Uncle Moses

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Film
Titel Onkel Moses
Originaltitel Uncle Moses
Produktionsland USA
Originalsprache Jiddisch
Erscheinungsjahr 1932
Länge 9 Akte. 2409 Meter / 88 Minuten
Stab
Regie Sidney M. Goldin,
Aubrey Scotto
Drehbuch nach dem Roman von Sholem Asch, Dialoge: Maurice Schwartz
Produktion Yiddish Talking Pictures Inc.,
Louis Weiss,
Rubin Goldberg
Musik Samuel Polonsky
Kamera Frank Zucker,
Buddy Harris
Schnitt Robert Snody
Besetzung

Onkel Moses (englischer Originaltitel: Uncle Moses) ist ein Tonfilm in jiddischer Sprache, den Louis Weiss und Rubin Goldberg 1932 in ihrer Gesellschaft Yiddish Talking Pictures Inc. in New York City produzierten. Regie führten Sidney M. Goldin und Aubrey Scotto, Vorlage für das Drehbuch war das gleichnamige Bühnenstück von Schalom Asch. Die Dialoge schrieb Maurice Schwartz, der auch die Titelrolle spielte.

Samuel Polomsky[1] stellte die Kinomusik zusammen[2] und hatte die musikalische Leitung. Regieassistenten waren Shimen Rushkin und Frank Melford. Frank Zucker und Buddy Harris besorgten die Photographie, die Tonaufnahmen machten Marc S. Ash, Gerre Barton und Armond Schettini. Die Filmbauten schuf Anthony Continer, die technische Leitung hatte Charles Nasca. Die Kostüme stammten aus den Ateliers der Brenner Bros. in New York.[3]

Der Schauspieler Maurice Schwartz (1890–1960) war der bedeutendste Vertreter des damaligen jiddischen Theaters in den USA. Ihm wurden Ehrentitel wie „Der Größte aller jüdischen Schauspieler“ oder „Der [Laurence] Olivier des jiddischen Theaters“ beigelegt.[4]

Im garment district der Lower East Side von N.Y., an der Ecke Orchard- zur Delaney Street, führt Onkel Moses seinen sweat shop wie ein Patriarch. In seiner Kleiderfabrik ist er der Prinzipal seiner jüdischen shnayders, die wie er aus dem gleichen polnischen stedtl Kusmin gekommen sind, um in der najen welt etwas zu werden, nur: Er hat es geschafft, ist etwas geworden, und das zeigt er gerne her. Von Heimweh übermannt, schreibt er dem Kusminer rebben, der auf Besuch in die Fabrik gekommen ist, einen Scheck aus. Das lästige Tagesgeschäft überlässt er seinem bereits erfolgreich amerikanisierten Neffen Sam.

Er selbst, verwitwet, pflegt Frauenbekanntschaften. Als er sich in die junge Mascha, die Tochter eines seiner Angestellten, verliebt, kann er sie zwar zu einer Heirat überreden, doch sie geht nur aufgrund wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zwänge – Onkel Moses soll ihren Vater, dem er gekündigt hat, weil er mit den union men sympathisiert, wieder einstellen – darauf ein, ohne etwas für ihn zu empfinden, denn sie liebt Charlie, den Gewerkschaftsmann.

Der ruft, als Onkel Moses wegen seiner Geschäftspraktiken als baleboss (Hausbesitzer) und der ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in seiner Fabrik immer heftigerer Kritik von Seiten der zunehmenden Gewerkschaftsbewegung ausgesetzt ist, seine Belegschaft zum Streik auf. Da beginnt Onkel Moses, den Amerikanischen Traum anzuzweifeln, den er sich erfüllt zu haben glaubte.

Sholom Aschs Roman Onkel Moses erschien 1918 zuerst in Fortsetzungen in der jüdisch-amerikanischen Tageszeitung Forverts / פֿאָרווערטס.

