Trichotomie
Trichotomie (griechisch trichotomía „Dreiteilung“, zu tricha „dreifach“ und tomē „Schnitt“) bezeichnet allgemein eine Dreiteilung.[1] Dieser Begriff steht in einer Reihe mit Dichotomie (wörtlich „Zweiteilung“) und Polytomie (wörtlich „Vielteilung“).
Ein anderes, gleichlautendes Wort hat die Bedeutung „Haarspalterei“, „Spitzfindigkeit“.[2] Dieses veraltete Wort Trichotomie enthält als Vorderglied griechisch thrix (Genitiv trichós) „Haar“ und bedeutet wörtlich „Haarteilung“.[3]
Mathematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Mathematik ist die Einteilung der reellen Zahlen in positive und negative Zahlen und die Null eine Trichotomie im strengen Sinne.
Eine Verallgemeinerung davon ist die Trichotomie der Ordnung: Für reelle Zahlen a und b gilt genau eine der Beziehungen:
- a < b
- a = b
- a > b
Diese Eigenschaft gilt in jeder total geordneten Menge.[4]
Strafrecht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Rechtswissenschaft wird die aus dem französischen Recht stammende und für das kontinentaleuropäische Strafrecht typische Dreiteilung der Straftaten in Verbrechen, Vergehen und Übertretungen (crime - délit - contravention) als Trichotomie bezeichnet. An ihre Stelle ist in der Bundesrepublik Deutschland zum 1. Januar 1975 eine Dichotomie (Zweiteilung in Vergehen und Verbrechen) getreten und der Begriff ist damit dort obsolet geworden.
Christliche Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der christlichen Anthropologie bezeichnet Trichotomie eine Auffassung, wonach der Mensch durch drei Glieder konstituiert ist, die meist als Geist, Seele und Leib bezeichnet werden. In der römisch-katholischen Kirche gilt die Lehre von der Trichotomie seit dem Vierten Konzil von Konstantinopel als Häresie, insoweit sie den Geist zu einer selbständigen Substanz neben der Seele macht. Nicht alle Theologen, die von Geist, Seele und Leib reden, verstehen unter „Geist“ und „Seele“ separate Substanzen im Menschen oder meinen mit „Geist“ einen eigenständigen Seelenteil.
Die christliche Trichotomie des Menschen (Geist, Seele, Leib) ist nicht zu verwechseln mit Platons Trichotomie der Seele. Platon nahm drei Seelenteile an. Er teilte die Seele in einen vernünftigen und einen vernunftlosen Teil, wobei der letztere wieder unterteilt ist in einen „begehrenden“ und einen „mutartigen“.
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der biologischen Taxonomie, insbesondere in der Kladistik, bezeichnet Trichotomie drei nächstverwandte Kladen, von denen nicht geklärt ist, welche die Schwestergruppe der beiden übrigen ist.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duden online: Trichotomie im Sinne von „Dreiteilung“
- ↑ Duden online: Trichotomie im Sinne von „Spitzfindigkeit“
- ↑ Vgl. Duden online: Trichine, siehe Abschnitt zur Herkunft
- ↑ Guido Walz (Hrsg.): Lexikon der Mathematik. 2. Auflage. Band 5. Sed bis Zyl. Springer Spektrum, Berlin 2017, ISBN 978-3-662-53505-9, Trichotomie, S. 240, doi:10.1007/978-3-662-53506-6.