Tyrischer Schekel

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Tyrischer Halbschekel von 102 v. Chr.

Der Tyrische Schekel ist eine Münze, die von 126 v. Chr. bis 19 v. Chr. in Tyros geprägt wurde. Sie war den zuvor in Tyros geprägten Tetradrachmen in Aussehen, Größe und Gewicht sehr ähnlich.[1] Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum Jüdischen Krieg, der im Jahr 70 n. Chr. endete, waren tyrische Schekel und Halbschekel (Doppeldrachmen) die am weitesten verbreiteten Silbermünzen im Heiligen Land.[2] Allerdings befanden sich die tyrischen Schekel wohl nicht im normalen Umlauf, sondern wurden ausschließlich für die Bezahlung der Tempelsteuer und als Zahlungsmittel im Jerusalemer Tempelbereich verwendet.[3] Die im gewöhnlichen Zahlungsverkehr verwendeten Silbermünzen waren beinahe ausschließlich römischen Ursprungs.[4]

Tyros wurde nach der Ermordung des Seleukiden Demetrios II. 125 v. Chr. unabhängig. Während die bis dahin in Tyros geprägten Münzen auf ihrer Vorderseite das Bild des jeweiligen Herrschers zeigen und als Tetradrachmen bezeichnet werden, zeigen sie ab diesem Zeitpunkt auf ihrer Vorderseite das Bild des Hauptgottes von Tyros, Melkart, und werden von nun an als Schekel bezeichnet.[1] Auf ihrer Rückseite steht jetzt: TYPOY IEPAΣ ΚΑΙ ΑΣΥΛOY (von Tyros, der Heiligen und Unverletzlichen).[5] Die Schekel wurden von 126 v. Chr. bis 19 v. Chr. (dem Zeitpunkt der Schließung der Münze durch die Römer) in Tyros geprägt,[6] danach bis 65 n. Chr. wahrscheinlich in Jerusalem,[6][7] was aber nicht sicher ist.[8][9]

Die tyrischen Schekel waren für ihren sehr hohen Silbergehalt (94[10] bzw. 97 %[11]) bekannt, der höher als jener anderer zeitgenössischer Münzen war. Das Gewicht des tyrischen Schekels betrug ca. 14 Gramm, das eines Halbschekels ca. 7 Gramm.[12] Als Standardgewicht der Münzen waren wohl 14,1 Gramm für den Schekel bzw. 7,1 Gramm für den Halbschekel beabsichtigt.[11] Besonders im Vergleich mit den römischen Provinzialmünzen wird der monetäre Vorteil der tyrischen Währung deutlich: Während sich die Reinheit der tyrischen Silberwährung während ihres Prägezeitraums kaum veränderte, sank der Silbergehalt einer vergleichbaren römischen Provinzialmünze im Zeitraum zwischen 100 v. Chr. und 100 n. Chr. um beinahe zwei Drittel.[13]

Die große Bedeutung des tyrischen Schekels lag darin, dass nur mit ihm die jährliche Tempelsteuer in Höhe eines halben tyrischen Schekels bezahlt werden konnte, die jeder männliche Israelit (auch in der Diaspora) vom 20. Lebensjahr an zu bezahlen hatte und die zum Unterhalt des öffentlichen Kultes am Jerusalemer Tempel diente.[3][14] Das Neue Testament berichtet in Mt 17,24-27 EU, dass auch Jesus von Nazaret die Tempelsteuer in Höhe einer Tetradrachme für sich und Simon Petrus bezahlte. Obwohl die Münzen auf der Vorderseite den tyrischen Stadtgott Melkart (dargestellt in Gestalt des Herakles) und auf der Rückseite ein Bild des ptolemäischen Adlers (der als Zeus-Symbol galt) zeigten und damit das biblische Verbot von Kultbildern und figürlichen Darstellungen (Ex 20,3-4 EU) verletzten, war der tyrische Schekel wahrscheinlich aus finanztechnischen Gründen die einzige Währung, die im Tempel akzeptiert wurde. Auffällig ist, dass es keinerlei frühjüdische Zeugnisse von einem religiös motivierten Widerstand gegen die Verwendung der tyrischen Münzen gibt. Auch die römischen Münzprägungen des Pontius Pilatus, der erstmals heidnisch-römische Kultsymbole auf judäisches Provinzialgeld prägte, scheinen nach Flavius Josephus keine jüdische Reaktion hervorgerufen zu haben. Inwieweit heidnische oder figürliche Darstellungen auf Münzen tatsächlich Anstoß in frommen jüdischen Kreisen erregten, bleibt daher fraglich.[13][15]

  1. Das Gewicht der auf der angegebenen Webseite abgebildeten Schekel reicht von 12,09 bis 14,84 Gramm, das der Halbschekel von 5,84 bis 7,09 Gramm.