Der Film entstand bei Metropolitan, einem kleinen Studio in Fort Lee, New Jersey, in nur zwei Räumen[5] zwischen März und April 1932. Er wurde in New York am 20. April 1932 im Clinton-Kino[6][7] uraufgeführt. Er lief auch noch im Benenson Theatre[8] in der Bronx und im Stadium[9] in Brownsville/Brooklyn.

Es war der erste hundertprozentige Tonfilm mit Maurice Schwartz.[10]

Der Schauspieler Zwi Schuler, americanized Zvee Scooler, der den Gewerkschafter Charlie spielte, war auch ein beliebter Radiomoderator beim Sender WEVD, wo er als „Der Grammeister“ in Reimen kommentierte und seine Sendungen mit dem Spruch “Ayer getrayster, Zvee Hirsh Yosef ben Rab Yankef Mendel Halevy Scooler hamekhine der Forverts Sho Grammeister” beendete.[11]

Auch Rubin Goldberg, der den alten Vater des Uncle Moses spielte, war in den USA ein beliebter Schallplatten- und Rundfunkkünstler.[12]

“This is the touching story of a community of Jewish people who live and work in New York’s Lower East Side. The film illustrates their life as they work long, hard days in a sweatshop under the tight fist of it’s manager. But… love soon finds the manager and it opens his eyes to the world and to the concept of kindness. The film follows this wonderful love story until it’s joyful conclusion.”[13]

“To say this Yiddish-language film is dramatically overwrought would be an understatement, but it remains intriguing as a mirror of the Jewish immigrant experience and life on N.Y.C.’s Lower East Side.” (Leonard Maltin).[14]

“Uncle Moses stands as one of the finest examples of Yiddish cinema and is unique in its portrayal of a despotic Jewish factory boss who takes pleasure in seeing the „tables turned“ by employing the former leaders and highly respected men of his shtetl as sweatshop tailors. Uncle Moses is a harsh man who uses his wealth and power to fight against unionization of his shop (by a young idealistic Jew) and manipulate women, especially the daughters of his workers.” (J. Hoberman)[15]

“Einer der ersten in New York entstandenen jiddischen Tonfilme, der sich mit dem Leben der osteuropäischen jüdischen Einwanderern in der „Neuen Welt“ befasst [ … ] Die Textilfabriken und Mietshäuser der Lower East Side bilden den Hintergrund für verschiedene zeitgenössische Themen: romantische Verwicklungen, den Kampf der Industriegewerkschaften und den Zerfall der traditionellen jüdischen Familie.” (vgl. cine-holocaust ID: FBW000231)

“Bedeutungsvoll ist nicht so sehr die Handlung, sondern das Milieu. Die soziale Differenzierung, die im shtetl gottgegeben und zufällig zugleich erschien, hat hier Klassencharakter angenommen, den Onkel Moses aber patriarchalisch überspielen will. Der Schein der Selbständigkeit, der selbst dem Wasserträger im shtetl noch wichtig war, geht hier verloren. Den Vater seiner zukünftigen Braut stellt er als Schneider ein, statt ihm Geld für eine selbständige Existenz zu borgen […] Zwei neue Welten sind erschienen, Kapital und Arbeit, die Onkel Moses, den großen Onkel Moses, menschlich zerbrechen […] „Uncle Moses“ hat schon den Stellenwert eines sozialen Dokuments” (Detlev Clausen in: Ronny Loewy u. a.: Das jiddische Kino. 1982, S. 48)

“Über die Jahrhundertwende flohen Millionen von Ostjuden vor Armut und Verfolgung nach Amerika; viele fanden in New York eine neue Heimat. Der Spielfilm ONKEL MOSES nach einem Theaterstück von Sholom Asch (1880 bis 1957) beschreibt präzise den Umbruch vom traditionellen Judentum zum modernen amerikanischen Lebensstil.” (anon. in “Es war einmal ein Jiddischland”, bei hagalil 26. Februar 1998)

