Kapuzinerkressen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Tropaeolaceae)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kapuzinerkressen

Kleine Kapuzinerkresse (Tropaeolum minus)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kapuzinerkressengewächse
Gattung: Kapuzinerkressen
Wissenschaftlicher Name der Familie
Tropaeolaceae
Juss. ex DC.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Tropaeolum
L.

Die Kapuzinerkressen (Tropaeolum) sind die einzige Pflanzengattung der Familie der Kapuzinerkressengewächse (Tropaeolaceae) innerhalb der Ordnung der Kreuzblütlerartigen (Brassicales). Die Große Kapuzinerkresse ist die Arzneipflanze des Jahres 2013.

Im Englischen wird die Gattung gemeinhin als „Nasturtium“ bezeichnet, wodurch es zu Verwechslungen mit der gleichnamigen Gattung der Brunnenkressen, botanisch Nasturtium, kommen kann.[1]

Es handelt sich um kletternde bis kriechende, saftige, ein- bis mehrjährige krautige Pflanzen. Die Stängel sind niederliegend oder kletternd. Manche Arten bilden Sprossknollen (Beispiel: Knollige Kapuzinerkresse). Kletternde Arten besitzen berührungsempfindliche, windende Blattstiele. Die meist wechselständigen, manchmal im unteren Bereich gegenständigen Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreite ist schildförmig, handförmig gespalten, tief gelappt bis gefiedert. Nebenblätter sind vorhanden oder fehlen.

Blüte der Großen Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Blüte der Großen Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) von der Seite. Deutlich zu sehen sind der Sporn und die freien Blütenkronblätter.

Die meist einzeln in den Blattachseln stehenden Blüten sind auffällig gefärbt, meist groß, zwittrig, zygomorph und gespornt. Der Blütenkelch besteht aus fünf Kelchblättern, von denen drei miteinander verwachsene einen langen Nektarsporn bilden. Die Blütenkrone besteht aus fünf freien, meist genagelten Kronblättern, wobei die beiden oberen kleiner als die unteren sind. Pro Blüte gibt es acht freie, fertile Staubblätter. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Der Griffel endet in einer dreilappigen Narbe oder mit drei Narben. Die Bestäubung erfolgt meist durch Insekten (Entomophilie).

Es werden Spaltfrüchte gebildet, die in je drei Nüsschen oder Steinfrüchte zerfallen. Der Embryo ist gerade mit dicken, fleischigen Keimblättern (Kotyledonen) und ohne Endosperm.

Die Benetzbarkeit der Blattoberfläche ist gering. Wasser perlt in Tropfen ab, wie es auch bei Lotosblumen beobachtet werden kann, und nimmt dabei auf der Oberfläche anhaftende Schmutzpartikel mit (Lotuseffekt).[2][3][4]

Tropaeolum ciliatum
Tropaeolum pentaphyllum
Kanarische Kapuzinerkresse (Tropaeolum peregrinum)
Tropaeolum polyphyllum
Tropaeolum tricolor
Knollige Kapuzinerkresse (Tropaeolum tuberosum)

Ursprünglich sind sie in Südamerika und Mittelamerika heimisch, dort vor allem im Gebirge von Mexiko bis Mittelchile und Argentinien. Als Zierpflanze sind manche Arten heute weltweit in gemäßigter Zone verbreitet.

Der Namensanteil Kapuziner stammt von der Form der Blüten, die den Kapuzen von Mönchskutten ähneln.[5]

Der Gattungsname Tropaeolum leitet sich vom griechischen Begriff Tropaion ab, der ein antikes Siegessymbol bezeichnete, ein Gerüst, das mit Waffen besiegter Gegner behängt war. Carl von Linné erinnerten die Form der Blätter an einen Schild und die Blüten an einen Helm.[6]

Charakteristisch für die Familie sind Senfölglykoside und Myrosinzellen, erucasäurehaltige Samenöle und Oxalatstoffwechsel, der mit dem der Kreuzblütengewächse übereinstimmt.

