Trohe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Trohe
Gemeinde Buseck
Koordinaten: 50° 37′ N, 8° 45′ OKoordinaten: 50° 36′ 34″ N, 8° 45′ 3″ O
Höhe: 173 m ü. NHN
Fläche: 26 ha[1]
Einwohner: 773 (31. Dez. 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.973 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Eingemeindet nach: Großen-Buseck
Postleitzahl: 35418
Vorwahl: 06408

Trohe ist mit 25,9 Hektar Gemarkungsfläche und rund 770 Einwohnern der kleinste Ortsteil der Gemeinde Buseck im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort wird von der Wieseck durchflossen und grenzt im Norden an Alten-Buseck, im Osten an Großen-Buseck, im Süden an den Gießener Stadtteil Rödgen und im Westen an Wieseck (ebenfalls zu Gießen). Die ausgesprochen kleine Gemarkung ist fast vollständig bebaut. Im Norden und Osten wurde die Bebauung auf die Gemarkung von Alten-Buseck ausgeweitet.

Das Bestehen des Ortes lässt sich indirekt durch Nennung der Familie de Traha bis in das Jahr 1210 urkundlich zurückverfolgen. In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort oder die Familie unter den folgenden Bezeichnungen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Drahe (1232), Draha (1247), Draye (1333), Draehe (1378), Drawe (1387), Trahe (1432), Droe (1465) und Throe.

1340 verfügte Trohe über ein eigenes Gericht ohne Beidörfer, über dessen Ursprung allerdings nichts Näheres bekannt ist.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Trohe:

„Trohe (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 114 St. von Giessen an der Wieseck, hat 24 Häuser und 145 evangelische Einwohner. Der Ort hat 2 Mahlmühlen, womit 1 Walkmühle verbunden ist. – Eine von diesem Orte benannte Familie (oft auch von Drahe geschrieben), gehörte zu den Busecker Ganerben, und 1233 erscheint ein Eberwin von Trohe. Diese Familie beschließt 1641 mit Philipp Heinrich von Trohe, den Mannsstamm. Trohe gehörte demnach wahrscheinlich ursprünglich zum Busecker Thal, und kam durch Heimfall von demselben ab.“[3]

Überregional bekannt wurde Trohe durch die seit 1999 sechs Mal durchgeführten Troher Weihnachtslichter, die ursprünglich von der CURSOR Software AG als Marketinginstrument für den Börsengang ersonnen wurde. Das Dorf bezeichnete sich als „Welthauptstadt der Weihnachtslichter“ und spendete die Erlöse für einen guten Zweck. Im Jahr 2007 fand die Aktion zum letzten Mal statt.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Trohe zum 1. Oktober 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Großen-Buseck eingegliedert, die ihrerseits am 1. Januar 1977 durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen mit den Gemeinden Beuern und Alten-Buseck zur Gemeinde Buseck zusammengeschlossen wurde.[4][5] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Buseck wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Trohe angehört(e):[2][7][8]

Gerichte seit 1803

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Trohe das „Stadtamt Gießen“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. „Landgericht Gießen“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Trohe zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[15] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde.

Einwohnerstruktur 2011

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Trohe 1122 Einwohner. Darunter waren 48 (4,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 195 Einwohner unter 18 Jahren, 471 zwischen 18 und 49, 261 zwischen 50 und 64 und 195 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 513 Haushalten. Davon waren 162 Singlehaushalte, 162 Paare ohne Kinder und 138 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 24 Wohngemeinschaften. In 96 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 375 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
• 1577: 020 Hausgesesse[2]
• 1667: 011 Männer, ein Beisasse[2]
• 1742: 025 Untertanen, 14 Junge Mannschaften[2]
• 1806: 129 Einwohner, 25 Häuser[12]
• 1829: 145 Einwohner, 24 Häuser[3]
• 1867: 127 Einwohner, 25 Häuser[17]
Trohe: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018
Jahr  Einwohner
1791
  
118
1800
  
128
1806
  
129
1829
  
145
1834
  
131
1840
  
141
1846
  
165
1852
  
176
1858
  
189
1864
  
132
1871
  
159
1875
  
161
1885
  
167
1895
  
166
1905
  
198
1910
  
214
1925
  
251
1939
  
267
1946
  
324
1950
  
345
1956
  
363
1961
  
417
1967
  
525
1980
  
?
1990
  
?
2003
  
712
2011
  
1.122
2016
  
764
2018
  
773
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Gemeinde Buseck:[18]; Zensus 2011[16]

Historische Religionszugehörigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
• 1830: 145 evangelische (= 100 %) Einwohner[2]
• 1961: 307 evangelische (= 73,6 %), 61 katholische (= 14,6 %) Einwohner[2]

Historische Erwerbstätigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
• 1961: Erwerbspersonen: 20 Land- und Forstwirtschaft, 103 Produzierendes Gewerbe, 34 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 40 Dienstleistungen und Sonstiges.[2]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b Buseck in Zahlen In: Webauftritt der Gemeinde Buseck. Abgerufen im November 2021.
  2. a b c d e f g h i Trohe, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 282 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 286.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 256 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Buseck, abgerufen im November 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 171 (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 218 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 4 und 44, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020;.
  17. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 86 (Digisat bei google books).
  18. Einwohnerzahlen der Gemeinde Buseck (Webarchiv): 2003, ab 2016.