“In zwei der frühesten jiddischen Tonfilme spielen junge Frauen eine zentrale Rolle: Golde in “His Wife’s Lover” (1931) und Mascha in “Uncle Moses” (1932). Wieder wird dargestellt, wie sie unter der Erfahrung der Immigration zu leiden haben. Zwar gewinnen sie in beiden Filmen am Schluss die Oberhand, doch ist Amerika nicht als das golden land of happiness gezeichnet, sondern als ein Ort von Armut, Bedrängnis und Verzweiflung […] Golde und Mascha verkörpern die Frauen der Übergangsgeneration, die sich für ihre Familien opfern. ” (Joyce Antler S. 45)

Wiederveröffentlichung

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Das ZDF strahlte den Film als deutsche Erstaufführung im Fernsehen am 24. April 1990 mit deutschen Untertiteln in einer Reihe mit jiddischen Spielfilmen aus,[16] die der von Hans Peter Kochenrath und Ronny Loewy in Zusammenarbeit mit dem National Center for Jewish Film, Waltham, MA. erstellte 45-minütige Dokumentarfilm »Das jiddische Kino«[17] noch ergänzte; er wurde am 10. April 1983 gesendet.

Der Film erschien auf DVD bei der Fa. yiddishmovie[18] [Nr. 57-DVD] [Copyright © 1999–2009 Rocksalt International Pty Ltd.] in Originalfassung mit englischen Untertiteln.

  • Joyce Antler: Talking Back. Images of Jewish Women in American Popular Culture (= Brandeis series in American Jewish history, culture, and life). Verlag UPNE, 1998, ISBN 0-87451-842-3.
  • Schalom Asch: Onkel Moses. Roman. Deutsch von Siegfried Schmitz. Verlag Ladyschnikow, Berlin 1926. (Paul Zsolnay Verlag, 1929)
  • Detlev Clausen: A naje Welt. Jüdische Westemigration und jiddisches Kino. In: Ronny Loewy u. a.: Das jiddische Kino. 1982, S. 35–52.
  • Alan Gevinson (Hrsg.): Within Our Gates – Ethnicity in American Feature Films, 1911–1960. Verlag University of California Press, 1997, ISBN 0-520-20964-8, S. 1078–1079.
  • Erika Gregor, Ulrich Gregor, Helma Schleif (Red.): Jüdische Lebenswelten im Film. Freunde der Deutsche Kinemathek, Berlin 1993, ISBN 3-927876-06-2.
  • Jim [d. i. James Lewis] Hoberman: Bridge of Light – Yiddish Film Between Two Worlds. geänderte und erweit. Auflage. Dartmouth College Press, Hanover, NH 2010, ISBN 978-0-8052-4107-5, S. 162–63, 223, 398, 403, 414, 418.
  • Stefan Kanfer: Stardust Lost – The Triumph, Tragedy, and Meshugas of the Yiddish Theater in America. Verlag Random House, 2009, ISBN 978-0-307-54747-7, S. 163 f.
  • Ross Laird: New York sessions, 1927–1931. (= Brunswick Records. Band 2). Greenwood Press, London/ Westport, Conn. 2001, ISBN 0-313-31867-0.
  • Ronny Loewy u. a.: Das jiddische Kino. Mit Beiträgen von Mischa Brumlik, Detlev Clausen, Dan Diner, Winfried Günther, Christiane Habich, Gertrud Koch, Cilly Kugelmann und Ronny Loewy. Herausgegeben von Hilmar Hoffmann und Walter Schobert. Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-88799-002-1.
  • Clifford McCarty: Film Composers in America: A Filmography, 1911–1970. überarbeitete Ausgabe. Oxford University Press, 2000, ISBN 0-19-511473-6.
  • Janet Maslin: Maurice Schwartz in Yiddish Drama. In: The New York Times. 21. November 1991.
  • Chantal Catherine Michel: Das Jiddische Kino – Aufstiegsinszenierungen zwischen Schtetl und American Dream. 1. Auflage. Metropol Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86331-081-3.
  • Chantal Catherine Michel: Zwischen Schtetl und Hollywood – Musik im Jiddischen Kino. In: Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung. 8, 2012, S. 231–246. (filmmusik.uni-kiel.de, Datum des Zugriffs: 15. Juli 2012)
  • Dietmar Pertsch: Jüdische Lebenswelten in Spielfilmen und Fernsehspielen. Filme zur Geschichte der Juden von ihren Anfängen bis zur Emanzipation 1871. (= Medien in Forschung und Unterricht. Serie A. Band 35). Verlag Walter de Gruyter, 1992, ISBN 3-11-095212-2, S. 208, 211, 271.
  • Sharon Pucker Rivo: Yiddish Film in the United States. Jewish Women: A Comprehensive Historical Encyclopedia. Jewish Women’s Archive, 20 March 2009. (Viewed on December 5, 2013)