Einzelnachweise

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  1. a b Tom Buijtendorp: The Tyrian shekels: overview and new unpublished coins. FORVM ANCIENT COINS, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „After Demetrius was murdered, the city Tyre became independent and started to mint autonomous shekels in a style, size and weight (c. 14 gram) very comparable to the earlier tetradrachms (fig 3-4). The head of the ruler was replaced by the laureate head of the city god Melqart facing right, continuing the beautiful style.“
  2. David Hendin: Die Münze im Maul des Fisches. In: Münzenwoche. 28. Juli 2010, abgerufen am 3. Januar 2020: „Diese große Gruppe erinnerte mich wieder daran, dass die Schekel und Halbschekel aus Tyros (gemeinsam mit ein paar seleukidischen Tetradrachmen und Didrachmen, die oft in Tyros, Sidon oder Antiocheia geprägt wurden) zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem Jüdischen Krieg gegen Rom, der im Jahr 70 n. Chr. endete, die am weitesten verbreiteten Silbermünzen im Heiligen Land waren.“
  3. a b Leo Kadman: Temple Dues and Currency in Ancient Palestine in the Light of Recent Discovered Coin-Hoards. Israel Numismatic Bulletin, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „In the middle of the first century C.E., there was only one purpose for which the exclusive use of Tyrian Shekels was prescribed: the Temple-Dues of half a Shekel, which every male Jew of 20 years of age and above had to pay yearly to the Temple at Jerusalem.“
  4. Leo Kadman: Temple Dues and Currency in Ancient Palestine in the Light of Recent Discovered Coin-Hoards. Israel Numismatic Bulletin, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „These coins, at the time when the hoard was concealed (after 53 C.E.), were not in regular currency in Palestine, where the silver coins in circulation were almost exclusively Roman or Roman Imperial.“
  5. Tom Buijtendorp: The Tyrian shekels: overview and new unpublished coins. FORVM ANCIENT COINS, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „TYPOY IEPAΣ ΚΑΙ ΑΣΥΛOY (of Tyre the holy and inviolable)“
  6. a b Gordon Franz: The Tyrian Shekel and the Temple of Jerusalem. www.biblearchaeology.org, 1. November 2006, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „These coins were minted in Tyre between 126/125 BC and 19/18 BC. After the Roman government closed the Tyre mint, these coins continued to be minted at an unknown mint, probably in or near Jerusalem, from 18/17 BC until AD 69/70.“
  7. Jerusalem's Tyrian Shekel. www.begedivri.com, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „The coins minted in Jerusalem between the years 18 BCE and 65 CE were virtually identical to their predecessors from Tyre with one addition, the letters KP that appear on the reverse on the upper right side.“
  8. Tom Buijtendorp: The Tyrian shekels: overview and new unpublished coins. FORVM ANCIENT COINS, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „In the last stage, from 18 BCE onwards, a very crude series was minted, partly with very worn dies (fig. 7). It has been suggested by Meshorer these coins have been minted in Jerusalem, but this suggestion is not generally supported.“
  9. David Hendin: Die Münze im Maul des Fisches. In: Münzenwoche. 28. Juli 2010, abgerufen am 3. Januar 2020: „Ya’akov Meshorer nimmt an, dass es zwei Hauptemissionen tyrischer Silbermünzen gab. Die erste Emission wurde demnach in Tyros von 126/125 bis 19/18 v. Chr. geprägt, die zweite in Jerusalem von 18/17 v. Chr. bis 69/70 n. Chr. Das ist möglich, allerdings haben andere Numismatiker sich dafür ausgesprochen, dass die zweite Emission – in Stil und Machart grober als die erste – zwar nicht in Tyros geprägt worden sein mag, aber wahrscheinlich auch nicht in Jerusalem.“
  10. Gordon Franz: The Tyrian Shekel and the Temple of Jerusalem. www.biblearchaeology.org, 1. November 2006, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „The shekel, with the laureate head of Melqarth-Herakles (a pagan deity) on the obverse and an eagle (a graven image) on the reverse, averaged 14.2 gm in weight and contained at least 94 per cent silver.“
  11. a b Tom Buijtendorp: The Tyrian shekels: overview and new unpublished coins. FORVM ANCIENT COINS, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „The Tyrian shekels where highly reputed for their silver content of about 97%, much higher then other silver coins in the region. The aimed weight for the full shekel is estimated at around 14.1 gram. For the half shekel the aimed weight would then be half of this or around 7.1 gram.“
  12. David Hendin: Die Münze im Maul des Fisches. In: Münzenwoche. 28. Juli 2010, abgerufen am 3. Januar 2020: „Die Schekel wogen an die 14 g, die Halbschekel nahezu 7 g.“
  13. a b Martin Stowasser: Jesu Konfrontation mit dem Tempelbetrieb von Jerusalem – ein Konflikt zwischen Religion und Ökonomie?(PDF; 252 KB). In: Martin Fitzenreiter (Hrsg.): Das Heilige und die Ware. Zum Spannungsfeld von Religion und Ökonomie (= Internet-Beiträge zur Ägyptologie und Sudanarchäologie – IBAES, Band VII). Berlin 2007, S. 39–51, hier: S. 46.
  14. Tempelsteuer. www.deacademic.com, abgerufen am 3. Februar 2015.
  15. Gordon Franz: The Tyrian Shekel and the Temple of Jerusalem. www.biblearchaeology.org, 1. November 2006, abgerufen am 3. Februar 2015 (englisch): „The Jewish coin makers continued to strike coins with the image of Melqarth-Herakles and the eagle. This was contrary to the clear teachings of the Word of God (Ex 20:3, 4: Dt. 4:16–18; 5:8). Yet the rabbis declared that the Tyrian shekels were the only legal currency that was acceptable in the Temple (Hendin 2001:420–29; 2002:46, 47).“