Ulrich W. Sahm
Ulrich Wilhelm Hermann Heinrich Sahm (* 21. April 1950 in Bonn; † 7. Februar 2024 in Bremen[1]) war ein deutscher Journalist und Sachbuchautor. Von 1975 bis 2022 arbeitete er als Nahost-Korrespondent in Jerusalem für verschiedene deutsche Medien.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sahm wurde als Sohn des deutschen Diplomaten Ulrich Sahm geboren. Er wuchs in London und Paris auf. Weitere Stationen der Familie waren Moskau und Ankara. Später kam seine Familie nach Deutschland zurück und 1968 machte Sahm sein Abitur in Heppenheim an der Odenwaldschule.[2]
Er studierte Evangelische Theologie, Judaistik und Linguistik in Bonn, Köln und an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal sowie Moderne hebräische Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem.[3]
Ab 1971 veröffentlichte Sahm wissenschaftliche und feuilletonistische Beiträge in israelischen Zeitungen und deutschen Zeitschriften.
Ab 1975 lebte Sahm in Jerusalem und schrieb als freiberuflicher Korrespondent für verschiedene Medien wie die Tribüne, das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, die Hannoversche Allgemeine, die Mainzer Allgemeine, den Weserkurier, den Tagesspiegel, den Evangelischen Pressedienst, N-tv und die Katholische Nachrichten-Agentur.[4] Später arbeitete er als Nahost-Korrespondent für Israelnetz eines der Medien, der weltweit vernetzten evangelikalen Evangelischen Allianz,[5][6][7] sowie für die Austria Presse Agentur.[8] Sahm schrieb auch für Honestly Concerned e.V.[9] und bis 2017 für die Die Achse des Guten.[10] Zuletzt berichtete er noch sporadisch für Radio 1 (Schweiz), die Schweizer Nachrichtenseite „Audiatur“[11][12] und das domradio in Köln über das Geschehen in Israel[13] und war auch Autor der Jüdischen Allgemeine.
2022 zog er zurück nach Deutschland und ließ sich in Bremen nieder, wo er im Alter von 73 Jahren starb.
Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sahm war »bekannt für einen Schreib- und Berichterstattungsstil, der Solidarität mit Israel zum Ausdruck brachte«. Er wollte »die israelische Sicht« darstellen, »die der Grossteil der deutschen Presse nicht darstellen wollte oder konnte«. Im April 2023 sagte Sahm in einem Interview: »Leider dominiert heute in Deutschland die politische Meinung, dass wir Deutsche allein zu den armen „Palästinensern“ stehen sollten, die von den Israelis angeblich unterdrückt werden ... Leider haben sich viele Deutsche das „palästinensische“ Propaganda-Narrativ zu eigen gemacht, und es gibt zudem einige Israelis, die in die gleiche Kerbe schlagen und diese „Israelkritik“ auf diversen Bühnen in Deutschland weiterverbreiten, wie etwa Professor Ilan Pape, Moshe Zimmermann und Avi Primor.«[14]
Sahm arbeitete insbesondere für das Magazin Israelnetz der Christlichen Medieninitiative pro e. V., einem Zusammenschluss christlich-evangelikaler Journalisten, die eine starke, zulasten der Palästinenser gehende pro-Israel-Haltung vertreten, die sich auch in Sahms Artikeln widerspiegelt. In einem Beitrag für Israelnetz und Audiatur-Online, einer Plattform, die Artur K. Vogel, Chefredaktor der Schweizer Tageszeitung „Der Bund“ als „proisraelische Propaganda Website“ bezeichnet, sprach Sahm von einer „Erfindung“ des palästinensischen Volkes.[15]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alltag im Gelobten Land. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-58014-1.
- Wundersa(h)mes aus Jerusalem. Rezepte und Wissenswertes der israelischen Küche, gewürzt mit ein paar Erinnerungen. Edition Fisch, Rossau 2011, ISBN 978-3-9815429-2-9.
