Trent Park

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Trent Park House

Trent Park ist ein herrschaftliches Anwesen nördlich von London, das im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager für deutsche und italienische Generäle und Stabsoffiziere benutzt wurde.

Geschichte des Geländes

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Heinrich IV. hatte in Enfield die Enfield Chase als Jagdrevier genutzt. 1777 beschloss das Parlament, den Bannforst aufzulösen und das bereits teilweise überbaute Gelände einzuhegen. William Chambers erwarb einen Teil des Parks und ließ ein Jagdhaus zu einer Villa namens Trent Place umbauen, das Francis Bevan deutlich erweitern ließ und nun Trent Park House nannte. 1909 erwarb Edward Sassoon aus der Familie Sassoon das Gelände mit der inzwischen stattlich, wenn auch stillos erweiterten Villa[1] und ließ es durch Philip Tilden noch einmal vergrößern. Der Garten wurde zum Teil durch Norah Lindsay gestaltet, die eng mit Philipp Sassoon befreundet war.

Deutsche Offiziere in alliierter Gefangenschaft, hintere Reihe v. l. n. r. Oberleutnant Erdmann von Glasow, Major Ulrich Boes, Leutnant Klaus Hubbuch, Rudolf Buhse, Oberst Erich Schmidt, Oberst Gebhard Borcherdt; vordere Reihe v. l. n. r. Oberst Horst Egersdorf, Ludwig Crüwell, Hans-Jürgen von Arnim, Paul Meixner, Generalmajor Heinrich-Hermann von Hülsen; November 1943

Nach dem Tod von Philipp Sassoon wurde Trent Park von der britischen Regierung als Speziallager für hochrangige Kriegsgefangene genutzt. Die Räume wurden vom britischen Geheimdienst abgehört. Man vermutete, dass die untergebrachten Offiziere in der entspannten Atmosphäre dieses Lagers beginnen würden, Kriegserfahrungen auszutauschen. Oft wurden hochrangige Offiziere zusammengebracht, von denen der britische Geheimdienst wusste, dass sie unterschiedliche Ansichten zu grundlegenden Fragen vertraten. Die Diskussionen boten reichhaltiges Material für die geheimdienstliche Auswertung.

1942 waren zunächst nur General der Panzertruppe Ludwig Crüwell (vom 26. August 1942 bis 16. Juni 1944[2]) und General der Panzertruppe Wilhelm Ritter von Thoma (vom 20. November 1942 bis Oktober 1945[2]) im Lager untergebracht, die in Nordafrika in Gefangenschaft geraten waren. Während Thoma dem Nazi-Regime kritisch gegenüberstand, hielt Crüwell die Haltung Thomas für defätistisch. Hieraus ergaben sich Dispute, die zu einer Gruppenbildung der Inhaftierten führte und für die geheimdienstliche Auswertung wichtig waren.

Deutsche Offiziere in Trent Park, hintere Reihe v. l. n. r. Otto Elfeldt, Ferdinand Heim, Gerhard Bassenge; vordere Reihe v. l. n. r. Friedrich von Broich, Heinrich Eberbach, Georg Neuffer, Oberst Hans Reimann; November 1944

Ab Mai 1943 kamen immer mehr hochrangige Offiziere – zunächst hauptsächlich aus Nordafrika – in dieses Lager. So wurde der am 12. Mai 1943 in Tunis in Gefangenschaft geratene Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim, zuvor Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika, am 16. Mai 1943 nach Trent Park gebracht und blieb dort bis 16. Juni 1944.[2] Auch von Arnims Adjutant, Oberleutnant von Glasow, kam nach Trent Park.

Von August 1942 bis zum Oktober 1945 sind insgesamt 84 deutsche Generäle in Trent Park gefangen gehalten worden. Als einziger Offizier der SS war Kurt Meyer, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS, im Lager.

Deutsche Offiziere in Trent Park, hintere Reihe v. l. n. r. Dietrich von Choltitz, Gerhard Wilck, Hermann-Bernhard Ramcke, Kurt Eberding, Eberhard Wildermuth, vordere Reihe v. l. n. r. Rüdiger von Heyking, Karl-Wilhelm von Schlieben, Wilhelm Daser, November 1944

Unter anderem wurden neben den oben schon genannten folgende hochrangige Offiziere in Trent Park festgehalten:

