Usama Al Shahmani

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Usama Al Shahmani beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2022

Usama Al Shahmani (* 1971 in Bagdad) ist ein irakisch-schweizerischer Schriftsteller und Übersetzer.

Usama Al Shahmani wuchs in Nasirija[1] auf. Er war 9 Jahre alt, als der Irakisch-Iranische Krieg begann. So war seine Schulzeit vom Krieg überschattet.[2] An der Universität in Bagdad studierte er arabische Sprache und moderne arabische Literatur und bekleidete dort eine Assistentenstelle. In seiner Doktorarbeit befasste er sich mit dem zeitgenössischen Dichter Mahmud Al Buraikan, der es vorzog, in der Zeit der Diktatur nicht zu publizieren. Allein durch sein Schweigen machte sich Al Buraikan verdächtig, und selbst dem Doktoranden begegnete das Regime von nun an mit Misstrauen, wie Al Shahmani in einem Interview mit dem Deutschlandfunk ausführt[3]. 2002 wird ein Theaterstück von Al Shahmani an einer Universitätsbühne in Basra angenommen, aber schon nach der dritten Aufführung verboten. Alle Beteiligten wurden nun vom Geheimdienst Saddam Husseins verfolgt, Al Shahmani gelingt die Flucht in die Schweiz, wo er fast zwei Jahre in Flüchtlingsunterkünften lebt und sich Deutsch selbst beibringt.[4] Heute lebt Usama Al Shahmani mit Familie in Frauenfeld.

Al Shahmani veröffentlichte drei Bücher über arabische Literatur und übersetzte Friedrich Schleiermacher, Jürgen Habermas und andere deutschsprachige Autoren ins Arabische. Daneben schrieb er bislang drei Romane auf Deutsch, die allesamt auf seiner Herkunft und der Auseinandersetzung mit dem Exil gründen. In Die Fremde – ein seltsamer Lehrmeister, ein Buch, das zusammen mit Bernadette Conrad entstand, zeigt er auf, wie Exilerfahrung, die Auseinandersetzung mit der fremden Sprache und Kultur, auch das Potential zur persönlichen Weiterentwicklung bergen kann. Der Roman In der Fremde sprechen die Bäume arabisch ist Trauerarbeit um seinen im Irak verschollenen jüngeren Bruder, dessen Verbleib die Familie trotz ungeheurer Anstrengungen nicht aufklären kann. Um die Frage geglückter oder misslungener Integration geht es im Roman Im Fallen lernt die Feder fliegen: Hier geht eine in den Westen ausgewanderte Familie zurück in die Heimat, in den Irak. Für die Töchter aber ist der Irak nun die Fremde, weshalb sie in die Schweiz zurückkehren. Im Jahr 2022 erschien der Roman Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt.

Auf Einladung von Michael Wiederstein las Al Shamani beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2022.

Werke auf Deutsch

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  • Die Fremde – ein seltsamer Lehrmeister: eine Begegnung zwischen Bagdad, Frauenfeld und Berlin. Zusammen mit der Autorin Bernadette Conrad. Limmat Verlag, Zürich 2016.
  • In der Fremde sprechen die Bäume arabisch. Roman. Limmat Verlag, Zürich 2018.
  • Im Fallen lernt die Feder fliegen. Roman. Limmat Verlag, Zürich 2020.
  • Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt. Roman. Limmat Verlag, Zürich 2022, ISBN 978-3-03926-042-3

Werke auf Arabisch

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  • Über die Gruppe 47. Eine Forschung. Verlag der Universität Basra 1999.
  • Der Dichter Mahmud al Buraikan und sein Text. Ein Beitrag zur modernen arabischen Dichtung. Arab Encyclopedia House. Beirut 2004.
  • Schreiben im Zeitalter der Postmoderne. Verlag The General House of Cultural Affairs, Bagdad 2014.

Übersetzungen ins Arabische

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  • Ivo Zanoni: Der Dichter am Bahnhof: Al-Hadara Publishing, Kairo 2010.
  • Jürgen Habermas: Zwischen der säkularen Vernunft und dem religiösen Glauben. Auswahl von Aufsätzen. Institut Philosophie Bagdad 2011.
  • Peter Heine: Der Islam. Verlag Westöstlicher Diwan, Beirut 2012.
  • Osten–Westen. Auf den Wegen zwischen Ost und West. Herausgegeben vom Historischen Museum Basel, 2013.
  • Thomas Hürlimann: Fräulein Stark. Verlag The General House of Cultural Affairs, Bagdad 2013.
  • Friedrich Daniel Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern. Verlag Al Tanweer, Beirut 2017.
  • 2018 Förderpreis der Stadt Frauenfeld[5]
  • 2019 Terra Nova-Literaturpreis der Schweizerischen Schillerstiftung[6]
  • Förderpreis des Kanton Thurgau, 2019

Einzelnachweise

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  1. https://www.schillerstiftung.ch/literatur/2019-2/
  2. O-T Usama Al Shahmani im ORF-Video-Porträt: https://bachmannpreis.orf.at/stories/3155777/
  3. Britta Bürger (Moderatorin): Literaturwissenschaftler Usama Al Shahmani: „Heimat ist ein Gefühl“. In: Deutschlandfunk Kultur. 18. Dezember 2018, abgerufen am 9. Juni 2022.
  4. Britta Bürger (Moderatorin): Literaturwissenschaftler Usama Al Shahmani: „Heimat ist ein Gefühl“. In: Deutschlandfunk Kultur. 18. Dezember 2018, abgerufen am 9. Juni 2022.
  5. https://www.frauenfeld.ch/kultur-freizeit/kultur/instrumente-der-kulturfoerderung/liste-der-preistraeger.html/749
  6. https://www.schillerstiftung.ch/literatur/2019-2/