Etwa acht Arten werden als Zierpflanzen kultiviert, eine Art wird zu Nahrungszwecken angebaut:

  • Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus L.): Zierpflanze. Benzylsenföl der Art wirkt antibakteriell und durchblutungsfördernd, deshalb arzneiliche Nutzung. Auch zum Verzehr geeignet: junge Blätter als würzende Zutat für Salate, Blüten als essbare Verzierung, geschlossene Knospen sowie unreife Samen eingelegt in Essig und Salzlake als Kapernersatz.
  • Kanarische Kapuzinerkresse (Tropaeolum peregrinum L.): Einjährige Kletterpflanze, als Zierpflanze genutzt.
  • Knollige Kapuzinerkresse (Tropaeolum tuberosum Ruiz & Pav.): Knolle dient in Südamerika als Nahrungsmittel.

Die frühere Gattung Magallana Cav., die in Patagonien heimisch und nach Magellan benannt ist, und die Gattung Trophaeastrum Sparre werden heute in die Gattung Tropaeolum eingegliedert. Die Familie besteht dann heute nur aus der Gattung Tropaeolum mit etwa 90 Arten (Auswahl):[7]

Die Inhaltsstoffe der Kapuzinerkresse, wie zum Beispiel Senföle, wirken unter anderem gegen bestimmte Viren, Bakterien und Hefepilze. Äußerlich angewendet regen sie die Durchblutung an.[9] Die Kapuzinerkresse kann gegen Schmerzen, zur Verbesserung der Wundheilung, bei Akne,[10] bei Verdauungsstörungen sowie kombiniert mit Meerrettich gegen Blasenentzündungen und Infekte der oberen Atemwege eingesetzt werden.

Nach der 2017 aktualisierten S3-Leitlinie zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen kann der Einsatz von Arzneimitteln mit Kapuzinerkresse bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen erwogen werden.[11]

Von Wissenschaftlern der Universität Würzburg („Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“) wurde die Große Kapuzinerkresse mit Verweis auf die in ihr enthaltenen antibiotisch wirksamen Senföle zur „Arzneipflanze des Jahres 2013“ gewählt.[5]

  • Liu Quanru, Lihua Zhou: Flora of China. Bd. 11, Seite 33: Online. (englisch)
  • D. Frohne, U. Jensen: Systematik des Pflanzenreichs, 3. Aufl., 355 S., G. Fischer, Stuttgart/New York 1985.
  • Vernon Hilton Heywood: Blütenpflanzen der Welt, 336 S., Birkhäuser, Basel/Boston/Stuttgart 1978.
Commons: Kapuzinerkressengewächse (Tropaeolaceae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kapuzinerkresse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Merriam Webster Dictionary: Nasturdium (engl., aufgerufen am 23. März 2016)
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 20. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.madaus.de
  3. http://www.inspiration-natur.net/1137.html
  4. Rolf Froböse: Wenn Frösche vom Himmel fallen. Die verrücktesten Naturphänomene. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2007, S. 170. ISBN 3-527-31659-0
  5. a b Kapuzinerkresse ist Arzneipflanze des Jahres. (Memento vom 6. Februar 2013 im Internet Archive) Universität Würzburg, 30. Oktober 2012.
  6. Flora of North America: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae, Oxford University Press, 15. März 2010, S. 166.
  7. Tropaeolum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  8. Walter Erhardt u. a.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2, Seite 1795. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8001-5406-7
  9. Heinz Schilcher, Susanne Kammerer: Leitfaden Phytotherapie. Verlag Urban & Fischer, München/Jena 2003, ISBN 3-437-55341-0, S. 127.
  10. Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Sonntag-Verlag 2005, ISBN 3-8304-9097-6, S. 343.
  11. S3-Leitlinie unkomplizierte Harnwegsinfektion – Update 2017 (Interdisziplinäre S3 Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“, AWMF-Register-Nr. 043/044)