Tsutsugamushi-Fieber
Das Tsutsugamushi-Fieber (auch: Scrub Typhus oder Japanisches Flussfieber) ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Orientia tsutsugamushi (zu den Rickettsiaceae gehörend) ausgelöst wird.
Es wird durch Milben wie die namensgebende Trombicula akamushi (japanisch 恙虫 tsutsugamushi) übertragen, die zu den Trombidiformes zählen. Diese sitzen bevorzugt auf Sträuchern, worauf sich auch der Name Scrub bezieht. An der Bissstelle vermehren sich die Orientien und führen zu einer lokalen Nekrose, welche als schwarze, schorfartige Hautwunde erscheint und Eschar genannt wird. Der Eschar gilt in Asien als pathognomisch für das Tsutsugamushi-Fieber.[1]
Symptome der Krankheit sind hohes Fieber, Schüttelfrost, Hepatomegalie, Splenomegalie und Lymphadenopathie. Nach einigen Tagen kommt es bei ca. einem Drittel der Fälle zu einem Hautausschlag.[2] Basis der Symptome ist eine von den Orientien hervorgerufene generalisierte Vaskulitis. Zur spezifischen Diagnose kommt ein von Edmund Weil und Arthur Felix entwickeltes Verfahren in Frage, das auf Kreuzreaktion zwischen Rickettsien-Antikörpern und Proteus-Antigenen beruht. Die indirekte Immunfluoreszenz eignet sich zur Laborbestätigung und weist bei hohen Titern einen Kontakt des Immunsystems mit dem Erreger nach. Diverse Verfahren zum Nachweis Orientia-spezifischer Nukleinsäuresequenzen sind publiziert, die im Verbreitungsgebiet selbst jedoch oftmals aufgrund des technischen Aufwandes nicht zur Verfügung stehen.[3]
Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung, da verschiedene Erregerstämme bekannt sind, die sich im Antigenmuster unterscheiden. Zur Prophylaxe eignet sich daher der Insektenschutz. Da die Erkrankung bei einem Viertel der Patienten unbehandelt tödlich verlaufen kann, wird antibiotisch therapiert, worunter nahezu keine Todesfälle mehr auftreten.[2] Doxycyclin ist das Standardmittel, wegen Resistenzbildung muss jedoch teilweise auf andere Antibiotika ausgewichen werden.
Verbreitungsgebiet ist Asien, auch in den angrenzenden Regionen Australien und Ozeanien kann diese Infektion auftreten. Sie wird mangels Diagnosemöglichkeit in ländlichen Gegenden dort vielfach nicht erkannt. Nach dem Tōhoku-Erdbeben 2011 kam es in Japan zu einem Ausbruch der Krankheit. Im Zweiten Weltkrieg waren die Merrill’s Marauders davon betroffen.
Im September 2016 wurden erstmals drei autochthone Fälle auch auf der chilenischen Insel Chiloé beschrieben.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Burkhard Enders: Zoonosen: von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheiten. S. 302.
- Dieter Adam: Die Infektiologie. S. 908.
- Rüdiger Braun (Hrsg.): Reise- und Tropenmedizin: Kursbuch für Weiterbildung, Praxis und Beratung. S. 89.
- Rickettsial Infections and Fever, Vientiane, Laos. In: Emerging Infectious Diseases journal. CDC
- J. S. Kang, W. H. Chang: Antigenic relationship among the eight prototype and new serotype strains of Orientia tsutsugamushi revealed by monoclonal antibodies. In: Microbiology and Immunology. Band 43, Nr. 3, 1999, ISSN 0385-5600, S. 229–234, PMID 10338191.
- Nach Tsunami bedrohen Milben Japan.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Y. X. Liu, W. C. Cao, Y. Gao, J. L. Zhang, Z. Q. Yang, Z. T. Zhao, J. E. Foley: Orientia tsutsugamushi in eschars from scrub typhus patients. In: Emerging infectious diseases. Band 12, Nummer 7, Juli 2006, S. 1109–1112, doi:10.3201/eid1207.050827, PMID 16836828, PMC 3375733 (freier Volltext).
- ↑ a b Christian G. Meyer: Tropenmedizin: Infektionskrankheiten. ecomed-Storck GmbH, 2007, ISBN 978-3-609-16334-5 (google.com [abgerufen am 25. Februar 2022]).
- ↑ Kavitha Kannan, Rebecca John, Debasree Kundu, Divya Dayanand, Kundavaram P. P. Abhilash: Performance of molecular and serologic tests for the diagnosis of scrub typhus. In: PLOS Neglected Tropical Diseases. Band 14, Nr. 11, 11. Dezember 2020, ISSN 1935-2735, S. e0008747, doi:10.1371/journal.pntd.0008747, PMID 33180784, PMC 7660479 (freier Volltext).
- ↑ T. Weitzel, S. Dittrich, u. a.: Brief Report: Endemic Scrub Typhus in South America. In: N Engl J Med. 375, 2016, S. 954–961. doi:10.1056/NEJMoa1603657