Die Secret Listeners

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Das Combined Services Detailed Interrogation Centre (CSDIC) bildete die Abhörkräfte aus, darunter auch deutsche Emigranten, denn zum Abhören der Gespräche waren umfassende Deutschkenntnisse erforderlich. Diese brachten vor allem deutsche Juden mit, die vor den Nazis nach England geflohen waren. Diese Secret Listeners, vermutlich insgesamt etwa 100 Personen, arbeiteten in Trent Park im sogenannten „M-Raum“[3], in dem sich auch die meist aus den USA stammenden Abhör- und Aufzeichnungsgeräte befanden.[4] Der letzte überlebende Secret Listener war der 1919 in Berlin geborene Fritz Lustig († 2017)[5]. Er kam 1939 mit einem der letzten Kindertransporte nach England und wurde bald darauf als Enemy Alien interniert. Nach dem englischen Kriegseintritt meldete er sich als Freiwilliger zur British Army und wechselte nach einer kurzen Pionier-Ausbildung zum CSDIC, das ihn in Trent Park einsetzte. Fritz Lustig gehörte zu den aktiven Unterstützern der „Save Trent Park Campaign“, die in Trent Park ein Museum in Erinnerung an die „Secret Listeners“ einrichten wollte.[6]

Vergleichbare Lager

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  • Zur Internierung deutscher Atomwissenschaftler wurde in Farm Hall bei Cambridge im Rahmen der Operation Epsilon ein vergleichbares Lager eingerichtet, in dem die Wissenschaftler ebenfalls abgehört wurden.
  • In der Londoner Beltane School waren bis zu 250 deutsche Wissenschaftler und Technologieexperten interniert[7], die 1945 und 1946 aus Deutschland nach England gebracht worden waren. Das Lager hatte bis zu 44 Mitarbeiter und wurde 1947 nach Hampstead (London) verlegt.

Weitere bekannte Personen (Auswahl)

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Heutige Nutzung

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1947 wurde in dem Landhaus das Trent Park Training College zur Lehrerausbildung eingerichtet. Daraus entstand 1974 das Middlesex Polytechnic und 1992 Middlesex University[9]. Das Herrenhaus steht seit 1987 unter Denkmalschutz (Grade 2)[10]. Bis 2012 war es Teil der Middlesex University, 2017 wurde das von der Berkeley Group erworbene Gelände zur Wohnbebauung freigegeben und die Universitätsgebäude abgerissen. Die Einrichtung eines Museums ist geplant, das im Juni 2025 eröffnet werden soll.[11] Der Park ist seit 1973 öffentlich zugänglich.

Einzelnachweise

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  1. Historic England, https://historicengland.org.uk/listing/the-list/list-entry/1000484
  2. a b c d e f g h i j k l Tobias Seidl: Führerpersönlichkeiten: Deutungen und Interpretationen deutscher Wehrmachtgeneräle in britischer Kriegsgefangenschaft. Verlag Ferdinand Schöningh, 2012, ISBN 978-3-657-77382-4, S. 28 (google.de [abgerufen am 8. Mai 2020]).
  3. Das „M“ stand für microphone = Mikrofon. Vergleiche auch: Helen Fry: The M Room: Secret Listeners who Bugged the Nazis in WW2 (Memento des Originals vom 2. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.helen-fry.com
  4. The Nazi prisoners bugged by Germans, BBC News, 18. Januar 2013
  5. Fritz Lustig obituary The Guardian, 27. Dezember 2017, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  6. Save Trent Park Campaign Die Seite enthält mehrere Links zur aktuellen Situation, denn Trent Park soll möglicherweise in Luxuswohnungen umgewidmet werden. Über diesen Konflikt berichtete im April 2016 die BBC unter dem Titel ‚Last chance‘ for museum of secret listeners, wobei Trent Park als „As important as Bletchley Park“ gerühmt wurde. Die aktuellen Pläne der Investoren sind auf der Seite Trent Park Home einsehbar. Sie enthalten auch Pläne für ein kombiniertes Museum und Cafe auf ca. 980 m², doch welche Schwerpunkte dieses Museum haben soll, wird nicht näher ausgeführt.
  7. German prisoners helped UK firms with their expertise (Memento des Originals vom 13. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wimbledonsociety.org.uk
  8. a b Helen Fry: The Walls Have Ears: The Greatest Intelligence Operation of World War II. Yale University Press, 2019, ISBN 978-0-300-23860-0, S. 131 (google.de [abgerufen am 8. Mai 2020]).
  9. Historic England, https://historicengland.org.uk/listing/the-list/list-entry/1000484
  10. List Entry Number 1000484
  11. https://www.trentparkhouse.org.uk/ Englische Internetseite

Koordinaten: 51° 39′ 36″ N, 0° 8′ 4″ W