Einzelnachweise

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  1. vgl. McCarty S. 231 u. 520
  2. u. a. aus Werken von Anton Rubinstein [u. a. Kamennoi Ostrow, Op. 10, No. 22], vgl. cine-holocaust
  3. alle Daten nach: Ronny Loewy u. a.: Der jiddische Film. S. 110.
  4. vgl. this film features the commanding performance of Maurice Schwartz, often billed as „the greatest of all Yiddish actors“, or the „Olivier of the Yiddish stage.“, so bei cuny.edu
  5. vgl. Kanfer S. 163.
  6. vgl. cinematreasures
  7. Uncle Moses. In: Turner Classic Movies. Abgerufen am 29. März 2020 (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich).
  8. vgl. cinematreasures
  9. vgl. cinematreasures
  10. vgl. Plakat in his first all-talking picure
  11. vgl. livingtradition (Memento vom 10. Februar 2011 im Internet Archive): “Zvee Scooler was born in Kamenets-Podolsk (now Kamianets-Podilskyi, Ukraine) in 1899 and arrived in America with his family in 1912. By 1916 he made his first appearance on the stage—in an amateur Hebrew-language theatrical—and soon thereafter became a regular chorus member in Maurice Schwartz’s Yiddish Art Theatre. He appeared with all the major companies of the day, such as the Irving Place Theatre with Ludwig Satz and the Folks-Teater. His first English-language role came in 1926 in “We Americans” starring Edward G. Robinson (Paul Muni was also in the cast). He again appeared on Broadway in 1928 in a 29-performance dud called “The Command Performance,” after which he did not make a Broadway appearance until “Fiddler on the Roof” opened in 1964. He returned to Yiddish with an appearance in the 1932 film classic “Uncle Moses,” playing Charlie, the young love interest”.
  12. vgl. Plakat The Jewish Radio Favorite und Schallplatten auf dem Brunswick-label; Brunswick 67 133-A: Jewish Comic Recitation Die Waiber’she Game (Women’s Game) ‘Rubin Goldberg, Komiker’; Brunswick 67 133-B: Jewish Comic Recitation Hikatch (The Stutterer) ‘Rubin Goldberg, Komiker’, aufgen. N.Y., 10. November 1928, vgl. Ross Laird S. 640, Etikett abgeb. bei ebayimg.com (abgerufen am 14. Februar 2016)
  13. Ankündigung eines anonymus bei yiddishmovie
  14. Leonard Maltin: Leonard Maltin’s Classic Movie Guide. Plume, New York 2015, ISBN 978-0-14-751682-4, S. 743 (englisch).
  15. in: J. Hobermann: Bridge of Light – Yiddish Film Between Two Worlds. 2010. zit. nach jewishfilm.org
  16. Uncle Moses. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 29. März 2020.
  17. vgl. cine-holocaust.de (Memento vom 19. Februar 2007 im Internet Archive) und hagalil
  18. yiddishmovie