Trense von Großörner
Koordinaten: 51° 37′ 0″ N, 11° 29′ 24″ O
Trense von Großörner | ||
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Lage | Sachsen-Anhalt, Deutschland | |
Fundort | Großörner Ortsausgang nach Hettstedt | |
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Wann | Späte Völkerwanderungszeit (um 500 n. Chr.) (Reich der Thüringer) | |
Wo | Großörner, Mansfelder Land/Sachsen-Anhalt | |
ausgestellt | Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle), Sammlung |
Die Trense von Großörner, eine Pferdetrense reiternomadischer Provenienz erwies sich als die kostbarste Grabbeigabe in einem Elitegrab von Großörner im Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt. Die Trense lag zusammen mit anderen wertvollen Grabbeigaben in dem altthüringischen Knabengrab von Großörner. Das Elitegrab wurde im Jahr 1936 bei der Ausgrabung eines kleinen Körpergräberfeldes einer germanischen Elite aus der späten Völkerwanderungszeit entdeckt. Die Funde in Großörner wurden vom Landesmuseum Halle untersucht. Die außerordentlich wertvolle Trense wird in die späte Völkerwanderungszeit (um 500 n. Chr.) datiert.
Die hervorragende Grabbeigabe gab Anlass, den bestatteten Knaben mit der Königssippe der Thüringer in Verbindung zu bringen. Die reiche, schon im sechsten Jahrhundert beraubte Bestattung wird als Elitegrab ersten Ranges eingestuft.
Fundbeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Pferdetrense reiternomadischer Provenienz ist die kostbarste der Völkerwanderungszeit in Europa. Die Knebeltrense besteht aus einem Gebissteil aus Eisen und tauschiertem Silber in Niello-Technik. Die Knebel der Trense, die sich im Pferdemaul befinden, waren aus organischem Material gefertigt und seitlich mit geriefelten Goldhülsen umkleidet. Am Ende der seitlichen Knebelstangen befanden sich ursprünglich vier Goldknöpfe mit Almandinen aus Sri Lanka, die in Cloisonné-Technik als Plättchen auf geriefelter Goldfolie eingearbeitet wurden. Lediglich zwei der kostbaren Knopfenden sind noch erhalten. Deutliche Abnutzungsspuren an der Trense zeigen, dass sie vor der Beigabe ins Grab viel in Gebrauch gewesen ist.
Silbertauschierung, gerippte Hülsen aus Gold über den eisernen Seitenstangen, die Almandine in den Endknöpfen der Seitenstangen und silberne Riemenzwingen für die Zügel bezeugen den außerordentlichen Status des Besitzers. Aus dem hochrangigen Fürstengrab von Krefeld-Gellep aus Gelduba zur Merowingerzeit liegt eine ähnliche Trense vor, deren kostbare Verzierung allerdings 'nur' silberne gerippten Hülsen und Almandine aufweist.
„Prinzengrab von Großörner“ (Befund 19)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Knabengrab in einer hölzernen Grabkammer – mit einem Umfang von 2,80 mal 3,06 Metern bei einer Tiefe von 2,70 Metern – enthielt trotz Beraubung noch außergewöhnliche Grabbeigaben. Ein goldener Kolbenarmring, Silberknöpfe und die äußerst kostbare Pferdetrense reiternomadischer Provenienz lassen in dem bestatteten Knaben einen Angehörigen der altthüringischen Königsfamilie vermuten. In zwei Grabgruben neben dem Knabengrab waren drei Reitpferde und zwei Jagdhunde begraben. Ein weiteres Grab mit einem Pferd und einem Hund lag in der Nähe.
Kolbenarmring reiternomadischer Provenienz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kolbenarmring vor allem stellt das altthüringische Prinzengrab zu den herausragenden Elitegräbern Europas mit reiternomadischer Provenienz.[1]
Gräberfeld von Großörner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ,Adels-Nekropole auf dem Gebiet der Thüringer enthielt 20 Körperbestattungen sowie fünf Tiergräber mit insgesamt sieben Pferden und fünf Hunden.[2]
Altthüringisches Elitegrab (Befund 1)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das zweite Elitegrab mit einer hölzernen Grabkammer mit einem Umfang von 4 mal 4,5 Metern bei einer Tiefe von 1,40 Metern enthielt trotz der antiken Beraubung noch Grabbeigaben eines Elite-Kriegers ersten Ranges. Darunter befand sich Goldbrokat, was zu dieser Zeit im Barbaricum nachweislich den königlichen Geschlechtern der germanischen Elite Europas vorbehalten war.
Deutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein ,Prinz` der Altthüringer wurde in einer hölzernen Kammer mit prunkvollen Grabbeigaben beigesetzt. Seine Pferde und Hunde wurden mit ihm bestattet. Neben einem goldenen Handgelenkring reiternomadischer Provenienz stellt die Pferdetrense das wertvollste Stück dieser Art aus der späten Völkerwanderungszeit dar.
Ausstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die hervorragende Trense – aus Gold, Almandin und Silber mit Tauschierung, Niello- und Cloisonné-Technik eingearbeitet – ist Teil der Sammlung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Tournai, Pouan, Wolfsheim, Fürst, Blučina, Apahida und Mezőbánd (in Ungarn).
- ↑ Vgl. Günter Behm-Blancke: Gesellschaft und Kunst der Germanen. Die Thüringer und ihre Welt. Verlag der Kunst, Dresden 1973, S. 114 ff; vgl. Berthold Schmidt: Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland. Katalog (Nord- und Ostteil). (=Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 29). Berlin 1975, S. 75–80, Tafel 177; vgl. Berthold Schmidt: Großörner. In: Joachim Herrmann et al. (Hrsg.): Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik Band 2. 1989, S. 555–557.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Behrens: Ur- und frühgeschichtliche Goldfunde im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (S.). Kreuz, Halle (Saale) 1963, S. 36–37.
- Peter Donat: Die Adelsgräber von Großörner und Stößen und das Problem der Qualitätsgruppe D merowingerzeitlicher Grabausstattungen. In: Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte 72. Halle an der Saale 1989, S. 185–204.
- Berthold Schmidt: Thüringische Hochadelsgräber der späten Völkerwanderungszeit. In: Peter Grimm (Hrsg.): Varia Archaeologica. Wilhelm Unverzagt zum 70. Geburtstag dargebracht, Schrift. Sektion Vor- und Frühgeschichte 16. Berlin 1964, S. 195–213.
- Berthold Schmidt: Die Thüringer. In: Bruno Krüger (Hrsg.): Die Germanen. Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa. Ein Handbuch in zwei Bänden. Berlin 1986, S. 502–548.
- Berthold Schmidt: Das Königreich der Thüringer und seine Provinzen. In: Wilfried Menghin, Tobias Springer, Egon Wamers (Hrsg.): Germanen, Hunnen und Awaren. Schätze der Völkerwanderungszeit. Nürnberg 1987, S. 471–512.
- Berthold Schmidt: Das Königreich der Thüringer und seine Eingliederung in das Frankenreich. In: Die Franken. Wegbereiter Europas. Mainz 1996, S. 285–297.
- Berthold Schmidt, Jan Bemmann: Körperbestattungen der jüngeren Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit Mitteldeutschlands. Katalog. (=Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 61). Halle an der Saale 2008.
- Heiko Steuer: Großörner. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 13, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016315-2, S. 85 f. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online).