Typ 99 Haftmine
Die Typ 99 Haftmine (japanisch 九九式破甲爆雷 hakobakurai) ist eine im Jahre 1939 (Kōki 2599, daher die Typbezeichnung) vom Kaiserlich Japanischen Heer entwickelte magnetische Sprengladung. Die Waffe wurde hauptsächlich als Panzernahkampfmittel verwendet; man konnte sie aber auch an jeder magnetischen Oberfläche wie z. B. Stahltüren von Bunkern anbringen.[1][2]
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Minenkörper war eine Scheibe von etwa 12 cm Durchmesser und 4 cm Dicke aus Canvas. An der Seite des Minenkörpers befanden sich vier Magnete. Der Minenkörper war mit acht Ladungen TNT gefüllt, die jeweils mit Wachspapier umhüllt waren. Das Gesamtgewicht betrug etwa 1,2 kg,[1] das Gewicht des Sprengstoffs etwa 620 g.[3] Während des Transports war der Zünder ausgebaut; der Zündgang war mit einem hölzernen Pfropfen verschlossen. Beim Einsatz musste die Waffe in direkten Kontakt mit einer metallischen Oberfläche gebracht werden, an der die Magnete hafteten. Durch einen Schlag auf den Zünderkopf wurde der Zünder aktiviert; nach einer Verzögerung von etwa 5–6 Sekunden erfolgte die Explosion.[1] Es konnten aber auch chemisch-mechanische Langzeitzünder für besondere Zwecke verwendet werden.[3]
Die Waffe durchschlug etwa 2 cm Panzerung. Zwei Haftminen konnten gekoppelt werden, indem sie gestapelt wurden, wobei die Magnete jeweils zum gegenteiligen Pol zeigten. Gekoppelte Haftminen durchschlugen etwa 3 cm Panzerung.[1]
Einsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Waffe wurde im Pazifikkrieg von der japanischen Armee gegen die Streitkräfte der Vereinigten Staaten eingesetzt. Den Japanern fehlten oft angemessene Panzerabwehrwaffen, weshalb sie auf verschiedene Panzernahkampfmittel zurückgriffen. Um einen Panzer mit der Haftmine zu bekämpfen, musste die Waffe mit der Hand direkt auf ihm platziert werden. Wurde die Waffe geworfen, prallte sie von der Panzerung ab.[2] Bei den modernen Panzern war die seitliche Panzerung aber so stark, dass die Haftminen sie oft nicht durchschlagen konnten. Eine Ablösung von Metallsplittern im Inneren ohne Durchschlag, eine Wirkung, die bei Quetschkopfgeschossen vorkommt, bestand nicht. Das primäre Ziel war daher die dünnere horizontale Panzerung, z. B. über dem Motor.[4]
Die Bekämpfung eines feindlichen Panzers mit der Haftmine war im Grunde eine Selbstmordmission. Schon die Annäherung an den Panzer wurde sehr vielen japanischen Soldaten zum Verhängnis.[2] Zumindest war durch den Zeitzünder das Überleben des Soldaten theoretisch möglich. Die gegen Kriegsende eingeführte Stoßmine war hingegen schon vom Konzept her eine Selbstmordwaffe.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leland S. Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945 - Volume 2: Weapons of the Imperial Japanese Army & Navy Ground Forces. Helion & Company, Solihull 2015, ISBN 978-1-909982-75-8 (englisch).
- Japanese infantry weapons. In: Military Intelligence Division, US-Department of War (Hrsg.): Special Series. Nr. 19, 31. Dezember 1943, OCLC 14636290 (Textarchiv – Internet Archive).
- TM–E 30–480 Handbook on japanese military Forces. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM–E 30–480. Washington D.C. 15. September 1944, OCLC 5039485 (Textarchiv – Internet Archive).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Japanese Infantry Weapons, United States War Department Dezember 1943, S. 63–67 [1]
- ↑ a b c Richard O’Neill: Suicide Squads: The Men and Machines of World War II Special Operations, Verlag Batsford, 2015, ISBN 9781849943215, S. 203 [2]
- ↑ a b MAGNETISED ANTI-TANK MINE, TYPE '99, Mai 1945
- ↑ a b Leland Ness Rikugun. Volume 2: Weapons of the Imperial Japanese Army & Navy Ground Forces Verlag Helion, 2014, ISBN 9781912174584, S. 66 [3]