UnschLag

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UnschLag (russisch Унжлаг), auch Besserungs- und Arbeitslager Unscha (Унженский ИТЛ, d. h. Унженский исправительно-трудовой лагерь), war ein Besserungsarbeitslager (ITL) des Gulag-Lagersystems. UnschLag mit seinen Außenstellen lag im Einzugsgebiet der Unscha (russisch Унжа), einem Nebenfluss der Wolga im europäischen Teil Russlands in der Oblast Gorki (heute Oblast Nischni Nowgorod). Der Name UnschLag ist abgeleitet vom Namen des Flusses Unscha und dem (russischen) Wort Lager.

Das Lager war lange Zeit der „Hauptverwaltung der Lager in der Forstwirtschaft“ (ULLP, ab 1947 GULLP) des NKWD (beziehungsweise des MWD) unterstellt, die aufgrund des Befehls 00212 des NKWD errichtet wurde.[1] Das Lager UnschLag bestand allerdings bereits seit dem 2. Februar 1938 und war noch in den 1960er Jahren in Betrieb.[2][3] Die Verwaltung des Lagers und dessen Lagerpunkte befanden sich in der Eisenbahnhaltestelle Suchobeswodnoje (Сухобезводное) an der Gorki-Eisenbahn, die häufig synonym zu UnschLag genannt wird.[2] In diesem Gebiet befanden sich auch die etwa 28 Außenstellen, sogenannte Lagerpunkte des Lagers;[4] die Strecke von Suchobezwodnoje nach Lapschanga (auch Sewerny) war ein in den 1930er Jahren fertiggestellter Teil der geplanten längeren Trasse GorkiKotelnitsch (beginnend in Wladimir), die für Gorki den Norden erschließen sollte, aber nie zu Ende gebaut wurde. Die Eisenbahn eignete sich jedoch gut für den Transport des Holzes und als Verbindung zwischen den einzelnen Lagerpunkten.[5][6] Das Lager verfügte über drei Krankenhäuser, zwei Holzfabriken und zwei Textilfabriken.[4]

Die Arbeiten umfassten in erster Linie Holzgewinnung (unter anderem für Moskau und für die Papierindustrie) und Holzverarbeitung, ferner dann ebenfalls Metallarbeiten, Arbeiten in der Konsumgüterindustrie, Landwirtschaft und im Straßenbau, teilweise auch Reparaturarbeiten an den bestehenden Eisenbahnstrecken, von denen einige schmalspurig waren.[2][3]

Lew Kopelew, der in UnschLag etwa 1945/1946 einen Teil seiner ersten (kurzen) Haftstrafe verbrachte[7], beschreibt das Leben im Lager in seinem Roman Aufbewahren für alle Zeit! (1976, russisch Хранить вечно) im Kapitel 26[4].

Insassenzahlen im Lager UnschLag wurden aus dem Portal MEMORIAL Deutschland e. V. übernommen und basieren auf offiziellen Zahlen der Lagerverwaltung beziehungsweise der zuständigen NKWD/MWD-Abteilungen.[3] Zusätzliche Angaben wurden ergänzt.

Datum Anzahl Datum Anzahl Datum Anzahl
01.04.1938 15.245  a)  b) 01.01.1943 23.904  c) 01.01.1953 29.551
01.01.1939 16.469 01.01.1944 17.488 15.07.1953 21.100  i)
01.01.1940 19.986 01.01.1945 19.867  d) 01.01.1954 25.351
01.01.1941 23.676 01.01.1946 17.633  e) 01.01.1955 23.124
01.07.1941 27.278 01.01.1948 30.146  f) 01.01.1956 22.355
01.01.1942 22.527 01.01.1950 30.210  g) 01.01.1957 16.496
01.04.1942 24.020 01.01.1952 29.282  h) 01.01.1959 14.127  j)

Andere (ergänzende) Angaben:

a) 
Anfang 1938: 15.000 Häftlinge[5]
b) 
Zum 1. Oktober 1938 15.487 Häftlinge, davon 8.265 als „konterrevolutionäre“ und 3.547 als „sozial-gefährliche“ / „sozial-schädliche“ Elemente verurteilt.[3]
c) 
Davon 4.980 Frauen und 10.681 wegen konterrevolutionärer Verbrechen verurteilt.[3]
d) 
Lew Kopelew (ca. 1945–1946 in UnschLag gefangen) spricht von 24.000 bis 25.000 Häftlingen[4]
e) 
Zum 1. Juli 1946 wurden auch 2.923 deutsche Zwangsumsiedler gezählt.[3]
f) 
1948: 30.000 Häftlinge[5]
g) 
30.000 Anfang 1950er Jahre, darunter 9.000 für konterrevolutionäre Tätigkeit festgehalten; 1.500 Frauen insgesamt[2]
h) 
Zum 1. Mai 1952 28.973 Häftlinge, davon 1.428 Frauen und 8.563 wegen konterrevolutionärer Verbrechen verurteilt.[3]
i) 
Einschließlich der Häftlinge des zuvor geschlossenen Lagers Warnawino.[3]
j) 
Im Januar 1960: etwa 13.000 Häftlinge[5]

Unter den Häftlingen befanden sich – außer anderen bekannten Namen – auch etliche Deutsche[3]:

Einzelnachweise

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  1. Hauptverwaltung der Lager in der Forstwirtschaft (GULLP). Portal MEMORIAL Deutschland e. V., online auf: gulag.memorial.de/...
  2. a b c d Vladimír Bystrov: Únosy československých občanů do Sovětského Svazu v letech 1945-1955. Edition Svědectví, hrsg. vom Úřad dokumentace a vyšetřování zločinů komunismu ÚDV, eine Einrichtung des Innenministeriums der Tschechischen Republik, Prag 2003, 343 Seiten, ISBN 80-7312-027-5, online auf: szcpv.org/..., Abschnitt Ozerlag, Seite 270f.
  3. a b c d e f g h i Sergei Sigatschow, Sergei Filippow: UNSCHA-ITL (UnschLag). Portal MEMORIAL Deutschland e. V., online auf: www.gulag.memorial.de/...
  4. a b c d Lew Sinowjewitsch Kopelew: Хранить вечно (Aufbewahren für alle Zeit!), Kapitel 26: Сухобезводная. Унжлаг. Online auf: e-reading.club/
  5. a b c d Унжлаг [TR/3961]. Описание окружающей местности. Online auf: geocaching.su/...
  6. Nikolaj Morochin: Таёжная артерия. In: Gudok, 20. Juli 2012, online auf: gudok.ru/...
  7. Lew Sinowjewitsch Kopelew, Lebenslauf auf dem Portal MEMORIAL Deutschland e. V. Online auf: gulag.memorial.de/...

Koordinaten: 57° 2′ 44,2″ N, 44° 53′ 28,3″ O