Unfallrate

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Unfallrate ist in der Statistik und Unfallforschung das Verhältnis aller Unfälle eines bestimmten Systems innerhalb eines untersuchten örtlichen und zeitlichen Rahmens zur allgemeinen Benutzungshäufigkeit und der Größe dieses Systems.

Die Unfallrate ist eine Kennzahl, die sowohl auf Staatsebene als auch regional ermittelt werden kann. Sie stellt die Anzahl aller Unfälle der Gesamtzahl aller Transaktionen gegenüber. Vereinfacht ausgedrückt wird für die Berechnung der Unfallrate die Anzahl der Unfälle durch die Anzahl der Fahrten dividiert.[1] Die Unfälle werden dabei auf einen bestimmten Ort oder eine Region sowie auf einen bestimmten Zeitraum eingegrenzt. Sie können nach der Unfallart (beispielsweise Arbeitsunfall, Haushaltsunfall, Sportunfall oder Straßenverkehrsunfall) oder nach dem verunfallten Verkehrsmittel (motorisierte: Bahnen, Busse, E-Bikes, E-Scooter, Flugzeuge oder Schiffe wie Binnen- oder Seeschiffe, Containerschiffe und Fähren sowie Segways; nicht motorisierte: Fahrräder, Fußgänger, Skateboards, Tragtiere und Tretroller) unterschieden werden.

Ermittlung im Straßenverkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zahl der Straßenverkehrsunfälle einer bestimmten Straße pro Jahr beispielsweise macht für sich betrachtet noch keine verwertbare Aussage über die Gefährlichkeit dieser Straße, weil auf besonders verkehrsbelasteten oder besonders langen Straßen auch entsprechend mehr Unfälle geschehen. Erst die Unfallrate, d. h. der Quotient aus Unfallzahl und dem Produkt aus Verkehrsstärke und Abschnittslänge, ergibt eine brauchbare Aussage über das Risiko, auf dieser Straße in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden.

Datengrundlage zur Berechnung der Unfallrate im Straßenverkehr sind die Unfallzahlen (in der Regel pro Jahr), die Abschnittslängen und die aufgrund amtlicher Zählungen errechnete Durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke () eines möglichst aktuellen Bezugsjahrs . Als Formel ausgedrückt[2] ergibt sich:

.

Eine bestimmte Straße oder ein Straßenabschnitt gilt als unfallträchtiger Unfallschwerpunkt, wenn die Unfallrate über 20 % liegt. Unfallträchtig ist heute ein Begriff des Bereiches Verkehr, obwohl Unfälle im Haushalten und am Arbeitsplatz keineswegs selten sind.[3] Unfallschwerpunkt ist die Konzentration von gleichen oder ähnlichen Unfällen an einem bestimmten Ort. Die Richtwerte für Unfallschwerpunkte gehen in NRW[4] von drei Unfällen auf Gemeinde-, Kreis-, Landes- und Bundesstraßen (außerorts <500 Meter), auf Autobahnen von drei Unfällen (Auf- oder Abfahrt, <500 Meter) bzw. 6 Unfällen (Strecke, <1000 Meter) aus.

Andere Unfallarten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unfallraten können auch in anderen Fachgebieten berechnet werden. Grundlage ist hierbei stets der Quotient aus Unfallzahl und Benutzungshäufigkeit. Letztere entspricht etwa bei Arbeitsunfällen der Anzahl der Mitarbeiter (), Mannstunden/-jahre oder der Arbeitszeit in einem Unternehmen bzw. einer Abteilung:

.

Etwa bei Sportunfällen wird die Zahl der (z. B. jährlichen) Benutzer einer Sportanlage ins Verhältnis der Sportunfälle gesetzt. Im Luftverkehr bezieht man die Unfallrate auf die Anzahl der Flugunfälle pro einer Million Flüge.[5]

Werden in den Zähler des Quotienten nicht die absoluten Zahlen der Unfälle, sondern die volkswirtschaftlichen Unfallkosten eingesetzt, spricht man von der Unfallkostenrate oder Unfallkostendichte.

Das Unfallrisiko ist die Gefahr, in einen Unfall verwickelt zu werden. Es ergibt sich aus der Unfallrate. Je höher die Unfallrate ist, umso höher ist das Unfallrisiko.

Das Unfallrisiko kann für alle Verkehrsmittel ermittelt werden. Im Jahre 2000 gab es folgende Todesfälle bei der Nutzung von Verkehrsmitteln:[6]

Verkehrsmittel Anzahl Tote 2000 Unfallrisiko 2017 in %
PKW 4023 56,64 %
Motorrad 964 7,45 %
Fahrrad 635 20,57 %
Bahn 247 2,5 %
LKW 230 2,4 %
Mofa/Moped 810 3,49 %
Flugzeug 1410 0,9 %
Bus 2019 1,4 %

Danach ist das Unfallrisiko mit PKW und Fahrrädern am höchsten, das geringste Unfallrisiko weisen Busse und Flugzeuge auf.

Weblinks/Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Josef Krems, Mark Vollrath: Verkehrspsychologie: Ein Lehrbuch für Psychologen, Ingenieure und Informatiker. Kohlhammer Verlag, 2011, ISBN 978-3-17-020846-9.
  2. BASt: Begleitbericht und Ergänzung des Merkblatts 'Ermittlung der Wirksamkeit von Verkehrsbeeinflussungsanlagen'. Endbericht zu FE 03.0425/2007/IGB. 2009.
  3. Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. (Hrsg.), Muttersprache, 1997, S. 128
  4. gemäß Runderlass Aufgaben der Unfallkommission in Nordrhein-Westfalen vom Juni 2017
  5. IATA Releases 2017 Airline Safety Performance. IATA, 22. Februar 2018, abgerufen am 3. Oktober 2018.
  6. Statistisches Bundesamt, Unfallrisiko in Deutschland, Juli 2017