaus einstiger Bahnhof Waldhalle
Containerbrücken des Terminals an der Untertrave zur Bahnverladung über den Abzweig zum früheren Stahlwerk hinter der abgerissenen Herrenbrücke

Die Strecke wurde am 1. August 1882 unter Walther Brecht, Direktor der Lübeck-Büchener-Eisenbahn-Gesellschaft (LBE), eröffnet und am 1. Juli 1898 vom heutigen Bahnhof Lübeck-Travemünde Hafen nach Lübeck-Travemünde Strand verlängert. Der stark anwachsende Ausflugsverkehr nach Travemünde erforderte 1911 einen neuen Strandbahnhof, der nach Plänen von Fritz Klingholz im Jugendstil erbaut wurde. Als Besonderheit erhielt er einen bis zum Badestrand sichtbaren Uhrturm, der auf einer großen Anzeige die Abfahrtzeit des nächsten Zuges nach Lübeck Hauptbahnhof zeigt.

1913 entstand eine knapp fünf Kilometer lange Stichstrecke von Lübeck-Travemünde Hafen nach Niendorf (Ostsee), um diesen Ort für Touristen leichter erreichbar zu machen.

Bis zur Verstaatlichung durch die Deutsche Reichsbahn am 1. Januar 1938 ging die Verantwortung für den Betrieb von der LBE an sie über. Die LBE, die schon in den 1930er Jahren die Strecke mit hochwertigen Doppelstockwagen befuhr, führte den markanten Werbespruch „Hamburg, Lübeck, Travemünde – Aus dem Häusermeer an die See“ ein.

Vor dem Zweiten Weltkrieg stand die Strecke unter der Hoheit der Reichsbahndirektion Schwerin. Später übernahm die Deutsche Bundesbahn den Betrieb.

Zum 29. September 1974 wurde die Strecke zwischen Lübeck-Travemünde Hafen und Niendorf stillgelegt. In den 1990er Jahren wurde der Haltepunkt Schwartau-Waldhalle aufgelassen.

2004 wurde in der Nähe der Fähranleger nach Schweden und Finnland der Haltepunkt Lübeck-Travemünde Skandinavienkai eingerichtet, da der vorher für den Fährverkehr genutzte Hafenbahnhof zu weit entfernt lag. 2006–2007 wurde jedoch der Skandinavienkai in großem Umfang um Hafenflächen und Gewerbegebiete für hafennahe Betriebe und Logistikunternehmen erweitert. Dazu musste 2005 die Bahnstrecke auf anderthalb Kilometer Länge mehrere hundert Meter westwärts verlegt werden, so dass sie jetzt neben der Ivendorfer Landstraße verläuft. Zudem wurde ein neues Gebäude für das Hafenterminal errichtet, das etwa einen Kilometer südlich des abgerissenen alten liegt. Damit hat der neue Haltepunkt keinen fußläufigen Zugang zum Skandinavienkai mehr. Passagiere, die mit dem Zug anreisen, müssen in den Bus umsteigen, um die Schiffe zu erreichen.

Am 23. Mai 2006 wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten der neu gestaltete historische Strandbahnhof wieder neu eröffnet. In diesem Zuge wurde die bis dahin defekte Turmuhr wieder in Betrieb genommen.[5] Im April 2016 war der Anzeiger wieder außer Betrieb. Bis Juli 2016 wurde er instand gesetzt.

2007 begannen Arbeiten, die Strecke als Fortsetzung der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck zu elektrifizieren. Die Elektrifizierung wurde im Dezember 2008 abgeschlossen. Güterzüge fahren seitdem ohne Lokwechsel in den Raum Hamburg.

Im Juli 2010 wurde der zweigleisige Ausbauabschnitt zwischen Schwartau Waldhalle und Kücknitz in Betrieb genommen[6]; hierzu mussten vier Brücken neu errichtet werden.

Seit dem 14. Dezember 2014 wird die Bahnstation Dänischburg unter dem Namen Lübeck-Dänischburg IKEA im Personenverkehr wieder bedient; die Betriebsstelle wird weiterhin als Lübeck-Dänischburg geführt.[7] Der 1986 nach der Schließung des Villeroy-&-Boch-Werks aufgegebene Halt wurde reaktiviert, nachdem auf dem früheren Werksgelände das Einkaufszentrum LUV-Center mit 400.000 m² Verkaufsfläche entstanden war. Die Umbenennung geht darauf zurück, dass das im Einkaufszentrum gelegene IKEA-Möbelhaus in einer Public-private-Partnership mit etwa fünf Millionen Euro die gesamten Kosten der Baumaßnahmen übernommen hatte.[8]

