Ulmer Abiturientengruppe

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Als Ulmer Abiturientengruppe oder Ulmer Schülergruppe[1] werden mehrere Personen aus dem Umfeld einer Jahrgangsstufe am humanistischen Gymnasium Ulm, die Kontakt zu Mitgliedern der Weißen Rose hatten, bezeichnet. Namentlich sind das Heinz Brenner, Heinrich Guter, Walter Hetzel, Hans Hirzel, Susanne Hirzel und Franz Josef Müller.

Situation am humanistischen Gymnasium

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Bis auf Susanne Hirzel, waren alle Genannten Schüler derselben Jahrgangsstufe am humanistischen Gymnasium Ulm, heute Humboldt-Gymnasium Ulm. In der Stufe gab es elf Ulmer Schüler (sowie drei aus dem Umland, die laut Brenner aber außerhalb der Schulzeit nicht erreichbar waren und deshalb nicht in Erscheinung traten). Neben den fünf Schülern Brenner, Guter, Hetzel, Hirzel und Müller, die dem Nationalsozialismus gegenüber kritisch eingestellt waren, galten fünf als indifferent und einer als Sympathisant des Nationalsozialismus. Das Lehrpersonal zu Beginn des Dritten Reichs wird als „konservativ-nationalistisch“.[1], aber naziresistent.[1] eingeschätzt. Später traten mehr Lehrer in die NSDAP ein. Zwei Lehrer der Jahrgangsstufe galten als vom Nationalsozialismus Überzeugte. Nach Angaben von Hetzel hat deren Strenge und Ideologie die, christlich geprägte, Antihaltung der fünf kritischen Schüler verstärkt.

Verbindungen zur Weißen Rose

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  • Susanne Hirzel (1921–2012) war in der Bund-Deutscher-Mädel-Gruppe, die von Inge Scholl (1917–1998) geleitet wurde, und lernte so später auch Sophie Scholl (1921–1943) kennen. Im Mai 1940 begannen Susanne Hirzel und Sophie Scholl eine Ausbildung am evangelischen Kindergärtnerinnen-Seminar in Ulm-Söflingen. 1941 ging Hirzel nach Stuttgart, Scholl nach Krauchenwies bei Sigmaringen.
  • Walter Hetzel (1924–2021) tippe die Schriften von Clemens August Graf von Galen gegen die Ermordung von Kranken auf eine Matrize. Heinz Brenner (1924–2008) vervielfältigen und verteilte sie ab Herbst 1941, hauptsächlich in Stuttgarter Briefkästen; Exemplare erreichten aber auch die Familie Scholl. Hans Scholl (1918–1943) soll von den Aktion und den Schriften elektrisiert gewesen sein. Sie werden als ein Grund gesehen, warum Hans Scholl in den Widerstand ging.
  • Ende 1942 besuchte Sophie Scholl Susanne Hirzel in Stuttgart und bat sie im Widerstand aktiv zu werden.
  • 1942 lernte Hans Hirzel Hans Scholl kennen.
  • Sophie Scholl brachte das fünfte Flugblatt der Weißen Rose im Rucksack nach Ulm. In der Martin-Luther-Kirche falteten, adressierten und frankierten Franz J. Müller (1924–2015) und Hans Hirzel (1924–2006) 1.000 Exemplare des fünften Flugblatts der Weißen Rose.
  • Ende Januar 1943 warf Susanne Hirzel auf Bitten ihres Bruders das versandfertig kuvertierte fünfte Flugblatt der „Weißen Rose“ in Stuttgart in verschiedene Postbriefkästen. Heinrich Guter (1925–2015) wusste von der Aktion, brachte sie aber nicht zur Anzeige.
  • Am 17. Februar 1943 wurde Hans Hirzel von der Gestapo verhaftet, verhört und wieder freigelassen. Er versuchte die Geschwister Scholl in München zu warnen. Am nächsten Tag wurden sie beim Verteilen des sechsten Flugblatts in der Universität vom Hausschlosser gestellt und der Gestapo übergeben.
  • Die Gestapo fand Hetzels Namen in Sophie Scholls Adressbuch.

Prozess und Urteile

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Am 19. April 1943 fand am Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler der zweite Prozess gegen Mitglieder und Unterstützer der Weißen Rose statt. Folgende Strafen wurden für Mitglieder der Ulmer Abiturientengruppe ausgesprochen:[1]

  • Hans Hirzel fünf Jahre Haft wegen Feindbegünstigung, Hochverrat und Wehrkraftzersetzung wegen der Verschickung von Flugblättern
  • Franz Müller fünf Jahre Haft wegen Feindbegünstigung, Hochverrat und Wehrkraftzersetzung wegen der Verschickung von Flugblättern
  • Heiner Guter 18 Monate Haft weil er die Flugblattverschickung nicht angezeigt hatte
  • Susanne Hirzel 6 Monate Haft wegen Beihilfe zum Hochverrat wegen der Verteilung von Flugblättern. Da ihr die Kenntnis des Inhalts nicht nachgewiesen werden konnte, fiel die Strafe geringer aus.

Müller vermutete später, dass Freislers Rassismus – in dessen Augen hatten sie „ein rassisch gutes Aussehen“ – sie vor härteren Urteilen bewahrt habe.

Freisler wird aus dem Prozess wie folgt zitiert:

„Dem Volksgerichtshof fällt auf, daß aus einer Schulklasse drei Schüler (auch Heinrich Guter) in dieser Sache erscheinen und noch weitere erwähnt wurden! Da muß etwas nicht stimmen, was am Geiste dieser Klasse liegt und was der Senat nicht allein diesen Jungen zur Last legen kann. Man schämt sich, daß es eine solche Klasse eines deutschen humanistischen Gymnasiums gibt!“[2]

Gedenken und Erforschung

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Die Ulmer Abiturientengruppe wird in der Ulmer DenkStätte Weiße Rose portraitiert. Das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg widmet sich u. a. der Erforschung der Gruppe.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Michael Kuckenburg: Daraus erwuchs bei uns die Opposition – Die «Ulmer Schülergruppe» 1943 und ihr Gymnasium. Schwäbische Heimat 2013/3 DOI: 10.53458/sh.v64i3.2532, 2013, abgerufen am 15. November 2024.
  2. Webseite der Weiße-Rose-Stiftung über die Ulmer Abiturientengruppe (Memento vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive)