Vanguard (Schiff, 1910)

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Vanguard
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Schlachtschiff
Klasse St-Vincent-Klasse
Bauwerft Vickers, Barrow-in-Furness
Bestellung 6. Februar 1908
Kiellegung 2. April 1908
Stapellauf 22. Februar 1909
Indienststellung 1. März 1910
Verbleib gesunken am 9. Juli 1917
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 163,30 m (Lüa)
Breite 25,60 m
Tiefgang (max.) 8,50 m
Verdrängung Standard: 19.560 t
Einsatz: 23.030 t
 
Besatzung 718 Mann
Maschinenanlage
Maschine 18 × Babcock & Wilcox Wasserrohrkessel
2 × Parsonsturbine mit Direktantrieb
Maschinen­leistung 24.500 PS (18.020 kW)
Höchst­geschwindigkeit 21 kn (39 km/h)
Propeller 4
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtelpanzer: 203–254 mm
  • Panzerdeck: 20–75 mm
  • Schott: 100–200 mm
  • Kommandoturm: 200–280 mm
  • schwere Artillerie
    Türme: 280 mm
    Barbetten: 130–230 mm

Die Vanguard, auch HMS Vanguard, war ein Schlachtschiff (Dreadnought) der St-Vincent-Klasse der britischen Marine, das 1910 in Dienst gestellt wurde und im Juli 1917 in Scapa Flow durch eine interne Explosion zerstört wurde.

Geschichte des Schiffs

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Die Vanguard wurde am 2. April 1908 Barrow-in-Furness auf Kiel gelegt, am 22. Februar 1909 vom Stapel gelassen und am 1. März 1910 für den Einsatz in der 1. Division der Home Fleet in Dienst gestellt[1]

Zwischen dem 17. und 20. Juli 1914 nahm die Vanguard an einer Test-Mobilmachung und Flottenüberprüfung als britische Reaktion auf die Julikrise teil. Nach ihrer Ankunft in Portland am 25. Juli erhielt sie den Befehl, sich vier Tage später mit dem Rest der Home Fleet nach Scapa Flow zu begeben,[1] um die Flotte vor einem möglichen deutschen Überraschungsangriff zu schützen.[2]

Erster Weltkrieg

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Im August 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wurde die Home Fleet als Grand Fleet reorganisiert und dem Kommando von Admiral Jellicoe unterstellt.[3] Am 16. Oktober wurde die Vanguard zusammen mit ihrem Geschwader nach Loch na Keal an der Westküste Schottlands entsandt. Am Morgen des 27. Oktober brach man zu Schießübungen vor der Nordküste Irlands auf. Am Abend des 22. November 1914 unternahm die Grand Fleet einen erfolglosen Vorstoß in die südliche Hälfte der Nordsee, wobei die Vanguard mit dem Hauptverband zur Unterstützung des 1. Schlachtkreuzergeschwaders von Vizeadmiral David Beatty bereitstand. Am 27. November war die Flotte zurück im Hafen von Scapa Flow.[4]

Raid auf Scarborough, Hartlepool und Whitby

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Am 14. Dezember hatte Room 40, eine nachrichtendienstliche Abteilung der britischen Admiralität, deutsche Funksprüche entschlüsselt, die Admiral von Ingenohls Plan für einen Angriff auf Scarborough, Hartlepool und Whitby durch Franz von Hippers Aufklärungsgruppe I enthielten. In Unkenntnis der Briten sollte Hipper jedoch durch die Hochseeflotte verstärkt werden. Die Briten stachen am 15. Dezember in See mit der Absicht, die deutschen Schiffe auf ihrer Rückfahrt in einen Hinterhalt zu locken. In den frühen Morgenstunden des 16. Dezember und bei schwerer See kam es zum Gefecht zwischen britischen und deutschen Zerstörern. Doch von Ingenohl befahl seinen Schiffen aus Sorge vor einem massierten Angriff britischer Zerstörer abzudrehen.[5]

Ende Dezember führte die Grand Fleet weitere Patrouillen in der Nordsee durch, jedoch ohne auf deutsche Schiffe zu treffen. Am Abend des 23. Januar lief der größte Teil der Grand Fleet von Scapa Flow aus, um Beattys Schlachtkreuzer zu unterstützen, war jedoch zu weit entfernt, um am folgenden Tag am Gefecht auf der Doggerbank teilnehmen zu können.[6] Vom 7. bis 10. März unternahm die Grand Fleet eine Aufklärungsfahrt in der nördlichen Nordsee, bei dem sie Übungsmanöver durchführte.[7] Vom 17. bis 19. Mai und vom 29. bis 31. Mai unternahm die Grand Fleet Vorstöße in die zentrale Nordsee, ohne auf deutsche Schiffe zu stoßen. Vom 11. bis 14. Juni führte die Flotte erneut Geschütz- und Gefechtsübungen westlich von Shetland durch.[8] Vom 2. bis 5. September unternahm die Flotte eine weitere Fahrt in der Nordsee, bei der sie Geschützübungen durchführte, und verbrachte den Rest des Monats mit zahlreichen Trainings. Vom 13. bis 15. Oktober unternahm das Schiff zusammen mit dem Großteil der Grand Fleet einen weiteren Einsatz in der Nordsee. Fast drei Wochen später, vom 2. bis 5. November, nahm die Vanguard an einer weiteren Flottenübung westlich von Orkney teil.[9] In der Nacht zum 25. März verließen die Vanguard und der Rest der Flotte Scapa Flow, um Beattys Schlachtkreuzer bei dem Angriff auf den deutschen Zeppelinstützpunkt in Tondern zu unterstützen. Als sich die Grand Fleet am 26. März dem Gebiet näherte, hatten sich die britischen und deutschen Streitkräfte bereits getrennt und ein starker Sturm bedrohte die kleineren Schiffe, so dass die Flotte den Befehl erhielt, zur Basis zurückzukehren. Am 21. April führte die Grand Fleet ein Ablenkungsmanöver vor Horns Riff durch, um es der kaiserlich russischen Marine zu ermöglichen ihre Minenfelder in der Ostsee neu zu verlegen.[10] Am 24. April kehrte die Flotte nach Scapa Flow zurück, erhielt dort neuen Proviant, neue Munition und neue Kohle und stach erneut in Richtung englischer Ostküste in See, da man aufgrund von Geheimdienstberichten einen Angriff der Deutschen auf Lowestoft befürchtete. Man erreichte das Gebiet aber erst, nachdem sich die Deutschen bereits zurückgezogen hatten.[11]

Skagerrakschlacht

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Um einen Teil der Grand Fleet aus ihren Häfen zu locken und zu vernichten, verließ die deutsche Hochseeflotte, bestehend aus 16 Schlachtschiffen, 6 Einheitslinienschiffen und weiteren Schiffen, am frühen Morgen des 31. Mai Wilhelmshaven. Die Flotte fuhr in gemeinsamer Formation mit den fünf Schlachtkreuzern von Vizeadmiral Franz Hipper. Die nachrichtendienstliche Abteilung der britischen Admiralität Room 40 hatte den deutschen Funkverkehr mit den Operationsplänen abgefangen und entschlüsselt. Daraufhin befahl die Admiralität der Grand Fleet, die insgesamt 28 Schlachtschiffe und 9 Schlachtkreuzer umfasste, noch in der Nacht auszulaufen, um die Hochseeflotte abzuschneiden und zu vernichten.

Manöver der britischen (blau) und deutschen (rot) Flotte vom 31. Mai bis 1. Juni 1916

Anschließende Aktivitäten

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Am 22. April 1918 fuhr die Hochseeflotte zum letzten Mal nach Norden, um einen Konvoi nach Norwegen abzufangen, musste aber zwei Tage später umkehren, nachdem der Schlachtkreuzer SMS Moltke einen Motorschaden erlitten hatte. Die Grand Fleet lief am 24. April von Rosyth aus, als die Operation entdeckt wurde, konnte die Deutschen aber nicht mehr einholen.[12]

Während sie in Scapa Flow längsseits der Royal Oak vor Anker lag, explodierte die Vanguard am 9. Juli 1917 um 23:30 Uhr und sank innerhalb von wenigen Sekunden. Der Explosionsblitz soll die ganze Flotte taghell beleuchtet haben. Ein Reporter der Lokalzeitung „The Orcadian“ beobachtete eine V-förmige Feuersäule, dann eine „furchtbare Explosion“ und anschließend einen Regen brennender Trümmer, der über ganz Scapa Flow niederging und auf der Insel Flotta einen Teil der Heide in Brand setzte.[13] Andere Augenzeugen beobachteten eine erste Explosion nahe dem Vormast, der zwei wesentlich schwerere Detonationen folgten, die erste im Bereich der mittleren Geschütztürme P und Q, die zweite war wegen Flammen und Rauch nicht mehr genau zu lokalisieren.[14] Nur zwei Besatzungsmitglieder überlebten die Katastrophe, ein Offizier starb an seinen Verletzungen. Zu den Opfern gehörte auch ein japanischer Verbindungsoffizier. Etwa 70 Männer überlebten, weil sie sich zum Zeitpunkt des Unglücks an Land oder auf anderen Schiffen befanden. Die lange unsichere exakte Anzahl der Opfer beläuft sich neueren Forschungen zufolge auf 843.[13] Man vermutete, dass es einen nicht erkannten Brand in einem Kohlebunker gegeben habe. Dadurch sei an einem angrenzenden Schott gelagertes Kordit im Munitionsmagazin für die Geschütztürme P und Q so erhitzt worden, dass es sich entzündete und eine Explosion des Magazins auslöste. Es ist jedoch auch denkbar, dass das Kordit aufgrund chemischer Zerfallsprozesse instabil wurde und sich selbst entzündete.[14]

Die mit einer Boje markierten Reste der Vanguard liegen etwa 1,5 km nordnordöstlich der Insel Flotta auf der Position 58° 51′ N, 3° 6′ WKoordinaten: 58° 51′ 0″ N, 3° 6′ 0″ W in 34 m Tiefe. Das Wrack weist massive Zerstörungen durch die Explosion auf; eine Sektion des Bugs mit Pollern und Ankerwinden steht aufrecht auf dem mit Trümmern übersäten Meeresgrund, vom Heck existiert nur noch ein etwa 20 m langes Teilstück.[15] Die Überreste der Vanguard haben den Status eines Kriegsgrabs und werden durch den Protection of Military Remains Act von 1986 als „Controlled Site“ geschützt. Dies bedeutet für die Wrackposition und einen Umkreis von 200 m ein striktes Tauchverbot, das nur in Ausnahmefällen aufgehoben wird. Auch jegliche Form von Bergungsaktivität ist untersagt.[16]

Der Untergang der Vanguard ist bis heute das schwerwiegendste Explosionsunglück in der Geschichte Großbritanniens und einer der schwersten Unglücksfälle in der Geschichte der Royal Navy. An die 843 Toten erinnert ein keltisches Hochkreuz auf dem Friedhof von Lyness auf der Insel Hoy, wo sich auch die Gräber von 18 geborgenen Opfern befinden.

  • R. A. Burt: British Battleships of World War One. Naval Institute Press, Annapolis 1986, ISBN 0-87021-863-8 (englisch).
  • N J M Campbell: Jutland : an analysis of the fighting. Lyons Press, New York 2000, ISBN 978-1-55821-759-1 (englisch).
  • Julian S Corbett; Henry John Newbolt: Naval operations: history of the Great War based on official documents. Naval and Military Press, Uckfield 2003, ISBN 978-1-84342-493-2 (englisch).
  • Randal Gray (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis 1985, ISBN 0-85177-245-5 (englisch).
  • Paul G. Halpern: A Naval History of World War I. Naval Institute Press, Annapolis 1995, ISBN 1-55750-352-4 (englisch).
  • John Jellicoe: The Grand Fleet, 1914–1916: Its Creation, Development, and Work. George H. Doran Company, New York 1919, OCLC 13614571 (englisch).
  • Robert K. Messie: Castles of Steel. Britain, Germany, and the Winning of the Great War at Sea. Random House, New York 2003, ISBN 0-679-45671-6 (englisch).
  • V. E. Tarrant: Jutland. The German Perspective. A New View of the Great Battle, 31 May 1916. Brockhampton Press, London 1999, ISBN 1-86019-917-8 (englisch).
  • William Schleihauf: Disaster in Harbour: The Loss of HMS Vanguard, siehe in: The Northern Mariner / le Marin du Nord, Bd. 10, Nr. 3 (July 2000) (PDF; 1,4 MB)

Einzelnachweise

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  1. a b Burt: British Battleships of World War One S. 86ff.
  2. Massie: Castles of Steel S. 19.
  3. Preston: Great Britain and Empire Forces. in Conway's All the World's Fighting Ships 1906–1921 S. 32.
  4. Jellicoe: The Grand Fleet, 1914–1916 S. 163ff.
  5. Tarrant: Jutland S. 28f.
  6. Jellicoe: S. 194ff, 206, 211f.
  7. Jellicoe: S. 194ff., S. 206f.
  8. Jellicoe: S. 217ff., S. 221f.
  9. Jellicoe: S. 228, S. 243, S. 246, S. 250, S. 253.
  10. Jellicoe: S. 271, S. 275, S. 279f., S. 284, S. 286.
  11. Jellicoe: S. 286ff.
  12. Newbolt: Naval Operations. History of the Great War Based on Official Documents. Vol. V. S. 235ff.
  13. a b The Orcadian, July 11, 2002: Research puts Vanguard loss at 843 (Memento vom 27. Oktober 2010 im Internet Archive)
  14. a b Report of the Court of Enquiry into the Circumstances Attending the Loss of H. M. S. Vanguard on the 9th July, 1917
  15. Rod Macdonald: Dive Scapa Flow, Edinburgh/London 1998, S. 144–145
  16. Office of Public Sector Information: The Protection of Military Remains Act 1986 (Designation of Vessels and Controlled Sites) Order 2008