Fahrzeugeinsatz

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Ab Mai 1936 setzte die LBE Stromlinien-Schnellzüge mit Doppelstockwagen auf der Verbindung Hamburg Hbf–Lübeck-Travemünde Strand ein, die weltweit Aufsehen erregten. Sie waren bereits damals als Wendezüge mit Steuerwagen, automatischen Scharfenberg-Kupplungen sowie als Zweier-Einheiten mit einem gemeinsamen Jakobsdrehgestell ausgestattet. Die acht Doppelstockwagen wurden von den Firmen WUMAG und Linke-Hofmann geliefert. Planmäßig mit dem Zug verwendet wurde eine Schnellfahr-Tender-Dampflokomotive mit Stromlinienverkleidung, die vom anderen Zugende aus vom Triebfahrzeugführer ferngesteuert werden konnte.

Die LBE-Doppelstockwagen boten einen für die damalige Zeit großen Komfort, beispielsweise gepolsterte Sitze in der 3. Klasse. Größeres Gepäck wurde beim Einsteigen von Pagen in Empfang genommen, im Gepäckabteil verstaut und beim Verlassen des Wagens wieder ausgeliefert.

Die Deutsche Bundesbahn setzte besonders in den 1960er und 1970er Jahren im Regionalverkehr nach Hamburg mit DB-Baureihe V 200.0 bespannte Wendezüge ein. Im Nahverkehr nach Lübeck wurden lange Zeit Diesellokomotiven der DB-Baureihe V 100 mit dreiachsigen Umbau-Wagen mit Eilzugsteuerwagen der Bauart Eilzugwagen eingesetzt.

Im Personenverkehr wurden bis zur Aufnahme des elektrischen Betriebes am 13./14. Dezember 2008 Diesellokomotiven eingesetzt. So kamen an den Sommerwochenenden bis zu siebenteilige Doppelstock-Wendezüge mit Diesellokomotiven der DB-Baureihe 218 zum Einsatz. In der nachfrageschwachen Zeit wurden die Züge mit Dieseltriebwagen der DB-Baureihe 628 gefahren. Mit der Elektrifizierung ersetzten Loks der Baureihe 112 die Diesellokomotiven.

Der Güterverkehr wurde mit Diesellokomotiven der DB-Baureihe 232 durchgeführt.

Die Verbindung wird gegenwärtig von der DB Regio Schleswig-Holstein werktags im Stundentakt mit Regionalexpress-Zügen der Linie RE 8 bedient, die zwischen Hamburg Hbf und Lübeck-Travemünde Strand verkehren und mit den Stadler KISS gefahren werden.

Am 25. April 2021 soll GSM-R auf der Strecke in Betrieb gehen.[9]

Commons: Bahnstrecke Lübeck–Lübeck-Travemünde Strand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB InfraGO AG, abgerufen am 20. April 2024.
  2. Geo-Brücke (Stand 01/2019) (Memento vom 29. November 2023 im Internet Archive; ZIP-Datei). Geoinformationen zu Brücken des Schienenverkehrsnetzes. DB Netz AG, 20. März 2020.
  3. Eisenbahnatlas Deutschland. 11. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2020, ISBN 978-3-89494-149-9.
  4. Amtliches Bahnhofsverzeichnis 1944 der Deutschen Reichsbahn, der Böhmisch-Mährischen Bahnen, der Privatbahnen sowie der Kleinbahnen mit Güterverkehr und der Ostbahn. Deutsche Reichsbahn, 1. Juni 1944 (wiki-de.genealogy.net).
  5. Projekt: Historischer Zugabfahrtanzeiger Bahnhof Travemünde-Strand (Memento vom 30. Juni 2015 im Internet Archive)
  6. Deutscher Bundestag (Hrsg.): Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2011. Unterrichtung durch die Bundesregierung (= Drucksache. Nr. 17/12230). Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, 25. Januar 2013, ISSN 0722-8333, S. 121–122 (bundestag.de [PDF; abgerufen am 14. Februar 2013]).
  7. Übersicht der Betriebsstellen und deren Abkürzungen (XLSX). DB InfraGO AG, 1. April 2024, abgerufen am 20. April 2024.
  8. Schleswig-Holsteinischer Landtag: Reaktivierung von Bahnstrecken in Schleswig-Holstein. Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Christopher Vogt (FDP). Landtagsdrucksache 18/2663 vom 6. Februar 2015. Online bei kleineanfragen.de.
  9. Inbetriebnahme GSM-R auf der Strecke 1113 am 25.04.2021. In: dbnetze.com. DB Netz, 8. April 2021, abgerufen am 8. April 2021.