- Vom Brot allein. Jerusalem – Kreuzung von Symbolen. Mit Fotos von Varda Polak-Sahm. Rafael-Verlag, Jerusalem 2000, ISBN 965-555-024-9.
- Jerusalem und die Heiligen Stätten. Mit Itamar Grinberg. Bucher, München 2000, ISBN 3-7658-1249-8.
- Beiträge
- Zwischen Schuld und »Normalität«. In: Gisela Dachs (Hrsg.): Deutsche, Israelis und Palästinenser. Ein schwieriges Verhältnis. Palmyra Verlag, 1999, ISBN 3-930378-25-6, S. 73–90.
- Latente Juden und latente Antisemiten. Die „Antisemitismusdebatte“ im n-tv Forum. In: Nea Weissberg-Bob (Hrsg.): Was ich den Juden schon immer mal sagen wollte… Lichtig Verlag, 2002, ISBN 3-929905-16-7, S. 198–207.
- Das moderne Jerusalem. In: Chaim Noll (Hrsg.): Offene Fragen. 70 Jahre PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland. Synchron-Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-935025-77-7, S. 2011–2016.
- Deutsche Medien und der Nahostkonflikt. In: Klaus Faber, Julius H. Schoeps, Sacha Stawski (Hrsg.): Neu-alter Judenhass. Verlag Berlin-Brandenburg, 2006, ISBN 3-86650-163-3, S. 127–138.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ulrich W. Sahm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Ulrich W. Sahm in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Internetpräsenz von Ulrich Sahm ( vom 4. Oktober 2022 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Imanuel Marcus: Der Quasi-Israeli. Jüdische Allgemeine, 8. Februar 2024 (abgerufen am 8. Februar 2024)
- ↑ Zur Person: Ulrich Sahm ist weit gereist, Mitteldeutsche Zeitung, 14. November 2002
- ↑ Stillstand und Bewegung im Nahen Osten. Nahostexperte Ulrich Sahm spricht an der FH Potsdam, Informationsdienst Wissenschaft, 7. April 2004
- ↑ Aus Politik und Zeitgeschichte. 10/1979, S. 2 (pdf zum Download)
- ↑ Mit 73 Jahren Nahostkorrespondent Ulrich Sahm gestorben von Israelnetz 8. Februar 2024
- ↑ https://www.israelnetz.com/author/usahm/
- ↑ Nachruf Ein wahrer Nahostkenner, von Elisabeth Hausen 20. Februar 2024
- ↑ Auch israelische Juden von US-Einreiseverbot betroffen. In: Die Presse. (diepresse.com [abgerufen am 5. März 2018]).
- ↑ Honestly Concerned. Abgerufen am 2. März 2018 (deutsch).
- ↑ Ulrich Sahm – DIE ACHSE DES GUTEN. ACHGUT.COM. Abgerufen am 2. März 2018.
- ↑ https://www.audiatur-online.ch/tag/ulrich-sahm/
- ↑ Ulrich Sahm: Danke für 50 Jahre Journalismus aus Israel!, von Gastautor 8. Februar 2024
- ↑ Redaktion Audiatur: Jülicher Gesellschaft ehrt Nahost-Korrespondent Ulrich Sahm. In: Audiatur-Online. 22. Januar 2018 (audiatur-online.ch [abgerufen am 2. März 2018]).
- ↑ Yonatan Shay: Ulrich Sahm: Danke für 50 Jahre Journalismus aus Israel! Audiatur online, 8. Februar 2024 (Jüdische Rundschau, April 2023).
- ↑ Palästinenser – die folgenreiche Erfindung eines Volkes, Israelnetz, 6. Oktober 2020, abgerufen am 25. Juli 2023.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Sahm, Ulrich W. |
ALTERNATIVNAMEN | Sahm, Ulrich Wilhelm Hermann Heinrich (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Nahost-Korrespondent |
GEBURTSDATUM | 21. April 1950 |
GEBURTSORT | Bonn |
STERBEDATUM | 7. Februar 2024 |
STERBEORT | Bremen |